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Dracula, my love - das geheime Tagebuch der Mina Harker

Dracula, my love - das geheime Tagebuch der Mina Harker

Titel: Dracula, my love - das geheime Tagebuch der Mina Harker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Syrie James
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Burgmauer hinunterklettern kann, um in jenes bewusste Zimmer zu gelangen, und der dies sogar
     wiederholt fertigbringt, ganz bestimmt keinen dauerhaften Nervenschaden behält. Er ist zu stark dafür, sein Kopf und sein
     Herz sind in Ordnung, das schwöre ich Ihnen, noch bevor ich ihn überhaupt gesehen habe. Seien Sie also beruhigt. Ich werde
     ihn viel über verschiedene Dinge zu fragen haben. Ich schätze mich glücklich, |187| dass ich Ihnen heute begegnet bin, denn ich habe so viel Neues erfahren, dass ich ganz verwirrt bin, verwirrter als je zuvor.
     Ich muss nachdenken.
    Ihr ganz ergebenster
    Abraham van Helsing
     
    Wenige Augenblicke, nachdem dieser Brief eintraf, erhielt ich eine Depesche von Jonathan, in dem er mitteilte, seine Geschäfte
     seien beendet und er würde früher als erwartet nach Hause kommen – noch heute Abend. Höchst erfreut schrieb ich rasch einen
     Brief an Dr. van Helsing, in dem ich ihn zum Frühstück am nächsten Morgen einlud.
    Es war halb elf, als Jonathan zur Haustür hereinkam. Ich flog in seine Arme. »Liebster, was ich für Nachrichten habe! Warte
     nur, bis du sie hörst!«
    »Was ist denn? Meine Güte, Mina, wie aufgeregt du bist! Was ist denn geschehen?«
    »Komm ins Esszimmer«, sagte ich und nahm ihn bei der Hand. »Das Nachtessen wartet auf dich, ich erzähle dir alles.«
    Während wir aßen, berichtete ich Jonathan von Dr. van Helsings Besuch. Ich begann mit dem, was Lucy zugestoßen war. Er hörte
     mit ruhigem Mitgefühl zu, gab seinem Kummer über Lucys Tod Ausdruck und teilte meine Verwunderung über die Gründe. Er wurde
     jedoch sehr unruhig, als ich zu dem Teil kam, der von seinem Tagebuch handelte.
    »Du hast es gelesen?«, rief er, und seine Gabel fiel klirrend auf den Teller. »Aber warum? Ich dachte, wir wären uns einig
     gewesen …«
    »Du hast gesagt, ich sollte es nur lesen, wenn eine heilige Pflicht es gebietet. Diese Stunde ist gekommen, mein Liebster.
     Als du den fremden Mann am Piccadilly gesehen hast, war deine Reaktion so heftig und so voller Furcht, dass ich wusste, wir
     müssten handeln. Ich musste einfach verstehen, was du durchlitten hast.«
    »Lieber Gott. Ich hatte gehofft, es würde niemals so weit kommen.« Er fuhr sich erregt mit den Fingern durch sein |188| braunes Haar. »Was musst du von mir denken! Nur zu! Sag es! Du hältst mich für einen Irren.«
    »Weit gefehlt. Was ich denke, Jonathan, ist, dass dein Geist und deine Seele vollkommen gesund sind, noch dazu bist du ein
     sehr tapferer Mann. Und Dr. van Helsing glaubt das auch.«
    »Dr. van Helsing? Willst du damit sagen, du hast ihm von meinem Tagebuch erzählt?«
    »Ich habe ihm nicht nur davon erzählt. Ich habe es mit der Maschine ins Reine geschrieben und ihm zusammen mit meinem eigenen
     Tagebuch zum Lesen gegeben. Sieh nur! Hier ist der Brief, den Dr. van Helsing mir heute Abend geschickt hat. Er sagt, dass
     alles wahr ist!«
    Völlig verdattert nahm Jonathan den Brief des braven Doktors, und seine Augen weiteten sich bei der Lektüre vor Erstaunen.
     Dann las er ihn ein zweites Mal, als sei er nicht in der Lage, das darin Mitgeteilte aufzunehmen, und murmelte verblüfft:
     »Es ist wahr … alles wahr.« Mit einem Schrei des Triumphes sprang Jonathan so rasch auf, dass sein Stuhl krachend zu Boden
     fiel. »Mein Gott! Das ist unglaublich! Du machst dir keine Vorstellung, was mir das bedeutet.«
    Erregt lief er im Zimmer auf und ab. Den Brief hielt er noch fest umklammert. »Was mich so sehr mitgenommen hat, war der schreckliche
     Zweifel, Mina. Der schreckliche Zweifel an der Wirklichkeit des Erlebten. Ich fühlte mich vollkommen machtlos und tappte im
     Dunkeln. Ich wusste nicht, auf wen oder was ich vertrauen konnte, nicht einmal den Dingen konnte ich trauen, die ich mit meinen
     eigenen Sinnen wahrgenommen hatte. Also versuchte ich, das alles hinter mir zu lassen, mich in meine Arbeit zu stürzen und
     in meinem vertrauten Leben wieder Fuß zu fassen. Aber all das half mir nicht weiter, denn nun misstraute ich mir selbst.«
    »Ich verstehe, Liebster.«
    »Nein, das kannst du unmöglich verstehen. Du ahnst ja nicht, was es heißt, an allem, sogar an sich selbst zu zweifeln.« Bei
     diesen Worten zog er mich vom Stuhl hoch und umarmte |189| mich innig. »Oh! Mina, Mina, ich danke dir für all dies. Mir ist, als wäre ich ein neuer Mensch geworden. Ich war krank, aber
     die Krankheit war nichts als mein eigener Selbstzweifel. Jetzt bin ich geheilt, und das verdanke ich

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