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Dracula, my love - das geheime Tagebuch der Mina Harker

Dracula, my love - das geheime Tagebuch der Mina Harker

Titel: Dracula, my love - das geheime Tagebuch der Mina Harker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Syrie James
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vergehen.«
    »So könnte man ihn dann besiegen, nicht wahr?«, fragte ich. »Indem man ihm den Zugang zu seinen Kisten mit Erde verwehrt?«
    »Ja! Oder indem man diese Erde mit Hilfe geweihter Gegenstände reinigt und dadurch jene Kisten für ihn nutzlos macht.«
    »Ich frage mich, wohin all diese Kisten gebracht wurden, nachdem sie in Whitby angekommen waren?«, überlegte Jonathan laut.
     »Sind sie vielleicht noch dort? Hat man sie zum Wohnsitz des Grafen in London geschafft? Oder hat er sie an alle auf der Karte
     markierten Orte verteilt?«
    »Ich würde auch viel darum geben, das zu wissen«, erwiderte Dr. van Helsing. »Um dieses Rätsel zu lösen, müssen wir sämtliche
     fünfzig Kisten finden. Wenn wir sie haben, haben wir auch den Grafen.«
    Inzwischen hatten wir unser Frühstück beendet. Dr. van Helsing wischte sich den Mund mit der Serviette und betrachtete uns
     mit strahlendem Lächeln. »Oh! Wie kann ich Ihnen nur danken? Als ich ankam, tappte ich völlig im Dunkeln, suchte die Ursache
     für Fräulein Lucys verwirrende Krankheit. Durch Sie und Ihre Tagebücher habe ich viel gelernt: den Namen unseres ausländischen
     Feindes, wie er in unser Land gelangt ist, sogar den Ort, an dem er sich vielleicht versteckt hält!«
    »Carfax«, erwiderte Jonathan mit einem Kopfnicken.
    »Ich muss sagen, als ich Ihr Tagebuch las, Herr Harker, da staunte ich, dass unser Gegner ausgerechnet im Dorf Purfleet einen
     Besitz erworben hat, wo Dr. Seward selbst auch wohnt! Wo steht dieses alte Haus, das sich Carfax nennt? Liegt es in der Nähe
     von Dr. Sewards Irrenhaus?«
    »Ja, in unmittelbarer Nähe. Beides sind große Anwesen, die aneinander angrenzen.«
    |197| »Angrenzen! Das scheint mir ein außerordentlicher Zufall zu sein!«
    »Eigentlich nicht, Herr Doktor. Ich war der Sachwalter, der diesen Kauf vorbereitete, und Dr. Seward hat mir seinerzeit das
     Anwesen vorgeschlagen.«
    »Dr. Seward?«
    »Ja. Da ich mit Liegenschaften in London wenig vertraut war, wandte ich mich mit der Bitte um Hilfe an alle erdenklichen Bekannten
     in der Stadt. Lucy brachte mich mit Dr. Seward in Verbindung. Ich kenne ihn nur aus unserer Korrespondenz. Er weilte nicht
     in der Stadt, als ich mir im Februar das Anwesen genauer ansah. Doch er schrieb mir, dass es ein altes Haus mit einer angebauten
     Kapelle sei, gleich neben seinem Irrenasyl gelegen, und dass es den Anforderungen meines Mandanten sehr wohl genügen könnte.
     Ich fand es damals seltsam, dass Graf Dracula nicht die Dienste eines ortsansässigen Agenten in Anspruch nahm, sondern einen
     so weit von London entfernt lebenden Sachwalter beauftragt hatte, um für ihn dort einen Wohnsitz zu finden. Er habe damit
     angeblich lediglich ausschließen wollen, dass ein Londoner Advokat dabei seine eigenen Interessen verfolgte. Doch nun begreife
     ich die Wahrheit, die dahinter steckt. Er wollte bei seiner Ankunft unerkannt bleiben und sich von niemandem stören lassen.«
    »Genau«, pflichtete Dr. van Helsing Jonathan bei und lehnte sich nachdenklich in seinem Stuhle zurück.
    »Wenn ich nur daran denke«, fuhr Jonathan wütend fort, »dass der Graf in diesem Augenblick auf den Straßen Londons ungehindert
     sein Unwesen treiben kann, dass er töten, dass er sein Unheil verbreiten kann, wo immer er will, und dass ich mein Teil dazu
     beigetragen habe! Oh! Wie wütend mich das macht! Wenn ich nur geahnt hätte …«
    »Machen Sie sich keine Vorwürfe, Herr Harker. Hätte ich von Anfang an gewusst, was ich nun weiß, dann würde Fräulein Lucy
     jetzt nicht auf dem einsamen Friedhof von Kingstead |198| bei der Heide von Hampstead im Grabmal ihrer Familie ruhen. Doch wir dürfen nicht zurückschauen, sondern nur nach vorn. Wir
     müssen Sorge tragen, dass nicht noch andere Seelen umkommen.«
    »Die arme, liebe Lucy«, sagte ich leise. »Zumindest ruht sie in Frieden. Ihre Leiden haben jetzt ein Ende.«
    »Keineswegs. Leider nicht«, rief Dr. van Helsing aus. »Für Fräulein Lucy war dies nicht das Ende, sondern lediglich der Anfang.«
    Ich starrte ihn an. »Der Anfang? Was meinen Sie damit, Herr Doktor?«
    Der Professor fuhr auf, schien die Worte, die er gerade geäußert hatte, schon zu bedauern. Er sagte schlicht: »Ich fürchte,
     es werden noch mehr große und schreckliche Ereignisse über uns hereinbrechen. Wir müssen abwarten.« Dann schaute er auf seine
     Taschenuhr, erhob sich und fügte rasch hinzu: »Verzeihen Sie mir, die Zeit drängt. Ich muss den nächsten Zug nach

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