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Dracula, my love - das geheime Tagebuch der Mina Harker

Dracula, my love - das geheime Tagebuch der Mina Harker

Titel: Dracula, my love - das geheime Tagebuch der Mina Harker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Syrie James
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energischem Kinn, der einen dunkelbraunen Anzug trug und etwa dreißig Jahre
     alt zu sein schien. Er blickte unruhig um sich.
    Ich trat mit einem zögernden Lächeln auf ihn zu. »Sie sind wahrscheinlich Dr. Seward, nicht wahr?«
    »Und Sie Frau Harker!« Mit einem schüchternen, nervösen Grinsen ergriff er die Hand, die ich ihm reichte. »Der Professor lässt
     sich entschuldigen.«
    »Der Professor?«
    »Ich meine Dr. van Helsing. Für mich wird er immer der Professor bleiben, denn er war mein hochgeschätzter Lehrer. Er musste
     plötzlich fort. Er hat zu Hause etwas zu erledigen und kommt morgen Abend zurück. Ich nehme an, Sie haben mein Telegramm erhalten?«
     Obwohl er sich größte Mühe |206| gab, spürte ich, dass er über irgendetwas sehr bestürzt war und das zu verbergen trachtete.
    »Ja. Danke. Ich kenne Sie aus den Beschreibungen meiner lieben Lucy, und …« Ich hielt inne, und ein heißes Erröten überzog
     mein Gesicht. Ich wusste zwar, dass Dr. Seward Lucy einen Heiratsantrag gemacht hatte, aber es war doch unwahrscheinlich,
     dass ihm bekannt war, dass mich Lucy in dieses Geheimnis eingeweiht hatte.
    Sobald er Lucys Namen hörte, verging ihm das Lächeln, und er schien noch besorgter als zuvor. Warum?, fragte ich mich. War
     es der Schmerz über Lucys Tod? Hatte er meine Gedanken erraten? Oder war es etwas anderes? Genau in diesem Augenblick trafen
     sich unsere Blicke, und wir lächelten einander tapfer zu. Danach fühlten wir beide uns offensichtlich weniger unbehaglich.
    »Erlauben Sie mir, Ihr Gepäck zu holen«, sagte er. Nachdem er dies erledigt hatte, fuhr er in seiner freundlichen, aber ziemlich
     zerstreuten Art fort: »Verzeihen Sie, Frau Harker, aber der Professor und ich waren in den letzten Tagen außerordentlich beschäftigt
     mit … mit schwierigen Angelegenheiten. Wir hatten keine Gelegenheit, uns über Ihre Ankunft zu beraten oder darüber zu sprechen,
     welches Vorgehen er plant, ich meine, in der Sache mit …« Hier unterbrach er sich.
    »Ich verstehe. Ich weiß es zu schätzen, dass Sie mich abholen, Dr. Seward. Wenn Sie so freundlich wären, mich zum Berkeley
     Hotel zu bringen. Ich denke, dort ist Dr. van Helsing abgestiegen? Ich werde einfach dort warten, bis er zurückkehrt.«
    »Nein, das habe ich nicht gemeint, Frau Harker. Die Kosten eines Hotelaufenthaltes brauchen Sie nicht zu tragen. Vielmehr
     war es der ausdrückliche Wunsch des Professors, dass Sie und Ihr Gatte bei mir wohnen. Ich würde mich freuen, Ihnen Zimmer
     in meinem Hause in Purfleet zur Verfügung stellen zu dürfen. Es sei denn …«
    »Es sei denn?«
    |207| »Hat Dr. van Helsing Ihnen gegenüber erwähnt, welcher Art meine Arbeit ist?«
    »Ja.« Obwohl ich vernunftbetont reagieren wollte, konnte ich doch ein kleines Schaudern nicht unterdrücken. »Er sagte, dass
     … dass Sie der Inhaber eines privaten Irrenasyls sind.«
    »Das stimmt. Aber Sie sollten wissen, dass es ein sehr großes Landhaus ist. Die Patienten stammen alle aus wohlhabenden Familien,
     sie wohnen in einem anderen Stockwerk und werden dort bestens betreut. Sie müssten keinen je zu Gesicht bekommen. In Anbetracht
     der Natur der Arbeit, die wir vor uns haben, wäre es sehr praktisch, wenn Sie in der Nähe wären, denke ich. Könnten Sie sich
     mit einem derartigen Arrangement anfreunden, Frau Harker? Falls nicht, sprechen Sie nur ein Wort, und ich suche Ihnen ein
     Hotel.«
    Ich zögerte. Ich war noch nie in einem Irrenasyl gewesen und hatte auch sonst kaum Berührung mit Geisteskranken gehabt. Es
     war gewiss kein Ort, an dem ich mich besonders gern aufhielt. Jedoch schien es mir sinnvoll, dass Jonathan und ich bei Dr.
     Seward in Purfleet und nicht in der Stadtmitte von London wohnten. Dann kam mir ein weiterer Grund in den Sinn, der mir diese
     Möglichkeit erstrebenswert erscheinen ließ. Ich würde so Gelegenheit bekommen, Carfax zu sehen, das Anwesen, das dem geheimnisvollen
     Grafen Dracula gehörte. Also zwang ich mir ein kleines Lächeln auf die Lippen und erwiderte: »Danke. Ich nehme Ihr freundliches
     Angebot gern an, Dr. Seward.«
    Unverzüglich schickte er ein Telegramm an seine Haushälterin, in dem er sie anwies, die Zimmer für mich vorzubereiten. Ich
     kabelte an Jonathan und teilte ihm mit, wo ich wohnte. Dann fuhren wir mit der Untergrundbahn nach Fenchurch Street. In diesem
     großen und sehr geschäftigen Bahnhof bestiegen wir einen Zug nach Purfleet in Essex, das etwa sechzehn Meilen entfernt lag.
     Da

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