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Dracula, my love - das geheime Tagebuch der Mina Harker

Dracula, my love - das geheime Tagebuch der Mina Harker

Titel: Dracula, my love - das geheime Tagebuch der Mina Harker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Syrie James
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hatte.
    Dr. van Helsing nahm vier verschiedene Blutübertragungen bei Lucy vor, erst mit Blut von Lord Godalming, dann von Dr. Seward,
     dann von sich selbst und schließlich, als es schien, als gäbe es niemanden mehr, den er darum bitten könnte, von Herrn Quincey
     Morris, dem reichen jungen Amerikaner aus Texas, der Lucy auch bis zum Wahnsinn liebte und auf eine Depesche seines alten
     Freundes Lord Godalming hin sofort herbeigeeilt war. Vier Blutübertragungen in nur zehn Tagen! Es war unglaublich! Jede schien
     ihr für kurze Zeit wieder Leben einzuhauchen, doch am nächsten Morgen war sie stets erneut blutleer. Sie verlor jeglichen
     Appetit. Sie wurde immer schwächer und dünner. Schließlich war klar, dass sie im Sterben lag.
    Als sich die Männer betrübt um Lucys Sterbebett versammelten, sank sie in tiefen Schlaf. Dann aber ging plötzlich eine seltsame
     Veränderung mit ihr vor. Sie schlug die Augen auf, die zugleich hart und traurig aussahen, und als sie den Mund öffnete, erschienen
     ihre Eckzähne deutlich schärfer |237| und spitzer als alle anderen. Mit leiser wollüstiger Stimme, wie sie die Männer noch nie von ihr gehört hatten, sagte Lucy:
     »Arthur, o mein Liebster, wie froh ich bin, dass du gekommen bist! Küsse mich!«
    Obwohl ihn diese Verwandlung höchlichst erstaunt hatte, beugte sich Arthur hastig über sie, um sie zu küssen. Doch van Helsing
     packte ihn am Genick und schleuderte ihn förmlich durch das Zimmer, während er rief: »Nicht um Ihr Leben! Hier geht es um
     Ihre und Lucys lebendige Seele!«
    Während Dr. van Helsing zwischen ihnen stand wie ein Löwe, der sich zur Wehr setzt, verzerrte einen Augenblick lang eine furchtbare
     Wut Lucys Antlitz. Dann blinzelte sie, und in ihren Augen und auf ihrem Antlitz lag wieder die uns bekannte süße, unschuldige
     Güte. Sie streckte ihre bleiche, abgemagerte Hand aus dem Bett, ergriff die von Dr. van Helsing und zog sie an sich. »Mein
     treuer Freund«, sage sie mit ersterbender Stimme. »Mein treuer Freund und auch der Seine. Beschützen Sie ihn, und schenken
     Sie mir den Frieden!«
    Wenige Augenblicke später starb Lucy. Die Männer, die sie geliebt und aufopfernd gepflegt hatten, waren vom Kummer gebeugt.
    »Nun hat sie wenigstens Frieden gefunden, das arme Mädchen«, sagte Dr. Seward leise, während ihm die Tränen aus den Augen
     rannen. »Nun ist alles zu Ende.«
    »Nein, leider, nein!«, erwiderte Dr. van Helsing ernst und rätselhaft. »So ist es nicht. Das hier ist erst der Anfang!«
    Beim Bestattungsunternehmen, wo Lucys Leichnam aufgebahrt lag, bemerkten Dr. Seward und Lord Godalming voller Erstaunen, dass
     Lucys ganze Schönheit im Tode zurückgekehrt war. Sie lag wirklich so lieblich vor ihnen, dass sie es nicht für möglich hielten,
     dass es ein Leichnam war. Doch ein, zwei Tage, nachdem man Lucy und ihre Mutter in der Familiengruft in der Nähe der Heide
     von Hampstead zur letzten Ruhe gebettet hatte, begann die geheimnisvolle Frau in Weiß am späten Abend zu erscheinen, und kleine
     Kinder |238| waren nach Begegnungen mit ihr wesentlich blasser und hatten kleine Wundmale am Hals.
    Inzwischen war Dr. van Helsing von seinem Besuch bei uns in Exeter zurückgekehrt. Die neuen Informationen aus den Tagbüchern,
     die ich ihm überlassen hatte, machten es ihm endlich möglich, den Verdacht zu äußern, welche abscheuliche Kreatur Lucy gebissen
     hatte, und die Vermutung vorzubringen, dass die geheimnisvolle Frau auf der Heide von Hampstead tatsächlich Lucy Westenra
     war, die von den Toten auferstanden und nun selbst ein Vampir geworden war!
    Dr. Seward glaubte, sein Freund sei von Sinnen. Dr. van Helsing machte sich daran, ihm seine Theorie zu beweisen. Also begaben
     er und Dr. Seward sich in jener Nacht auf den gespenstischen Friedhof und in die Gruft der Familie Westenra, wo der Professor
     Lucys Sarg aufsägte und bewies, dass er leer war. Zunächst gab Dr. Seward Leichenräubern die Schuld. Selbst nachdem sie beim
     Verlassen der Gruft eines der vermissten Kinder gerettet und eine schlanke weiße Gestalt beobachtet hatten, die auf Lucys
     Grab zuhuschte, weigerte er sich, zu glauben, dass es Lucy gewesen sein könnte.
    Am nächsten Tage öffneten sie erneut Lucys Sarg, und sie lag darin, als ob sie schliefe. Obwohl seit ihrer Beerdigung beinahe
     eine Woche verstrichen war, erschien sie ihnen strahlender als je zuvor.
    »Überzeugt Sie das hier?«, fragte der Professor, während er mit einer Hand Lucys

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