Dracula, my love - das geheime Tagebuch der Mina Harker
Anfang anhören müssen,
um die Abschnitte über Lucy zu finden.«
»Das ist nicht schlimm, Her Doktor. Ich habe noch die ganze Nacht vor mir und bin überhaupt nicht müde.« Und ich bin verzweifelt
darum bemüht, überlegte ich im Stillen, etwas zu finden, das meine Gedanken von Herrn Wagner ablenken könnte.
Dr. Seward legte den ersten Zylinder in das Gerät und richtete es für mich ein. Dann zeigte er mir, wie ich es einstellen
und anhalten konnte, wenn ich eine Pause machen wollte. »Das erste halbe Dutzend wird Sie nicht erschrecken, und danach werden
Sie mich ein wenig besser kennen. Danach …« Er beendete diesen Satz nicht. Stattdessen reichte er mir eine Mappe, die verschiedene
Papiere enthielt. »Zweifellos werden auch Lücken in der Geschichte sein. Dann finden Sie sicherlich diese Korrespondenz hilfreich,
die sich auf unseren Fall bezieht. Arthur Holmwood – jetzt Lord Godalming – hat mir meine Briefe zurückgegeben, um eine Dokumentation
aller Ereignisse zusammenzustellen. Wir besitzen auch einige wenige Tagebuchseiten von Lucy, einschließlich der Eintragung,
die sie wenige Tage vor ihrem Tod machte und in der sie den Wolf beschreibt, der durch ihr Schlafzimmerfenster hereingebrochen
ist.«
»Seiten aus Lucys Tagebuch?« Ich schlug die Mappe auf und schaute die Papiere durch. Ein Sturm der Gefühle packte mich, als
ich ein Blatt mit der vertrauten Handschrift meiner Freundin entdeckte.
|235| »Ich schlage vor, dass Sie alles in chronologischer Reihenfolge durchsehen. Ansonsten wird es für Sie wenig Sinn ergeben,
fürchte ich.« Mit grimmiger Miene schritt Dr. Seward durch den Raum, setzte sich mit dem Rücken zu mir, um mich nicht zu stören,
und nahm seine Lektüre wieder auf.
Obwohl ich mich danach sehnte, Lucys Worte zu lesen, legte ich die Mappe zunächst zur Seite. Ich fing mit dem Phonographen
an, legte die Metallgabel ans Ohr und lauschte. Obwohl der erste Teil von Dr. Sewards Tagebuch ein langer und verstörender
Bericht über einen seiner Patienten war, einen geistesgestörten Mann namens Renfield, der eine Vorliebe dafür hatte, Fliegen,
Spinnen und kleine Vögel zu fangen und aufzuessen, war es das erste Mal, dass ich eine Maschine reden hörte. Ich stellte fest,
dass ich gebannt jedem Wort lauschte.
Die nächsten Stunden rührte ich mich nicht von meinem Stuhl fort, außer um den Zylinder zu wechseln. Dieser Verrückte, Renfield
(den ich kurz darauf kennenlernen sollte), schien für Dr. Seward von großem Interesse zu sein. Herr Renfield schwankte hin
und her zwischen Sanftmut und Gewalttätigkeit. Eines Nachts floh er aus dem Irrenhaus und rannte in den Park, wo er über die
hohe Mauer auf das Grundstück des verlassenen Nachbarhauses stieg. Sie fanden ihn, wie er sich an die Tür der alten Kapelle
presste und rief: »Meister, ich stehe zu Eurer Verfügung! Ich bin Euer Sklave und Ihr werdet mich belohnen, denn ich diene
Euch treu! Ich habe Euch seit langem aus der Ferne verehrt, nun aber seid Ihr endlich da, und ich erwarte Eure Befehle!«
Eine ähnliche Begebenheit folgte, die genauso seltsam war. Nachdem man ihn wieder eingefangen hatte, beruhigte sich Herr Renfield,
als er eine große Fledermaus wahrnahm, die still und gespenstisch im Mondlicht gen Westen flog. Damals war Dr. Seward über
diese Vorkommnisse sehr verwundert. Doch jetzt, da wir wussten, dass das fragliche Haus dem Grafen Dracula gehörte, fragte
ich mich: War Dracula selbst zu |236| jener Zeit in der Kapelle? War der irre Renfield durch seine Manie irgendwie mit dem Grafen verbunden?
Nun fuhr der Bericht mit Nachrichten über die liebe Lucy fort, mit dem Teil, der für mich von größtem Interesse war. Er war
abwechselnd in Dr. Sewards phonographischen Notizen und in seiner Korrespondenz mit Arthur Holmwood und anderen enthalten.
Tränen strömten mir über das Gesicht, als ich Dr. Sewards angsterfüllter Stimme lauschte, wie er in allen Einzelheiten über
Lucys Leiden in jenen letzten, schrecklichen Wochen ihres Lebens sprach.
Oh! Hätte ich doch damals bei ihr sein und ihr helfen können! Wenn nur die vier guten Männer, die sie behandelten, über die
Art von Lucys Leiden und die Identität ihres Feindes gewusst hätten, was wir heute wissen! Aber sie tappten alle im Dunklen
– alle außer Dr. van Helsing natürlich. Doch dessen Bemühungen waren vergeblich, und er wagte es nicht, seinen schrecklichen
Verdacht zu äußern, ehe er Beweise
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