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Dracula, my love - das geheime Tagebuch der Mina Harker

Dracula, my love - das geheime Tagebuch der Mina Harker

Titel: Dracula, my love - das geheime Tagebuch der Mina Harker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Syrie James
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schaltete den Phonographen ab und sank kraftlos in meinen Lehnstuhl zurück. Meine Wangen waren tränennass, und ein kleiner
     trauriger Schluchzer entfuhr mir. Dr. Seward muss ihn gehört haben, denn er sprang mit einem Schreckensruf auf, riss eine
     Flasche aus dem Schrank und reichte mir ein Gläschen Kognak.
    Dankbar nippte ich daran und trocknete mir die Tränen mit dem Taschentuch, das mir der freundliche Doktor reichte. »Mein Gott«,
     sagte ich schließlich mit leiser, bebender Stimme. »Hätte ich nicht vorher Jonathans Aufzeichnungen über seine Erlebnisse
     in Transsilvanien gelesen, ich hätte all das Schreckliche, was ich gerade gehört habe, nie geglaubt.«
    »Ich war dabei und kann es doch selbst kaum glauben«, erwiderte Dr. Seward mit finsterer Miene.
    »In all dem gibt es nur einen tröstlichen Hoffnungsschimmer, nämlich den, dass unsere geliebte Lucy nun endlich in Frieden
     ruht.«
    »Ja.«
    Plötzlich kam mir ein Gedanke. »Wenn ich mich nicht irre, Herr Doktor, dann ist diese letzte schreckliche Begebenheit, dass
     Sie … dass Sie den Vampir Lucy auf dem Friedhof töteten, gerade erst geschehen. Heute Nachmittag, kurz bevor ich eintraf,
     nicht wahr?«
    »Das stimmt, Frau Harker. Ich hatte Dr. van Helsing vom Friedhof in sein Hotel gebracht, wo er für die Reise nach |244| Amsterdam packen wollte, als er Ihr Telegramm erhielt, das uns den Zeitpunkt Ihrer Ankunft mitteilte. Ich habe den letzten
     Abschnitt meines Berichts am Nachmittag aufgenommen, während Sie fort waren.«
    »O Sie armer Mann! Kein Wunder, dass Sie heute am Bahnhof so bestürzt wirkten! Wenn ich bedenke, was Sie gerade alles durchgemacht
     hatten, und dann mussten Sie noch zum Bahnhof hasten und mich abholen. Es tut mir so leid.«
    »Das muss es nicht. Ich freue mich, dass Sie hier sind, gnädige Frau. Während Sie sich meine Geschichte anhörten, habe ich
     das Tagebuch Ihres Gatten gelesen. Teile habe ich inzwischen ein zweites Mal gelesen. Es wirft Licht auf viele Dinge. Herr
     Harker ist außergewöhnlich klug und ein Mann von bedeutender Seelenstärke.«
    »Ja, das ist er.«
    »Sein zweiter Abstieg über die Burgmauer zu den Grabgewölben war ein bemerkenswerter Beweis von Wagemut. Ich begreife nun,
     warum der Professor so erpicht darauf war, Sie beide an unserem Unterfangen zu beteiligen.«
    »Ich habe mir eine Möglichkeit überlegt, mich Ihnen unmittelbar nützlich zu machen, Herr Doktor.«
    »Und die wäre?«
    »Sie sagten doch, dass es Ihnen nicht möglich ist, bestimmte Stellen aus ihrem phonographischen Tagebuch herauszusuchen, falls
     Sie einen Fall überprüfen möchten. Ich denke, dass Ihre detaillierten Aufzeichnungen für die vor uns liegende Aufgabe von
     unschätzbarem Wert sein könnten. Lassen Sie mich Ihre Worte für Sie auf meiner Schreibmaschine ins Reine schreiben, genau
     wie ich es mit dem Tagebuch meines Mannes und mit dem meinen gemacht habe. Dann ist alles bereit, wenn Dr. van Helsing morgen
     wiederkommt.«
    »Ein wunderbarer Gedanke, Frau Harker. Aber es ist schon weit nach Mitternacht. Sie müssen müde sein. Wir wollen morgen wieder
     an diese Aufgabe zurückkehren.«
    »Nach all dem, was ich gerade gehört habe, könnte ich |245| keine Sekunde Schlaf finden. Bitte, Herr Doktor, ich wäre dankbar, wenn ich eine Beschäftigung hätte.«
    Dr. Seward gab sich geschlagen. Ich holte meine Schreibmaschine und stellte sie auf den kleinen Tisch neben den Phonographen.
     Er schaltete das Gerät auf eine langsame Geschwindigkeit, und ich begann von Anfang an alles mit drei Durchschlägen niederzuschreiben.
     Während ich arbeitete, machte Dr. Seward seinen Rundgang bei den Patienten. Dann kehrte er zurück und setzte sich lesend in
     meine Nähe, um mir Gesellschaft zu leisten. Schließlich schlief er in seinem Lehnstuhl ein. Ich schrieb lange in die Nacht
     hinein und war erst fertig, als bereits die Sonne aufging. Ich hinterließ einen säuberlichen Stapel mit der Maschine geschriebene
     Seiten auf Dr. Sewards Schreibtisch und begab mich leise hinauf in mein Zimmer, wo ich mich auf mein Bett sinken ließ und
     die dringend benötigte Ruhe fand.
    Ich hatte drei Träume.
    Im ersten Traum sah ich Lucy als Vampir, in ihr Totenhemd gekleidet, ziellos über die Heide streifen. Dann stürzte sie sich
     auf ein kleines Kind und riss es an sich. Ihre Augen loderten wie rote Flammen, während sie ihre spitzen Zähne fletschte und
     das Kind in den Hals biss. Dieser Anblick war so wirklich und furchterregend,

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