Dracula, my love
Umkreis die Elemente steuern - den Sturm, den Wind, den Nebel, den Donner. Diese Gabe hat ihm vielleicht auch dabei geholfen, die Ankunft des Schiffes zu lenken, das ihn in dieses Land brachte. Wir glauben außerdem, dass er alle Arten von Geschöpfen befehligen kann: die Ratte, die Eule, die Fledermaus, den Nachtfalter, den Fuchs und den Wolf - wie Sie, Freund Jonathan, es gesehen haben.“
„Ja“, antwortete Jonathan. „Er schien alle Wölfe in Transsilvanien in seiner Gewalt zu haben, und ich habe auch beobachtet, wie er mit Pferden sprach.“
„Aber da ist noch mehr“, fügte der Professor hinzu. „Er ist schlau und gerissen, und er hat sein großartiges Gehirn über Jahrhunderte hinweg weitergebildet. Er kann im Dunkeln sehen, eine mächtige Gabe auf dieser Welt, die die Hälfte ihrer Zeit im Finstern ruht. Er kann sich völlig in Luft auflösen und unsichtbar werden oder durch eine haarfeine Spalte schlüpfen, wie wir es bei Lucy an der Grufttür gesehen haben. Er kann im Nebel kommen, den er sich selbst schafft, oder im Mondlicht als Staubwolke daherwehen, wie es in den Aufzeichnungen von Fräulein Lucy zu lesen war und wie Jonathan die unheimlichen Schwestern in Draculas Burg entstehen sah.“
„Wenn dies Ungeheuer all das kann“, sagte Herr Morris mit einem Kopfschütteln, „wie in Gottes Namen erwarten Sie, dass wir es fangen und vernichten können?“
„Ah, hören Sie mich zu Ende an. Er kann alles das und ist dennoch nicht frei. Im Gegenteil, er ist noch mehr Gefangener als ein Galeerensträfling, als der Irre in seiner Zelle. Wir wissen, dass er stets Heimaterde mit sich führen muss, um darin zu ruhen, wenn er seine Kräfte bewahren will. Laut Legenden und Aberglauben kann er nicht überall hin, wohin es ihn gelüstet. Zum Beispiel darf er kein Haus zum ersten Mal betreten, es sei denn, einer der Bewohner lädt ihn dazu ein.“
„Sie meinen, es muss ihn jemand hereinbitten?“, fragte ich.
„Beim ersten Mal, ja. Danach kann er kommen und gehen, wie er will.“
„Wie seltsam“, meinte Lord Godalming.
„All das ist seltsam, nicht? Und doch ist es so. Und was seine Kräfte betrifft, so sagt man, dass sie zerstieben, wenn der Tag kommt. Er kann bei Tag umherwandern, wenn er die hellsten Strahlen der Sonne meidet. Doch während dieser Zeit ist er so machtlos wie jeder Mensch und muss bis zum Sonnenuntergang in der Gestalt bleiben, für die er sich vor Sonnenaufgang entschieden hat.“
Dr. van Helsing sprach noch von anderen Theorien. Zum Beispiel erwähnte er, dass manche meinten, ein Vampir könne fließende Gewässer nur überwinden, wenn er getragen wird, und Knoblauch und wilde Rosen könnten ihn in den Sarg bannen. Dann legte er ein wunderschönes goldenes Kruzifix auf den Tisch. „Wir glauben, dass er alle geheiligten Dinge, wie zum Beispiel dieses Symbol, die Hostie oder Weihwasser sehr fürchtet und sich stets in respektvoller Entfernung davon hält. Das haben wir mit der Hostie bewiesen, die so große Wirkung zeitigte, als wir sie an der Tür von Fräulein Lucys Gruft verwendeten.“
„Aber diese Dinge vertreiben ihn nur“, bemerkte Jonathan mit einer ungeduldigen Handbewegung. „Wichtig ist doch, dass wir wissen, wie wir ihn vernichten können! Einen Pfahl durchs Herz, und dann trennen wir ihm den Kopf ab!“
„Ja, mein Freund. Aber um ihn zu töten, müssen wir ihn zuerst einmal finden. Und dazu müssen wir um jede einzelne seiner vielen Fähigkeiten wissen, denn er hat die Macht, uns zu überlisten und uns zu schaden.“
Wir alle schwiegen einen Augenblick und dachten wohl alle an die arme Lucy. Auf den Gesichtern aller spiegelte sich die Trauer, die ich für meine Freundin empfand, und die Verachtung für ihren Mörder.
„Wer ist Graf Dracula?“, fragte ich. „Ich habe mir sagen lassen, dass er aus Transsilvanien stammt. Aber wie alt ist er? Wer war er, bevor er zum Vampir wurde?“
„Wir wissen nur wenig über die Lebensumstände dieses Ungeheuers“, gestand Dr. van Helsing ein. „Mein Freund Arminius berichtet, dass die Draculas einst ein großes und edles Geschlecht waren. Aus den Jahreszahlen auf den Goldmünzen, die unser Freund Jonathan in Draculas Burg gefunden hat, schließe ich, dass er mindestens dreihundert Jahre alt sein muss, vielleicht sogar älter.“ Zu Jonathan gewandt, fügte er hinzu: „Sie schrieben in Ihrem Tagebuch, dass er Ihnen einiges über die Geschichte seines Landes und die Kämpfe seiner Vorfahren in den Türkenkriegen
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