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Dracula, my love

Dracula, my love

Titel: Dracula, my love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Syrie James
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Leichnam von Herrn Morris auf Dr. Sewards Pferd. Der Professor nahm das Pferd von Herrn Morris, und ich ritt mit Jonathan. Traurig und stumm machten wir uns auf den Weg den Hügel hinauf. Im Lager war der Boden hart gefroren. Da wir ohnehin keine Geräte zum Graben hatten, betteten die Männer Herrn Morris' Leichnam in eine flache Schneekuhle unter den Bäumen. Alle stimmten darin überein, dass wir ihn mitnehmen und auf dem Friedhof der nächsten kleinen Stadt beerdigen wollten, wo wir ihm ein würdiges Begräbnis bereiten könnten.
    Lord Godalming und Dr. Seward, die in der Vergangenheit schon häufig zusammen auf viele Bequemlichkeiten verzichtet hatten, machten sich gleich an die Arbeit und bauten hervorragende Zelte aus den Planen und Stricken, die wir mit uns geführt hatten, und aus langen Stöcken, die wir gesammelt hatten. Jonathan und ich schichteten ein ordentliches Feuer aus den Holzvorräten auf, die wir noch im Wagen hatten, und schon bald hatten wir uns alle darum versammelt.
    Schnee bedeckte den Boden und lag auf den Ästen der immergrünen Bäume wie Zuckerguss auf einer Torte. Ich fröstelte, zog meinen inzwischen völlig verschmutzten Umhang noch enger um mich, während wir alle ins Feuer starrten. Jonathan saß neben mir auf einem Baumstamm, hatte seine Hand auf mein Knie gelegt, als wollte er sich versichern, dass ich wirklich da war. Unsere Stimmung war traurig und feierlich, wie bei einer Totenwache, die es ja auch war. Die Genugtuung, die die Männer über ihren vermeintlichen Triumph empfunden hatten, war nun völlig geschwunden, weil einer aus unserer Mitte bei dieser Schlacht sein Leben verloren hatte. Mich drückte diese Bürde mehr als jeden anderen nieder.
    Dr. Seward und Lord Godalming erzählten Geschichten über die vielen Orte, an die sie mit Herrn Morris gereist waren, und über die Abenteuer, die sie miteinander erlebt hatten. Alle fanden herzliche Worte über diesen guten und freundlichen Mann, den wir alle so bewundert hatten.
    Schließlich senkte sich ein Schweigen über uns. In der Ferne erklang gelegentlich das Heulen der Wölfe. Mir stockte der Atem, als ich bemerkte, dass uns aus dem Dickicht unter einem Baum in der Nähe zwei strahlend blaue Augen anstarrten. Ein Wolf! Oder war es Nicolae? Jonathan, der meinem Blick folgte, griff rasch nach seinem Gewehr, aber ich streckte die Hand aus und hielt ihn davon ab.
    „Nein!“, rief ich. „Erschieße ihn nicht. Er ist keine Bedrohung. Warte einfach, er wird bald Weggehen.“
    Tatsächlich hatte ich kaum zu Ende gesprochen, als sich der Wolf auch schon abwandte und im Wald verschwand. Jonathan umklammerte seine Waffe nicht mehr so fest, schüttelte aber den Kopf. „Ich hätte ihn erschießen sollen. Er kommt vielleicht zurück, während wir schlafen.“
    „Ich bin halb verhungert“, meinte Lord Godalming. „Habt ihr in dem Wagen da irgendetwas zu essen?“
    Ich kochte eine Art Abendessen für die ganze Gesellschaft, aber während ich mich über den brodelnden Topf beugte, wurde mir beim bloßen Geruch der Speise übel, was ich auf alle Fälle verbergen musste. Um die Illusion zu verstärken, dass Dracula tot war, musste ich so tun, als wären all meine Vampirsymptome verschwunden. Ich reichte jedem der Männer einen vollen Teller, und sie machten sich hungrig darüber her.
    „Mehr isst du nicht, Mina?“, erkundigte sich Jonathan, als er die winzige Portion sah, die ich mir selbst genommen hatte.
    „Ich habe keinen großen Hunger“, antwortete ich wahrheitsgemäß. „Ich bin einfach nur müde und sehr traurig.“
    Jonathan betrachtete mich einen Augenblick lang ruhig und mit einem so durchdringenden Blick, dass ich mich schon sorgte, er könnte vielleicht den wahren Grund hinter meinem Mangel an Appetit erahnen. Aber er sagte nichts und wandte sich wieder seiner Mahlzeit zu.
    Während des Essens führten die Männer ein langes Gespräch und beglückwünschten einander dazu, ihre Aufgabe gut erfüllt zu haben.
    „Es wird Jahrhunderte dauern, ehe ein weiterer Untoter auch nur hoffen kann, das Wissen und die Macht zu erwerben, die Graf Dracula besessen hat“, sagte Dr. van Helsing.
    „Wir haben die Welt sicherer gemacht“, stimmte ihm Dr. Seward zufrieden zu.
    Jonathan, der wortlos ins Feuer gestarrt hatte, sagte nur: „Ich frage mich, ob wir das wirklich gemacht haben?“
    „Was?“, wollte Lord Godalming wissen.
    „Ich frage mich, ob wir heute wirklich unser Ziel erreicht haben.“
    Bei diesen Worten beschleunigte

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