Dracula, my love
sich mein Puls vor Schreck. Dr. van Helsing erkundigte sich: „Was meinen Sie, Freund Jonathan?“
„Erinnern Sie sich an die Nacht in meinem Zimmer im Irrenhaus, als wir alle Dracula in einem Nebelschweif verschwinden sahen? Damals sagten Sie, Herr Professor, dass er wie ein Dunst kommen und gehen könnte. Lucy schreibt in ihrem Tagebuch, dass er einmal aus dem Staub aufgetaucht ist. Nur weil wir gesehen haben, dass Dracula zu Staub zerfallen ist, heißt das, dass er wirklich tot ist?“
Die letzte Frage erfüllte mich mit großer Besorgnis, insbesondere als Dr. Seward mit verwunderter Miene hinzufügte: „Ja. Warum denn nicht?“
Dr. van Helsing erwiderte mit Nachdruck: „Er ist tot, meine Freunde. Der Körper des Grafen ist in seiner heimatlichen Erde wieder zu Staub geworden, genau wie seine Bräute, als ich sie vorhin getötet habe.“
„Aber Quincey sollte doch dem Grafen das Herz mit einem Holzpfahl durchbohren“, beharrte Jonathan. „Im Eifer des Gefechtes muss er den Pfahl verloren haben, denn er hat den Todesstoß mit seinem Jagdmesser ausgeführt.“
„Der Pfahl tötet nicht, Freund Jonathan, er lähmt nur. Um einen Vampir wirklich zu töten, muss man ihm den Kopf vom Leib trennen, und das haben Sie gemacht. Mit eigenen Augen haben wir gesehen, wie Sie Draculas Kehle durchtrennten. Wir sahen, wie das Mal von Frau Minas Stirn verschwand. Sie sagt selbst, dass ihre telepathische Verbindung zu Graf Dracula nicht mehr besteht. Dies ist unser Beweis, dass er wirklich tot ist.“
„Ich verstehe“, sagte Jonathan und seufzte traurig, aber dankbar.
Ich war sehr erleichtert. Nun folgte eine lebhafte Unterredung, bei der die Männer sich bis ins Einzelne über die Rückschläge unterhielten, die sie während der letzten Tage bei ihren verschiedenen Abenteuern erlitten hatten. Während sie sprachen, begannen meine Gedanken abzuschweifen. Soweit die Männer wussten, war unsere Mission beendet, und ich war „befreit“.
Aber ich wusste es besser.
Ich war dankbar, ach so dankbar, dass Draculas Plan erfolgreich gewesen war, dass er überlebt hatte. Ebenso war ich mir bewusst, dass ich, solange er existierte, dazu bestimmt war, zu sterben und nach meinem Tod Vampir zu werden. Plötzlich erinnerte ich mich an eine Zeile aus dem Gedicht, das mir Lucy vor Monaten in Whitby zitiert hatte:
Married in black, you will wish yourself back.
Damals hatten wir gedacht, es bedeutete, dass ich weit fort reisen und mich nach England zurücksehnen würde. Das hatte sich in der Tat bewahrheitet. Und doch wurde mir nun auch eine andere Bedeutung dieses Satzes klar. Ich wünschte mich wirklich zurück. Zurück zu meinem menschlichen, sterblichen Selbst.
Jeden Tag zeigten sich bei mir mehr und mehr vampirartige Eigenschaften. Kehrte ich mit dem Wissen nach England zurück, dass ich mit Draculas Blut vergiftet war? Wie lange würde es dauern, bis auch die anderen entdeckten, dass meine Vampirsymptome nicht verschwunden waren?
Und was würden sie unternehmen, sobald sie das herausgefunden hatten?
Lange nach Mitternacht zogen wir uns in unsere improvisierten Zelte zurück. Jonathan hatte aus einem Stapel Pelzdecken ein Bett gemacht. Ich gesellte mich dort zu ihm und schlug meinen Umhang um mich, während er eine warme Decke über uns breitete. Dann nahm er mich in die Arme.
„Es ist vorbei, Mina. Vorbei! Endlich ist deine Seele frei!“
Ich war froh, dass Jonathan in der Dunkelheit mein Gesicht nicht sehen konnte. „Ja“, antwortete ich leise.
„Ich liebe dich so sehr“, flüsterte er. „Du bist mein Ein und Alles. Wir wollen auf der Heimreise in Paris einen Zwischenaufenthalt einlegen und gebührend feiern. Wir werden all die Orte noch einmal besuchen, an denen wir uns in unseren Flitterwochen so erfreut haben. Nur werden wir diesmal in den schönsten Hotels absteigen und in den besten Restaurants speisen. Würde dir das gefallen?“
„Ja“, erwiderte ich wiederum, wobei mir beinahe die Stimme versagte.
„Wenn wir wieder zu Hause sind, möchte ich sobald als möglich mit dir Kinder bekommen. Wir werden ein Haus voller kleiner Harkers haben, die unser Leben mit Freude erfüllen. Wie viele Kinder sollten wir haben? Fünf oder sechs?“
Tränen brannten mir in den Augen. Ich konnte kaum sprechen. „Sechs“, brachte ich mühsam hervor.
„Dann sollen es sechs sein“, meinte er und küsste mich. „Warum weinst du, Liebste?“
„Weil ich so glücklich bin“, log ich.
„Ich auch.“ Seine Stimme wurde
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