Dracula, my love
ihn mit einer Handbewegung.
„Das ist völlig verständlich. Ich bin sicher, mir würde es an Ihrer Stelle genauso ergehen. Doch ehe Sie anderswo suchen, erlauben Sie mir zumindest den Versuch, Sie anderweitig zu überreden.“ Er nippte an seinem Wein und fuhr fort: „Es ist schon immer mein innigster Wunsch gewesen, dass ihr beide eines Tages heiraten würdet. Nun, da ihr euren gemeinsamen Hausstand gründet, möchte ich euch das Leben ein wenig leichter machen. Wie ihr wisst, hat unser Kind, unser geliebter Roger, seinen vierten Geburtstag nicht überlebt. Nora ist nun auch schon seit vielen Jahren von uns gegangen. Ihr beide seid alles, was ich noch habe. Ich habe euch mit Liebe und Stolz heranwachsen sehen, und ich betrachte euch als mein eigen Fleisch und Blut. Ich habe beobachtet, wie Sie, Jonathan, in den letzten sechs Jahren in Ihrer Arbeit zu einem Mann herangereift sind, der sich durch große Hingabe und Integrität auszeichnet. Und ich weiß, dass Sie ein sehr guter Rechtsanwalt sein werden. So möchte ich euch wissen lassen, dass ich alle Papiere vorbereitet habe, um Sie, Jonathan, zu meinem Teilhaber in der Kanzlei zu machen, und in meinem Testament vererbe ich euch dieses Haus und all meine Besitztümer.“
Jonathan und mir verschlug es einen Augenblick die Sprache. „Sir“, brachte Jonathan schließlich hervor, während er sich erhob, „das ist ... Ich danke Ihnen, Sir. Vielen Dank. Ich weiß nicht, was ich sagen soll.“
„Vielen Dank ist gerade richtig, mein Sohn“, erwiderte Herr Hawkins lächelnd.
Während er und Jonathan einander die Hand schüttelten, schossen mir die Tränen in die Augen. Dann sprang ich auf und umarmte Herrn Hawkins, wobei ich ihm dankte, und wir begannen alle zu lachen und gleichzeitig zu weinen.
Als wir uns ein wenig erholt und wieder am Tisch Platz genommen hatten, sagte Herr Hawkins: „Eine letzte Angelegenheit müssen wir noch besprechen. Ich werde vielleicht noch zehn Jahre leben, vielleicht auch nur noch zehn Minuten, das weiß nur der Herrgott allein. Wie ich bereits sagte, würde ich es an eurer Stelle wahrscheinlich nicht für das Wünschenswerteste halten, mit mir hier zu wohnen. Da ihr aber wisst, dass euch dieses Haus einmal gehören wird, wäre es jammerschade, wenn ihr in der Zwischenzeit noch woanders hinziehen würdet. Dieses Haus ist viel zu groß für eine Person. Seit Noras Tod schienen mir seine Zimmer leer. Ein Haus braucht eine Hausfrau. Mina, ich gebe Ihnen freie Hand mit dem Personal. Sie können den Haushalt führen, wie Sie es für richtig halten. Ihr beiden könnt hier ganz für euch leben, wenn ihr wollt; ich ziehe mich im Allgemeinen abends früh zurück. Seht es einmal so: wenn ihr euer Heim hier bei mir einrichtet, bereitet ihr einem einsamen alten Mann eine große Freude.“
„O Herr Hawkins“, erwiderte ich.
Jonathan und ich versicherten einander mit einem stummen Blick unser Einverständnis mit diesem großzügigen Vorschlag. Während er unter dem Tisch meine Hand ergriff, sagte Jonathan: „Sir, ich glaube, ich spreche für uns beide, wenn ich sage, dass wir Ihr Angebot mit größter Dankbarkeit annehmen.“
Wir waren an jenem Abend sehr, sehr glücklich. Ich hatte „meinen Jonathan“ wieder. So schien es mir jedenfalls. Wir würden in einem wunderbaren Haus mit einem Mann Zusammenleben, der uns so lieb und wert war wie ein Vater. Und wir hatten endlich auch unseren eigenen kleinen privaten Bereich. Nach dem Essen zogen wir uns in den Salon zurück, wo Jonathan und Herr Hawkins mich ermunterten, ihnen auf dem Klavier vorzuspielen. Obwohl ich ein wenig aus der Übung war, wurden meine Finger doch schon bald wieder geschickter, und ich unterhielt die beiden eine Stunde lang mit unseren Lieblingsmelodien.
Schließlich verabschiedeten wir uns und zogen uns in unsere Zimmer zurück. Ich wollte mich gerade bettfertig machen, als ich den Wunsch verspürte, die Verandatür zu öffnen und auf den Balkon zu treten. Der Mond schien hell, und am Himmel leuchteten die Sterne. Ich stand am Geländer, ergötzte mich am herrlichen samtblauen Firmament und atmete in tiefen Zügen die klare, kühle Nachtluft ein.
„Was machst du hier draußen?“, fragte Jonathan leise, als er sich zu mir gesellte.
„Ich wollte nur ein wenig Luft schnappen. Es ist eine so schöne Nacht.“
Jonathan schlang von hinten die Arme um mich und zog mich enger an sich. „Sie ist schön, weil du hier bei mir bist.“
Ich legte meine Arme über die seinen
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