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Dracula, my love

Dracula, my love

Titel: Dracula, my love Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Syrie James
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ich auch, dass meine Mutter ihn geliebt hat. Doch ich möchte ihm keinen Schmerz zufügen.“
    „Eine bewunderungswürdige Einstellung“, meinte Herr Wagner leise und lächelte.
    Als wir den Bahnhof erreichten, erwartete ich, mich nun von Herrn Wagner verabschieden zu müssen. Dieser Umstand erfüllte mich mit großer Melancholie. Zu meiner großen Überraschung kaufte er für uns beide Billets nach Purfleet.
    „Aber Sie sind doch in London abgestiegen“, sagte ich. „Bitte entfernen Sie sich nicht nur um meinetwillen so weit von der Stadt.“
    „Es würde mir niemals einfallen, Sie um diese Uhrzeit unbegleitet zurückreisen zu lassen“, beharrte er.
    Wir waren gezwungen, unser Abteil mit drei anderen Reisenden zu teilen, und schwiegen den größten Teil der Fahrt. Ich war vollkommen verwirrt von all dem, was mir gerade widerfahren war.
    Als wir in Purfleet aus dem Zug stiegen, sagte Herr Wagner: „Es ist spät. Ich bringe Sie auf jeden Fall noch bis an Ihre Haustür. Wo wohnen Sie?“
    Ich zögerte, ehe ich antwortete, wusste ich doch, dass ich eine Erklärung bereit haben müsste, falls jemand sah, wie ich in Begleitung von Herrn Wagner eintraf. Jedoch erleichterte mich sein Angebot auch, denn mir war nicht wohl bei dem Gedanken, ganz allein durch die dunklen Sträßchen zu laufen. Mit einiger Verlegenheit gestand ich ihm ein: „Ich wohne im Irrenhaus von Purfleet, das etwa eine Meile entfernt liegt.“
    „In einem Irrenhaus? Tatsächlich?“
    Inzwischen war es kühl geworden, und ich schlang mir das Tuch fester um die Schultern. „Ich weiß, dass es seltsam klingt, aber einer unserer Freunde ist der Besitzer dieser Einrichtung. Das Haus ist groß und sehr bequem eingerichtet.“
    „Es ist zu kalt, um zu Fuß dorthin zu gehen. Warten Sie hier, bis ich eine Droschke gefunden habe.“
    Es waren keine Droschken zu finden, aber Herr Wagner überredete einen Einwohner des Ortes, ihm für eine Stunde sein Gig (leichter Einspänner) zu vermieten, und bezahlte ihn offenkundig sehr gut dafür. Während der Besitzer mit dem Geld fröhlich auf das Gasthaus zuhielt, half mir Herr Wagner in das Gefährt und begab sich dann auf die Kutscherseite.
    Just in diesem Augenblick frischte der Wind auf und wehte mit solcher Kraft über den Bahnhofsvorplatz, dass er einen Unrathaufen aufwirbelte und einen Stapel leerer Kisten laut krachend zu Fall brachte. Verschreckt bäumte sich das Pferd auf und wieherte. Blitzschnell sprang Herr Wagner zu ihm hin, legte ihm die Hand auf die Nase, tätschelte es und sprach leise und beschwichtigend auf das Tier ein. Dann flüsterte er ihm etwas ins Ohr. Unter seiner zärtlichen Berührung beruhigte sich das Pferd sofort.
    Als Herr Wagner wieder auf den Sitz sprang, sagte ich bewundernd: „Sie können wirklich wunderbar mit Pferden umgehen.“
    „›Der Wind des Himmels bläst zwischen den Ohren des Pferdes.‹“
    Ich kannte dieses arabische Sprichwort und lächelte. Wir fuhren los. Schon bald merkte ich, dass ich zitterte, eine Reaktion, die, wie ich vermutete, weniger mit der kühlen Nachtluft zu tun hatte als mit der Tatsache, dass Herr Wagners Schenkel den meinen berührte.
    „Nehmen Sie meinen Umhang“, meinte er und legte ihn mir fürsorglich um die Schulter.
    „Dann frieren aber Sie, Sir.“
    „Ich verspreche Ihnen, dass ich nicht friere.“
    Eine Weile fuhren wir schweigend weiter. Traurigkeit überkam mich, weil mir klar wurde, dass jede Drehung der Räder den Augenblick näherbrachte, an dem Herr Wagner und ich uns trennen müssten. „Ich bin Ihnen dankbar, Sir“, murmelte ich. „Sie haben mir heute Abend Mut gemacht, als ich es am dringendsten brauchte. Den Mut, mir einen Traum zu erfüllen.“
    „Das freut mich.“
    „Wie kann ich Ihnen das jemals danken?“
    Während er kutschierte, nahm Herr Wagner meine behandschuhte Hand in die seine und führte sie an die Lippen, während er leise sprach: „Indem Sie mir erlauben, Sie wiederzusehen.“
    Mein Herz begann wie wild zu schlagen. „Sie können mich und meinen Mann jederzeit gern besuchen, Sir, während wir uns hier aufhalten.“
    „Ihren Mann?“ Er ließ meine Hand los und lachte leise und ein wenig sarkastisch. „Ich verspüre keinerlei Bedürfnis, Ihren Ehemann zu sehen, gnädige Frau.“
    Darauf wusste ich keine Antwort und verstummte, während mir die Röte in die Wangen stieg.
    Er schaute mich an. „In all den Wochen, seit wir einander das letzte Mal gesehen haben, haben Sie da einmal an mich

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