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Dracula - Stoker, B: Dracula

Dracula - Stoker, B: Dracula

Titel: Dracula - Stoker, B: Dracula Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bram Stoker
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wärmenden Kleidungsstücken. Es besteht keine Gefahr, dass wir frieren werden …
    Wir brechen gleich auf. Ich wage es nicht, mir vorzustellen, was uns alles zustoßen könnte. Wir sind wirklich in Gottes Hand. Er allein weiß, was die Zukunft birgt, und ich flehe ihn aus der Tiefe meiner traurigen Seele an, dass er meinen geliebten Mann beschützen möge. Was auch immer kommen mag, Jonathan soll wissen, dass ich ihn mehr liebe und verehre, als Worte imstande sind, es auszudrücken. Mein letzter und innigster Gedanke wird ihm gelten.

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    |524| SIEBENUNDZWANZIGSTES KAPITEL
     
    Mina Harkers Tagebuch
     
    1. November
    Wir sind den ganzen Tag schnell gereist. Die Pferde scheinen es uns zu danken, dass sie gut behandelt werden, denn sie legen ihre Etappen in vollem Tempo zurück, ohne dass wir sie allzu sehr antreiben müssen. Wir haben sie nun schon mehrfach gewechselt, aber da alle Tiere ihr Bestes geben, erwarten wir auch im Weiteren keine Schwierigkeiten. Dr. van Helsing gibt sich wortkarg. Er erzählt den Bauern lediglich, dass er möglichst schnell nach Bistritz müsse, und er bezahlt sie gut, damit sie den Pferdewechsel beschleunigen. Wir essen eine heiße Suppe, trinken einen Kaffee oder Tee, dann geht es schon wieder weiter. Es ist ein wunderbares Land, voller Schönheiten jeglicher Art, und die Leute sind mutig, stark und einfach. Darüber hinaus scheinen sie viele Eigenarten zu besitzen, und sie sind
sehr, sehr
abergläubisch. Gleich im ersten Haus, in dem wir abstiegen, bekreuzigte sich die Frau, die uns bediente, als sie die Narbe auf meiner Stirn erkannte, und sie streckte zwei Finger gegen mich aus, um den Bösen Blick zu bannen. Ich glaube, sie haben dann unser Essen aus Furcht mit einer doppelten Portion Knoblauch gewürzt, und Knoblauch kann ich gar nicht mehr ausstehen. Seit diesem Erlebnis habe ich es vermieden, meinen Hut und meinen Schleier abzunehmen, so bin ich ihren abergläubischen Bräuchen entkommen. Wir kommen gut voran, und da wir keinen Kutscher bei uns haben, der Gerüchte verbreiten könnte, erregen wir auch kein Aufsehen. Ich könnte mir aber denken, dass uns die Furcht vor meinem Bösen Blick dennoch auf den Fersen ist. Der Professor scheint unermüdlich zu sein. Den ganzen Tag über wollte er keine Pause machen, obwohl |525| er mich lange hatte schlafen lassen. Gegen Sonnenuntergang hat er mich wieder hypnotisiert. Er erzählte mir darauf, dass meine Antwort wie immer gewesen sei: »Dunkelheit, plätscherndes Wasser und knarrendes Holz.« Unser Feind ist also noch immer auf dem Fluss. Ich habe Sehnsucht nach Jonathan, aber Furcht empfinde ich weder für ihn noch für mich. Ich schreibe dies, während wir in einem Bauernhaus warten, bis die frischen Pferde eingespannt sind. Dr. van Helsing ist eingeschlafen. Armer Mann, er sieht sehr erschöpft, alt und grau aus, aber seine Lippen sind fest zusammengepresst wie bei einem Feldherrn – selbst im Schlaf verlässt ihn seine Entschlossenheit nicht. Wenn wir von hier gut weggekommen sind, muss ich die Kutsche übernehmen und ihn zum Weiterschlafen überreden. Ich werde ihn darauf hinweisen, dass schwere Tage vor uns liegen. Wenn seine Kraft am meisten benötigt wird, darf er schließlich nicht zusammenbrechen. Alles ist bereit, gleich geht es weiter.
     
    2. November, morgens
    Ich war erfolgreich, und wir wechselten uns die Nacht über beim Kutschieren ab. Nun steigt der Tag über uns herauf, hell und kalt. Es liegt eine merkwürdige Schwere in der Luft – ich schreibe »Schwere«, weil mir augenblicklich kein besseres Wort dafür einfällt, dass wir beide uns so bedrückt fühlen. Es ist sehr kalt, und nur unsere warmen Pelze schützen uns einigermaßen. Im Morgengrauen hat mich van Helsing wieder hypnotisiert, diesmal war die Botschaft: »Dunkelheit, knarrendes Holz, tobendes Wasser.« Der Fluss scheint sich also zu verändern, je weiter sie ihn hinauffahren. Ich hoffe, dass mein Mann sich nicht in Gefahr begibt, jedenfalls in keine größere als nötig. Aber wir sind ja ohnehin alle in Gottes Hand.
     
    2. November, nachts
    Wieder waren wir den ganzen Tag unterwegs. Das Land wurde wilder, je weiter wir kamen, und die mächtigen Ausläufer der |526| Karpaten, die uns in Veresti in großer Ferne am Horizont erschienen sind, türmen sich nun rings um uns auf. Wir sind guter Dinge, wahrscheinlich weil wir uns beide bemühen, den anderen aufzuheitern, was dann auf uns selbst zurückwirkt. Dr. van Helsing meint, dass wir gegen Morgen

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