Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dracula - Stoker, B: Dracula

Dracula - Stoker, B: Dracula

Titel: Dracula - Stoker, B: Dracula Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bram Stoker
Vom Netzwerk:
heute Nacht
mit
ihr entfliehen. Wir werden ihm eine Gelegenheit bieten und zugleich Leute bereithalten, die notfalls eingreifen können …
     
    |161| 23. August
    »Das Unerwartete tritt immer ein!« – Wie gut doch Disraeli 1 das Leben kannte! Unser Vogel fand den Käfig offen, wollte aber nicht entfliegen, und so verwehten alle unsere elaborierten Pläne im Wind. Immerhin haben wir eines herausgefunden, nämlich, dass die Perioden der Ruhe ziemlich lange andauern. Es wird zukünftig möglich sein, ihm seine Fesseln jeden Tag für einige Stunden abzunehmen. Ich habe dem Nachtwächter Anweisung gegeben, ihn erst eine Stunde vor Sonnenaufgang in die gepolsterte Zelle zu sperren. Der Körper des armen Teufels wird die Erleichterung dankbar empfinden, wenn auch sein Geist sich keine Rechenschaft darüber zu geben vermag. Doch halt, wieder »das Unerwartete«! Man ruft nach mir, der Patient ist erneut entflohen.
     
    Später
    Erneut ein nächtliches Abenteuer. Renfield hatte geschickt gewartet, bis der Nachtwächter zur Inspektion seine Zellentür öffnete. Dann stürzte er augenblicklich an ihm vorbei und rannte den Gang hinunter. Ich schickte sogleich die Männer hinter ihm her. Wieder stieg er in den verlassenen Garten, und wieder fanden wir ihn am alten Platz, dicht an die Kapellentür gepresst. Als er mich erblickte, wurde er rasend, und er hätte mich zweifelsohne getötet, wenn nicht die Pfleger rechtzeitig zur Hand gewesen wären. Nachdem wir ihn gepackt hatten, geschah etwas Unbegreifliches: Erst verdoppelte er seine Anstrengungen, dann aber wurde er abrupt ruhig. Ich sah mich unwillkürlich nach einem Grund um, konnte aber nichts entdecken. Dann beobachtete ich die Blickrichtung meines Patienten, konnte aber auch hier nichts Besonderes erkennen außer einer großen Fledermaus, die still und gespenstisch im Mondlicht gen Westen flatterte. |162| Fledermäuse pflegen in der Regel in wilden Kreisen umherzuschwirren, diese aber zog in gerader Linie ihres Weges, als ob sie einem besonderen Ziel zustrebte und irgendeine bestimmte Absicht verfolgte. Mein Patient wurde immer stiller und sagte schließlich:
    »Sie brauchen mich nicht zu fesseln; ich komme freiwillig mit Ihnen.« Ohne Störung gelangten wir zur Anstalt zurück. Mir kommt seine Ruhe verdächtig vor, ich muss mir diese Nacht merken …
     
    Lucy Westenras Tagebuch
     
    Hillingham, den 24. August
    Ich muss es Mina gleichtun und die Dinge aufschreiben, dann haben wir Stoff genug zum Plaudern, wenn wir uns wiedersehen. Ich wollte, sie wäre bei mir, denn ich fühle mich so unglücklich. Letzte Nacht war es wieder so wie bei dem schrecklichen Traum, den ich damals in Whitby hatte. Vielleicht ist die Luftveränderung daran schuld, vielleicht auch die Tatsache, wieder zu Hause zu sein. Jedenfalls scheint mir nach diesem Traum heute immer noch alles dunkel und beängstigend, obwohl ich mich an rein gar nichts erinnern kann. Ich bin von einer unbestimmten Angst erfüllt und fühle mich schwach und erschöpft. Als Arthur zum Lunch kam und mich erblickte, wurde er bedrückt. Ich hinwieder hatte nicht den Mut, mich fröhlich zu geben. Vielleicht kann ich ja heute Nacht bei der Mutter im Zimmer schlafen? Ich werde schon einen Vorwand finden.
     
    25. August
    Eine weitere schlechte Nacht. Mutter war von meinem Wunsch nicht gerade angetan. Sie fühlte sich selbst nicht recht wohl und fürchtete ohne Zweifel, mir nur noch mehr Sorgen zu bereiten. Ich versuchte also wach zu bleiben, was mir eine Zeit lang auch gelang. Als die Uhr aber zwölf schlug, erwachte ich aus einem |163| leichten Schlummer – ich musste also eingedöst sein. Am Fenster war ein seltsames Kratzen und Flattern zu vernehmen, ich kümmerte mich aber nicht darum. Da ich mich an nichts anderes erinnern kann, nehme ich an, dass ich wieder eingeschlafen bin. Dann kamen die schrecklichen Träume wieder – wenn ich mich doch nur an ihren Inhalt erinnern könnte! Heute früh war ich sehr schwach. Mein Gesicht ist geisterhaft bleich und mein Hals schmerzt. Es muss mit meinen Lungen etwas nicht in Ordnung sein, denn ich habe Mühe, ausreichend Luft zu bekommen. Ich muss heiterer scheinen, wenn Arthur kommt, sonst wird er über meinen Zustand wieder unglücklich sein.
     
    Brief von Arthur Holmwood an Dr. Seward
     
    Albemarle Hotel, den 31. August
    Lieber Jack,
    ich möchte Dich um einen Gefallen bitten. Lucy ist krank. Es ist kein bestimmtes Leiden, aber sie sieht entsetzlich aus und wird von Tag zu Tag

Weitere Kostenlose Bücher