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Dracula - Stoker, B: Dracula

Dracula - Stoker, B: Dracula

Titel: Dracula - Stoker, B: Dracula Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bram Stoker
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dass das Leben Dir
jegliches
Leid erspare, denn das ist unmöglich. Aber ich
hoffe,
dass Du immer so glücklich bist, wie ich es jetzt bin. Auf unser Wiedersehen, meine Liebe, ich werde diesen Brief gleich absenden und Dir auch sehr bald wieder schreiben. Ich muss nun schließen, denn Jonathan erwacht – ich muss mich um meinen Gemahl kümmern!
    Deine Dich immer liebende
    Mina Harker
     
    Brief von Lucy Westenra an Mina Harker
     
    Whitby, den 30. August
    Meine liebste Mina,
    Ozeane von Liebe und Millionen von Küssen – mögest Du bald mit Deinem Gemahl in Deinem eigenen Heim Einzug halten! Ich wünschte, Ihr könntet rasch genug heimkommen, um hier bei uns zu sein. Die kräftige Seeluft würde Jonathan bestimmt guttun, sie hat auch mich wiederhergestellt. Ich habe einen Appetit wie ein Kormoran, bin quicklebendig und schlafe vorzüglich. Du wirst es sicher gerne hören, wenn ich Dir mitteile, dass ich das Nachtwandeln völlig aufgegeben habe. Ich glaube, es ist schon eine ganze Woche her, dass ich zuletzt bei Nacht aus dem Bett gestiegen bin – dass heißt, falls ich mich überhaupt zur Nacht hinlege. Arthur meint, ich werde dick. Dabei fällt mir ein, dass ich ja ganz vergessen habe, Dir zu erzählen, dass Arthur gekommen |159| ist! Wir machen Spaziergänge und Ausritte, und wir rudern, fischen und spielen zusammen Tennis. Ich liebe ihn mehr als je zuvor. Er sagt mir ebenfalls, er würde mich mehr lieben als je, aber ich glaube ihm nicht: Früher hat er mir nämlich wiederholt beteuert, dass seine Liebe keiner Steigerung fähig wäre. Doch das ist ja nur Spaß … Soeben kommt er und ruft nach mir. Also Schluss für heute. In Liebe,
    Lucy
     
    PS: Mutter sendet Grüße; es geht ihr jetzt wieder etwas besser. Die Ärmste.
    PPS: Wir heiraten am 28. September!
     
    Dr. Sewards Tagebuch
     
    20. August
    Der Fall Renfield wird immer interessanter. Er hat sich nun so weit gefangen, dass es zwischen seinen Tobsuchtsanfällen auch ruhige Phasen gibt. Die erste Woche nach seinem großen Anfall war er äußerst gewalttätig. Dann, eines Nachts, als gerade der Mond aufging, wurde er ruhiger und murmelte immer wieder vor sich hin: »Nun kann ich warten, nun kann ich warten …« Der Pfleger kam daraufhin zu mir, und ich eilte sofort hinunter, um meinen Patienten zu sehen. Er war noch in der Zwangsjacke und in der gepolsterten Zelle, aber der verstörte Ausdruck war aus seinem Gesicht gewichen, und seine Augen hatten wieder ihre flehende, ich möchte fast sagen kriecherische Sanftmut. Ich war mit diesem seinem Zustand recht zufrieden und gab Anweisung, ihn von Zwangsjacke und Kette zu befreien. Die Pfleger zögerten, führten dann aber schließlich meinen Befehl ohne Murren aus. Der Patient war merkwürdigerweise so gut gelaunt, dass er ihre Unzufriedenheit bemerkte; er trat recht nahe an mich heran und sagte unter verstohlenen Blicken auf die Pfleger:
    |160| »Die da glauben, ich würde Sie verletzen! Stellen Sie sich nur vor:
Ich
sollte
Ihnen
etwas antun! Was für Idioten!«
    Es war zwar beruhigend zu hören, dass er in seinem kranken Gehirn anscheinend doch einen Unterschied zwischen mir und den anderen machte, aber ich konnte seinen Gedankengängen dennoch nicht folgen. Sollte ich annehmen, er glaubt, mit mir etwas gemeinsam zu haben, das uns zu gegenseitigem Beistand verpflichten würde? Oder erwartete er von mir etwas so überaus Gutes, dass mein Wohlergehen ihm nützlich erscheint? Ich muss das gelegentlich herauszufinden suchen. Letzte Nacht wollte er gar nicht reden. Selbst das Angebot eines jungen Kätzchens oder sogar einer ausgewachsenen Katze konnte ihn nicht verführen. Er entgegnete nur: »Katzen interessieren mich nicht. Ich habe jetzt an anderes zu denken, und ich kann warten, ich kann warten.«
    Nach einer Weile bin ich gegangen. Der Pfleger hat mir berichtet, dass der Patient bis kurz vor Tagesanbruch ruhig gewesen sei, sich dann aber zunehmend aufregte und schließlich wieder gewalttätig wurde. Am Ende stand ein Paroxysmus, der ihn so anstrengte, dass er in Ohnmacht fiel.
    … Drei aufeinanderfolgende Nächte dasselbe Schauspiel. Den ganzen Tag über gewalttätig, dann ruhig von Mondaufgang bis Sonnenaufgang. Ich möchte doch wissen, wie dies zugeht. Es macht den Eindruck, als würde er einem Einfluss unterliegen, der bald kommt, bald geht. Eine vielversprechende Idee: Wir werden heute Nacht die Vernunft gegen den Wahnsinn antreten lassen! Ist er zuvor einmal
ohne
unsere Hilfe entkommen, so soll er

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