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Draculas Eisleichen

Draculas Eisleichen

Titel: Draculas Eisleichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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erreichen, mußte er nach links gehen und sich von seinem Haus ziemlich weit entfernen.
    In der nächtlichen Stille hatte er das Gefühl, die zahlreichen Antennen summen zu hören, als wären sie erpicht darauf, ein geisterhaftes Eigenleben zu führen und Nachrichten an die Lebenden zu übermitteln.
    In einer derartigen Situation konnte man sich eben einiges einbilden, und Mesrin fühlte sich überfordert, obgleich er sich darüber ärgerte. Er ging leicht geduckt, hatte die rechte Hand auf den Griff des Fischermessers gelegt. Die Berührung gab ihm ein gewisses Gefühl von Sicherheit, es ließ sich halt besser mit dieser Einbildung leben.
    Manchmal wehte der Wind über die Schneefläche und schleuderte kleine Wolken aus Schneekristallen hoch, die fahnengleich über das flache Gelände glitten und sich in den Gassen zwischen den Häusern niederlegten, wo sich bereits zahlreiche kleine Schneehügel gebildet hatten.
    Er ging schneller, nachdem er festgestellt hatte, daß niemand auf ihn lauerte.
    Dann sah er die Barackentür.
    Im ersten Augenblick glaubte Mesrin an eine Täuschung. Nein, das konnte nicht sein – die Tür stand offen. Natürlich gab es viele harmlose Erklärungen für diesen Zustand, aber in dieser Nacht, zu dieser Stunde und bei den Vorfällen des vergangenen Tages wollte er einfach nicht daran glauben. Daß die Tür offenstand, hatte etwas zu bedeuten.
    Sein Atem stand als Wolke vor den Lippen. Wie eine gewaltige Wolke kam ihm auch die Finsternis vor, die so geheimnisvoll erschien und tausend Feinde versteckt hielt.
    Ihm reichte schon einer.
    Er huschte so schnell wie möglich über die freie Fläche – ärgerte sich dabei über jeden knirschenden Schritt – , erreichte die Baracke und hörte aus einem der anderen Bauten ein dröhnendes Lachen.
    Ausgestoßen von einem der dort wohnenden Mitarbeiter. Wahrscheinlich schauten sich die Männer wieder irgendeinen Film an. Entweder Schwanke oder Pornos. Sie hatten sie aus Finnland bekommen, die Grenze war nicht mehr so dicht, und einen Video-Recorder hatte ihnen ebenfalls jemand besorgt.
    Die Nacht blieb dunkel, sie blieb geheimnisvoll, und Mesrin dachte an die Tür.
    Wieder kam ihm der Vergleich in den Sinn, daß hinter der Tür das Grauen einer anderen Welt lauerte. Es hatte sich angeschlichen und lautlos in diese Umgebung hineingedrückt, um sie in Besitz zu nehmen.
    Für ihn war es schlimm, er starrte auf die Klinke mit der leichten Eiskruste, berührte sie allerdings nicht, sondern drückte seinen Schuh in den Spalt. Durch eine Bewegung nach links konnte er die Tür weit genug aufschieben, um in die Baracke zu gelangen.
    Ein ungewöhnliches Licht nahm ihn gefangen. Er kannte die Leuchte auf dem Flur, doch in dieser Nacht kam ihm ihr Licht anders vor. Es war längst nicht mehr so hell, viel gelber, als wäre ein Tuch über die Lampe gehängt worden.
    Es hatte etwas Unheimliches an sich, als wäre selbst der Strom magisch beeinflußt worden.
    In der Kehle lag noch immer die Dürre. Er hätte sich gern geräuspert, was er aber unterdrückte, denn es war besser, sich ruhig zu verhalten.
    Etwas stimmte hier nicht, etwas war anders geworden. Ein ungewöhnlicher Hauch lag zwischen den Wänden.
    Der Hauch des Todes…
    Mesrin schaute zu Boden. Es war kein bewußter Blick, aber sein Herz schlug plötzlich Purzelbäume, als er die Abdrücke entdeckte, die als feucht glänzende Stellen auf dem dünnen Linoleum zu sehen waren.
    Wasser, das einmal Schnee gewesen war. Und der mußte an den Schuhen des geheimnisvollen Eindringlings geklebt haben.
    Er hatte sich doch nicht geirrt. Es war jemand durch das Lager und in diese Baracke geschlichen. Wahrscheinlich um die Tat zu vollenden, die er begonnen hatte.
    Eisig rann es über seinen Rücken. Dennoch dachte er logisch. Wenn er den Spuren folgte, würde er irgendwann auf den Eindringling treffen.
    Und dann? Was passierte dann?
    Mesrin wußte es nicht, aber er zog sein Messer. Er schaute auf die Klinge, die schon durch unzählige Fischkörper geglitten war und nichts von ihrer Schärfe verloren hatte.
    Ihr hatten auch Menschen nichts entgegenzusetzen, das stand für ihn fest.
    Er erinnerte sich wieder an den im Eis gefangenen Vampir. Konnte es sein, daß dessen Kräfte für eine Befreiung ausgereicht hatten und er jetzt durch die Nacht schritt auf der Suche nach Blut?
    Möglich war alles…
    Mesrin setzte seinen Weg fort. Er hätte gern seinen Atem unter Kontrolle gehalten, dies war nicht möglich. Jeder seiner

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