Draculas Eisleichen
bildete dieser Himmel ein Bild, wie es ein Maler nicht perfekter hätte schaffen können.
Darunter wogte die See. Es war eine klare, eine kalte Nacht, die trotz der Dunkelheit auch Konturen schaffen konnte. Sie stachen scharf voneinander ab, wenn sich etwas Fremdes in dieses Bild hineinschob, war es deutlich zu sehen.
Und dieses Fremde kam!
Mallmann gratulierte sich dazu, genau in die entsprechende Richtung geschaut zu haben, denn wie gezeichnet und leicht über den Wellen schwebend tuckerte das Boot auf die Insel zu.
Es hatte kein Positionsleuchten gesetzt, es schob sich im Dunkeln über das Wasser, und Dracula II unterdrückte das eisige Lächeln nicht. Er wußte genau, was da auf ihn zukam.
Sie hatten ihn gefunden!
Er wußte Bescheid, obgleich er niemand an Deck sah. Dieser Besuch galt allein ihm, seine Feinde hatten zurückgeschlagen, sie würden kommen und die Insel stürmen, auch wenn sie sich nicht offen zeigten.
Es war einer der Fischtrawler, der sich den Weg durch die anrollenden Wellen bahnte. Er hatte schwer zu kämpfen, weil das Meer ziemlich wild geworden war.
Hoch schäumte die Bugbrandung. Die Gischtfahnen sahen aus als wollten sie über Deck gurgeln, um an den beiden Masten in die Höhe zu klettern. Manchmal senkte sich der Bug stark nach unten und tauchte dann in ein Wellental ein, als wollte er dort niemals wieder hervorkommen.
Aber das Boot sank nicht.
Es stampfte weiter, es geriet auch in die Nähe der Brandung, wo die Wellen noch höher und unkontrollierbarer waren. Sie spielten mit dem Schiff, sie hätten es eigentlich zurückschleudern müssen, aber es wurde auf Kurs gehalten.
Mallmann fragte sich, wer es wohl steuerte. Es mußte ein besonderer Mann sein, der sich auskannte.
Das Boot blieb auf Kurs. Es wollte die Klippen und gefährlichen Strömungen an der schmalen Inselküste überwinden, um dann Anker zu werfen.
Minuten verstrichen.
Unbeweglich stand Mallmann auf dem hohen Fels und beobachtete die Bemühungen. Manchmal sah es so aus, als würde es das Boot nicht schaffen, weil die gewaltigen Brecher es immer wieder zu fassen bekamen und es zurückdrückten.
Aber der Steuermann war gut. Er nutzte die kurzen Ruhepausen der See aus, um in die entsprechenden Lücken zu stoßen, hinein in gurgelnde, schmatzende Kanäle, in die Strömung, die gegen den Bootskörper schlug, an ihm vorbeigurgelte, an ihm zerrte und den Bootskörper mit schaumigen Kreiseln verzierte.
An Deck bewegte sich etwas. Für einen Moment entdeckte Mallmann die kleine Gestalt. Er hatte sie leider nicht deutlich erkennen können, so wußte er nicht, wer dort das Kommando übernommen hatte. Ein schwarzmagisches Wesen auf jeden Fall, kein Vampir, eine Ausgeburt der Hölle, ein Günstling des Teufels.
Daß eine Ankerkette rasselte, ahnte Mallmann nur. Aber der Anker war geworfen worden. An einer relativ ruhigen Stelle zwischen den Klippen sollte das Boot anlegen.
Nicht weit genug, um trockenen Fußes auf das Eiland zu gelangen, aber das würde die Besatzung bestimmt nicht daran hindern, ihr Ziel zu erreichen.
Noch geschah nichts.
Mallmann sah nur die Gestalt, die sich auf dem schaukelnden Deck bewegte.
Sie schritt hin und her, auf und ab, als wollte sie etwas suchen. Sie blieb nicht allein.
Plötzlich kamen sie aus ihren Verstecken.
Der beobachtende Vampir wechselte seinen Platz, um besser sehen zu können.
Es war schon der Wahnsinn, was sich dort abspielte. Dracula II folgte mit seinen starren Blicken sehr genau den Bewegungen der Gestalten, die aus dem Bauch des Schiffes hervorgekrochen waren.
Die meisten von ihnen trugen nur Fetzen als Kleidung, als hätte man irgendwelche Totenhemde zerrissen und die Teile dann an die Körper gepappt. Viel zu dünn für diese noch eisigen Temperaturen.
Davon spürte die Besatzung nichts. Sie war resistent gegen die Unbilden der Witterung, und Mallmann wußte bereits nach Sekunden Bescheid, wer sich da auf dem Deck tummelte.
Leblose Wesen auf zwei Beinen, furchtbare Geschöpfe, für die es einen bestimmten Begriff gab.
Es waren Zombies!
Mallmanns Hände bewegten sich. Unruhe erfaßte ihn. Er wußte jetzt, daß seine dämonischen Feinde hinter dieser Attacke standen, daß sie versuchen würden, ihn mit den eigenen Waffen zu schlagen.
Blutsauger contra lebende Leichen!
Ein wahrer Irrsinn, wie Mallmann zugeben mußte. Eine verrückte Szenerie, inszeniert vom Teufel persönlich, der hier seine giftigen Klauen mit im Spiel hatte.
Sie krochen aus ihren Verstecken, sie
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