Draculas Eisleichen
aus dem Feuer holten.
Wie eben Cigam, dessen Arme nach unten sanken!
Er bewegte sich dabei sehr langsam, als wollte er die Bewegung genießen. Auf halber Höhe kamen sie zur Ruhe. Dann spreizte er die Hände. Für Mallmann sah es so aus, als wollte er sich auf jeden Finger einzeln konzentrieren.
Die Spannung verdichtete sich.
Mallmann fühlte sich unwohl. Er glaubte, daß eine fremde Kraft von seinem kleinen Imperium Besitz ergriffen hatte. Eine Kraft, die so stark war, daß sie auch zerstören konnte.
Und Cigam begann!
Auf einmal umschwirrte zitterndes Licht seine Hände. Es war ein bläulicher und gleichzeitig leicht rötlicher Schein, in den die gespreizten Finger gebadet wurden.
Das Licht konzentrierte sich allein auf die Hände; an den Gelenken hörte es auf.
Es stand ruhig, es flackerte nicht, es zitterte allein in seinem Innern. Und es fiel plötzlich nach unten.
Wie ein Trichter breiteten sich beide Strahlen aus. Dennoch kamen sie Mallmann scharf gebündelt vor.
Kein Licht, ein Feuer.
Das Feuer der Hölle. Mal heiß, mal kalt, wie es halt gebraucht wurde.
Hier mußte es die Hitze abstrahlen. Feuer gegen Eis.
Es lag auf der Hand, wer verlieren würde. Und zum erstenmal spürte Dracula II so etwas wie Furcht…
***
Wladimir Golenkow hatte nicht übertrieben. Er konnte tatsächlich mit einem Hubschrauber so gut umgehen, als würde er ein solches Ding jeden Tag fliegen. Suko und ich waren beruhigt.
Mein Freund saß neben dem KGB-Mann auf dem Sitz des Co-Piloten.
Ich hatte im hinteren Bereich der Maschine meinen Platz gefunden, und neben mir hockte Stepanic.
Er haßte mich, ich mochte ihn ebenfalls nicht. Nur hielt ich mich bedeckt, während er mir ab und zu giftige Blicke zuwarf und mir am liebsten die Kehle eingedrückt hätte.
Wir waren in Richtung Norden geflogen. Die Inseln mußten sich, laut Karte, wie ein Band vor der Küste ausbreiten.
Manche waren größer, andere wiederum kleiner, und sie sahen aus wie mehr oder weniger große Flecken, wenn wir über sie hinwegflogen.
Ich hatte versucht, Stepanic zum Reden zu bringen. Die Antwort seinerseits war ein verbissenes Schweigen gewesen. Um es zu dokumentieren, hatte er zusätzlich die Lippen hart zusammengepreßt und mich nur tückisch angefunkelt.
Auch jetzt sprach ich wieder mit ihm. Die Navigation überließ ich Suko und Wladimir. »Wir werden Cigam und deine anderen Freunde finden, Stepanic, und wenn wir es einmal geschafft haben, wird es für sie keine Gnade geben.«
Er sagte nichts, rückte weiter von mir ab, als wollte er sich in den Sitz verkriechen.
Es war nicht seine Zeit. Es gab hier keinen Friedhof in der Nähe, wo er seine Helfer hätte aus den Gräbern hervorholen können. Diesmal diktierten wir das Geschehen.
»Welche Insel?«
Seine Lippen zuckten, die Nasenflügel vibrierten. »Sucht sie«, sagt er, »sucht sie.«
»Das werden wir auch.«
Ich schaute aus dem Fenster. In der Maschine war es kalt. Eine Heizung gab es nicht.
Unter uns lag das Meer. Wir hatten vor dem Flug noch einmal aus dem Reservekanister aufgetankt und uns auch kurz über das Verschwinden des Piloten unterhalten.
Für sein Leben gab keiner von uns mehr einen Pfifferling. Ihn mußte es einfach erwischt haben.
Noch flogen wir den nördlichen Kurs. Ich hatte mir die Gegend ebenfalls auf der Karte angeschaut und festgestellt, daß wir irgendwann abbiegen mußten, um die Inselkette auch so überfliegen zu können, wie wir es uns vorgestellt hatten.
Wladimir tat es auch.
Ruckartig bewegte sich der Hubschrauber, als wir an Höhe verloren und die dunkle, sich bewegende Wasserfläche näher kam. Rechts von mir erstreckte sich eine Insel. Sie sah aus wie eine dunkle Zunge, auf der sich nichts bewegte.
An ihrer Nordseite flogen wir entlang und blieben auch weiterhin auf Kurs.
Ich schaute hin und wieder in Stepanics Gesicht, das allerdings ausdruckslos blieb. Mit keiner Reaktion gab er zu erkennen, ob wir uns dem Ziel bereits genähert hatten oder nicht.
Es war ja nicht so, daß wir allein die Insel suchten, auch das Boot konnte nicht verschwunden sein. Es mußte sich zwischen diesen Eilanden aufhalten, wo es auch Platz genug gab.
Noch hatten wir es nicht gesehen.
Wir waren so froh, daß wir mit der Maschine zurechtkamen. Leider war sie nicht mit einem Suchscheinwerfer ausgerüstet. So blieb uns nichts anderes übrig, als relativ dicht über die Wasserfläche zu fliegen und die Wogen unter Kontrolle zu halten.
Glücklicherweise bewegten sich in dieser
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