Draculas Eisleichen
spürte er nicht, nur eine innere Spannung, denn er wollte wirklich erleben, wie es weiterging. Er wollte auf keinen Fall schon jetzt in den zuckenden Lichtschein der Fackeln hineingeraten, sein Beobachtungsplatz im Dunkeln war ideal. Und dort blieb er auch.
Die Zombics wankten über das Eis. Schaurige Gestalten mit bleichen Körpern, die ab und zu Verletzungen zeigten. Aus den Wunden war das Blut gequollen, aber längst eingetrocknet.
Sie trommelten mit Händen und Füßen gegen das dicke Eis, unter dem sich die Blutsauger abzeichneten. Auch sie mußten bemerkt haben, daß sich etwas verändert hatte, denn sie waren ja nicht tot, aber sie reagierten nicht. Starr blieben sie liegen. Mallmann glaubte nicht daran, daß auch nur einer von ihnen seine Lippen oder die Augen bewegte.
Wenn sie aber freikamen, dann würden sie den Zombies einen gnadenlosen Kampf bieten, das stand fest.
Nur, wie sollten die lebenden Leichen seine Diener aus der dicken Eisschicht befreien?
Da sie selbst eine tödliche Kälte ausstrahlten, würde es auch nicht klappen, wenn sie versuchten, das Eis aufzutauen.
Er mußte warten…
Mallmann hatte seinen Platz gut gewählt. Um zum Eingang hinschauen zu können, brauchte er den Kopf nur um eine Idee zu drehen.
Noch immer schäumte das Wasser hinein und fraß sich in das Eis. Und noch immer brachte es Gestalten von draußen, die mit mühevollen Bewegungen den Eispanzer erkletterten.
Auch ein anderer kam.
Er – der Anführer!
Das Wesen stand nicht im Licht, es bildete nur mehr eine Silhouette, dennoch wußte Mallmann, daß es sich bei ihm nicht um einen normalen Menschen handelte. Das war ein schwarzmagisches Produkt.
Er hatte ihn noch nie zuvor zu Gesicht bekommen, aber er spürte genau deren Strahlung. Sie wehte ihn wie ein Hauch an, und er wußte auch, daß beide Todfeinde waren.
Dieses Wesen haßte seine Diener, es wollte die Vampire nicht, es wollte sie vernichtet sehen.
Sie aber lagen im Eis, und die dicke Fläche würde er nicht ohne Werkzeuge durchschlagen können.
Wie Mallmann feststellte, war er damit nicht bewaffnet. Er ging trotzdem vor und machte auf Dracula II einen sehr sicheren Eindruck. So konnte sich nur jemand geben, der von seinem Vorhaben hundertprozentig überzeugt war.
War der Panzer sicher genug? Noch zweifelte Mallmann nicht, aber ein böses Feeling breitete sich aus. Diese Wesen hatten es geschafft, ihn zu finden. Damit würden sie sich nicht zufrieden geben. Sie würden auch ihren Auftrag bis zum bitteren Ende durchführen.
In der Höhlenmitte blieb die für Mallmann namenlose Person stehen. Er konnte den Anführer besser erkennen. Das Gesicht sah irgendwie verschoben aus, er war nicht übermäßig groß, wirkte wie eine graue Maus und strahlte eine Boshaftigkeit aus, die einen Menschen in den Wahnsinn treiben konnte, bei Mallmann jedoch Alarmsirenen anklingen ließ.
Es kletterten keine Zombies mehr in die Höhle. Sie alle hatten jetzt den Weg vom Boot her geschafft und auch Halt auf der glatten Fläche gefunden.
Sie schwankten noch ein wenig, denn wenn sie sich bewegten, konnte es leicht geschehen, daß sie ausrutschten.
Nur der Anführer bewegte sich nicht.
Er hob seine Arme!
Es war ein Zeichen. Auch für Mallmann stand fest, daß er beginnen würde. Plötzlich regte sich niemand mehr. Im Schein des Fackelfeuers wirkten die Zombies wie Gestalten aus einer anderen Welt, die versehentlich in die Höhle hineingeraten waren.
Zum Leben erwachte Gespenster, die einen mörderischen Haß gegen alles einsetzten, was nicht so war wie sie.
Noch immer hielt der Anführer die Arme hoch. Dann sprach er. Sein Mund bewegte sich wie eine Klappe, er zischte die Worte hervor, aber sie waren laut genug gesprochen, um von jedem in der Höhle verstanden zu werden.
Auch von Mallmann!
»Ich bin Cigam. Ich bin ein Geschöpf des Teufels! Ich bin die reine Magie in menschlicher Form! Ich werde siegen! Meine Kräfte sind übergroß! Ich werde zerstören! Ich werde meine Gegner zerreißen und zerfleischen lassen!«
Cigam hatte diese Sätze dermaßen überzeugend gesprochen, daß selbst Dracula II zusammenschrak. Er glaubte diesem Wesen jedes Wort, vor allen Dingen was den Teufel anbetraf.
Asmodis und Mallmann waren zu Feinden geworden. Der Satan selbst, auch wenn er jede beliebige Gestalt annehmen konnte, hielt sich lieber im Hintergrund. Er schickte seine Vasallen vor, stattete sie mit höllischen Kräften aus und fand immer wieder neue Diener, die für ihn die Kastanien
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