Draculas Eisleichen
Menschen auszusaugen, die Zähne in die Halsschlagader zu schlagen, um das Blut zu trinken. Diese Gestalt war Vampir!
Ein Untoter, ein ehemaliger Mensch, eine bleiche Gestalt mit schwarzen Haaren, die glatt zurückgekämmt waren. Dunkle Augen mit flackernden Pupillen, einem verkniffenen Mund und einer hohen Stirn, auf der hin und wieder das Stigma erschien.
Ein Buchstabe nur – ein D!
Das Zeichen für ihn, das Stigma für Dracula, denn diese Gestalt war Dracula II.
Sie hieß eigentlich Will Mallmann, hatte in ihrem normalen Leben als BKA-Beamter Geld verdient und war nur durch einen dämonischen Zufall in den Kreislauf des Grauens hineingeraten. Dann aber mit allen Konsequenzen, denn der ehemalige Beamte Will Mallmann wollte an sein früheres Leben nicht mehr erinnert werden. Er hatte sich dazu auserkoren, die Nachfolge des legendären Vlad Dracula anzutreten, er wollte die Macht haben über das Blut der Menschen, er wollte alle Menschen, er wollte die Herrschaft der Vampire verwirklichen.
Er hatte es geschafft, seine Diener aus Marokko herauszubekommen und sie dann einfrieren zu lassen.
Er brauchte sie als eine stille Reserve, denn seine Feinde gehörten nicht zu den Menschen, sondern auch zu den Kräften, die man als höllisch bezeichnete.
Er stand nicht auf der Seite des Teufels, weil dieser den Machtgelüsten des Blutsaugers entgegen wirkte. Der Satan wollte nicht, daß jemand so hoch hinauskam.
Beide versuchten, den anderen zu treffen. Mallmann hatte seine Vampire, der Teufel würde zurückschlagen, ebenfalls mit starken Kräften, mit einer kleinen Armee, das wußte der Vampir, und er hatte es geschafft, sich zu verbergen.
Nicht für ewig, sondern so lange, bis neue Pläne in seinem Gehirn entstanden waren.
Oberhalb seiner Vampire bewegte er sich über eine schmale Galerie. Er hatte Leitern gebaut, die an verschiedenen Stellen von den Wänden herab in die Tiefe führten und auf dem Eis endeten. Das alles hatte Zeit in Anspruch genommen, doch in den letzten Wochen hatte sich Mallmann auf diese Aufgabe konzentrieren können, denn seine Begleiterin Nadine Berger war ihm von seinem Todfeind John Sinclairwieder geraubt worden. Im Horrorhaus von Pratau war es zu einem gewaltigen Kampf gekommen, und Sinclair hatte es tatsächlich geschafft, Nadine wieder von ihrem Schicksal zu erlösen.
Sie lebte jetzt irgendwo als Mensch, und Mallmann hatte sich vorgenommen, sie auch zu finden. Allerdings später, wenn einiges gerichtet worden war.
Geschmeidig bewegte er sich auf der schmalen Felsleiste. Er besaß zwar große Kräfte, kam sich aber trotzdem ausgedörrt vor, denn auch er brauchte hin und wieder Blut, um sich regenerieren zu können. Seine rechte Hand war in der Manteltasche verschwunden. Die Finger umklammerten dort einen Stein, der aus festem Blut bestand. Es war der Blutstein und gewissermaßen ein Erbe des uralten Vampirs Dracula, aus dessen stockigem Blut dieser Stein entstanden war.
Sein Besitz war für Mallmann wichtig. Er machte ihn gewissermaßen unabhängig, da war er sogar resistent gegen geweihtes Silber. Es hatte ihn viel gekostet, diesen Stein in Besitz zu bekommen, und er würde ihn nie mehr hergeben.
Neben einer Leiter blieb er stehen und auch nicht weit von einer Fackel entfernt, deren Feuer sich bewegte und über die Gestalt des Vampirs ein Muster warf, das sich hektisch bewegte.
Er schaute nach unten, wo sie in der Eisfläche lagen und sich nicht rührten.
Eisleichen, seine Armee, seine Helfer, seine große Reserve. Eigentlich hätte alles gut sein können und müssen, das allerdings war es nicht.
Mallmann spürte genau, wie sich etwas über ihm zusammenbraute. Da war er äußerst sensibel. Schon die kleinste Abweichung vom Normalen wurde von ihm genau registriert.
Er turnte die Leiter hinab. Dabei strafte er viele Beschreibungen Lügen, in denen zu lesen stand, daß sich ein Vampir nur sehr langsam und eckig voranbewegen konnte. Mallmann turnte sehr geschmeidig die Stufen hinab und erreichte die dicke Eisfläche, ohne auf ihr auszugleiten.
Er ging über seine Helfer hinweg. Dabei hielt er den Blick gesenkt, als wollte er sich jeden einzelnen noch einmal genau ansehen.
Das Eis besaß eine graugrüne Farbe. Es war trotzdem durchsichtig, und er warf seinen Blick in jedes Gesicht.
Bleiche Fratzen lauerten dicht unter dem Eis. Den Mund mal geschlossen, dann wieder geöffnet. Aus den offenen Mündern schauten die spitzen Vampirzähne hervor, als würden sie darauf warten, sie in die
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