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Draculas Fluch

Draculas Fluch

Titel: Draculas Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Lory
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Gesicht des riesigen Mongolen wurde weiß wie Elfenbein. »Dann werde ich dir eine andere Macht zeigen.«
    Wieder schoß sein rechter Arm nach vorn. Diesmal deutete er auf den zweiten Mönch. Während seine Augen schmal wurden, wurden die seines Opfers groß vor Furcht und Entsetzen. Der schrille Schrei, den der Mönch ausstieß, endete in einem tiefen Knurren. Die Verwandlung war bereits abgeschlossen. Da, wo noch vor einem Moment ein vor Angst zitternder Mensch gewesen war, hockte jetzt ein Tier.
    Ein Tier mit einem struppigen, weißen Fell und Reißzähnen. Es verharrte einen Augenblick bewegungslos, dann fuhr es zu dem goldenen Altar und dem Priester herum. Es richtete sich auf. Das Knurren wurde zu einem heiseren Brüllen. Die Klauen der Vorderpfoten hoch erhoben, wollte es sich auf den steinalten Mann stürzen. Im letzten Moment ließ es jedoch von seinem Opfer ab, lief zur Tür des Tempels und verschwand in der Nacht, in der der Wind heulte.
    »Er hat sich nicht an dich herangewagt«, sagte Ka-Zadok. »Die alten Zaubersprüche verlieren ihre Kraft nicht so schnell.«
    Qua Siem hörte nicht zu. Er war mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt. »Nur einer«, murmelte er vor sich hin, »nur einer hat die Macht, ein solches Monster zu erschaffen.«
    Der Zauberer stieß ein böses Lachen aus. »Die Dinge haben sich geändert, alter Priester. Und sie werden sich weiterhin ändern. Deshalb muß ich gewappnet sein.«
    »Ich werde dir nichts über das Gold sagen.«
    »Das Gold kann warten.« Der Hüne legte nachdenklich den Kopf zur Seite. »Erst mußt du träumen.«
    Der steinalte Mann sah zu Ka-Zadok auf. »Träumen?« wiederholte er.
    »Ja. Es ist an der Zeit, von dem zu träumen, der so große Macht besitzt – von dem Allverhaßten. Du mußt im Einklang mit jemand träumen, der ganz in seiner Nähe ist.«
    »Das werde ich nicht tun!« schrie der Priester.
    Aber Qua Siem hatte den Satz noch nicht zu Ende gesprochen, als er bereits die geistige Kraft des Hünen in seinem eigenen Denken spürte. Der flackernde Blick des Zauberers bohrte sich ihm in die Augen. Und dann wußte er es.
    Er wußte, daß der gefürchtete Zauberer die Macht über die Mitglieder der Sekte erlangen und sie zu seinen Zwecken mißbrauchen würde. Er wußte, daß es mit Hilfe seiner eigenen Person geschehen würde. Denn er würde in dieser Nacht träumen.
    5.
    Draußen herrschte Totenstille. Die großen Tannen vor Cam Sanchez’ Schlafzimmer im zweiten Stock bewegten sich nicht. Nicht das leiseste Lüftchen regte sich. Das Wasser der Bucht wirkte wie Teer. Auch innerhalb des Hauses kein Laut. Cam hörte lediglich seinen eigenen Atem.
    Er lag mit den Kleidern auf dem Bett. Es war kurz nach zwei Uhr morgens. Vor knapp vierundzwanzig Stunden hatte er den seltsamen Kometen am Himmel gesehen.
    Harmon hatte von Ktara wenig über das Phänomen herausbekommen. Es könne von den Uralten stammen, hatte sie vage gesagt und damit die Götter des Ersten Landes gemeint, dem die Menschen den Namen Atlantis gegeben hatten. Was es war oder was es bedeuten sollte, könne sie nicht sagen, hatte sie mehrmals betont.
    »Könnte der Himmelskörper aus Stahl sein?« hatte Harmon gefragt.
    Die Frage war berechtigt gewesen, denn Ktaras geistige Kräfte waren durch Stahl blockiert. Wegen der hauchdünnen Stahlplatte, welche die vorderen Gehirnlappen des Professors abschirmte, war Ktara nicht in der Lage, dessen Gedanken zu lesen, geschweige denn zu beeinflussen.
    »Das kann ich nicht sagen«, hatte Ktara geantwortet.
    »Aber Sie machen sich wegen des Himmelskörpers Sorgen?« hatte Harmon gefragt.
    »Mehr oder minder«, hatte Ktara erwiderte. »Ich würde mich jetzt gern zurückziehen. Es ist schon spät.«
    Damit war das Gespräch abgebrochen worden.
    Nachdem sie sich noch einmal vergewissert hatten, daß der besinnungslose Graf im Keller auf der heiligen und unersetzlichen Erde lag, die von dem Ersten Land stammte, hatten auch sie sich in ihre Zimmer zurückgezogen.
    Cams Schlaf war von Träumen gestört. Immer wieder tauchte der mit weißem Satin ausgeschlagene Sarg auf, dessen Boden die schwarze Erde bedeckte. Er träumte, mit dem Sarg irgendwo hoch oben zu sein. Das hysterische Lachen eines Wahnsinnigen erfüllte die Luft, und Cam wußte nicht, ob es sein Lachen war oder von einem Unsichtbaren kam. Aber er wußte, was er zu tun hatte. Er mußte die kostbare Erde in alle vier Winde zerstreuen und den Sarg auf dem Felsen zertrümmern, damit der König der Vampire

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