Draculas Fluch
noch.
Die Kristallkugel.
»Ihr, die ihr die Uralten seid!« rief Ka-Zadok, »ihr werdet es nicht zulassen, daß er mich vernichtet. Vernichtet ihn!«
Er wandte den Blick von dem verhaßten Feind ab und sah in die Kristallkugel. Nichts! Doch, doch da war etwas. Ein Gesicht – ein lachendes Gesicht. Das Gesicht der Frau, die gleichzeitig Katze war.
»Du hast dich täuschen lassen, Ka-Zadok«, sagte der Vampir. »Das ist nicht die echte Kristallkugel. In ihr ist nicht die Macht der Uralten.«
Die Kristallkugel fiel zu Boden. Der Zauberer warf sich auf die Knie.
»Bitte, sei barmherzig!« flehte er. »Ich bitte dich inständigst, sei barmherzig!«
Der Schwarze Meister trat einen Schritt zurück. »Befreie Professor Harmon!« befahl er.
Ka-Zadok nickte. »Es ist geschehen. Er befindet sich in meinem Palast. Wirst du Barmherzigkeit walten lassen?«
Ein Aufleuchten in den roten Augen des Vampirs -eine Mischung aus Spott und Haß.
»Ja, Zauberer, ich werde Barmherzigkeit walten lassen«, sagte der König der Finsternis. »Eine besondere Art von Barmherzigkeit. Eine Barmherzigkeit, die nicht meine ist.«
Und Ka-Zadok wußte sofort, was die Worte zu bedeuten hatten.
»Nein!« schrie er.
»Doch, Zauberer. Doch!«
14.
Der Pilot saß auf seinem Sitz und verstand überhaupt nichts mehr. Er wußte, daß er die Besinnung verloren hatte und stundenlang bewußtlos gewesen sein mußte, denn draußen war finstere Nacht. Er wußte, daß er die Maschine nicht gelandet hatte, und er wußte, daß sonst niemand in der Lage gewesen war, die Maschine sicher auf den Boden zu bringen.
Die unzähligen Fragen, die er sich stellte, blieben ohne Antwort.
Die Frau, der junge Mann mit dem kahlen Kopf, der Mann im Rollstuhl – sie schwiegen. Nur beim Einsteigen hatte die Frau das Wort an ihn gerichtet. Ob die Maschine in Ordnung sei, hatte sie wissen wollen, und gesagt, sie könnten noch nicht gleich starten, sie müßten noch auf etwas warten. Die Kabinentür müsse deshalb vorläufig noch offen bleiben. Sie würde ihm dann angeben, wann er sie schließen könne.
Die drei Passagiere schienen tatsächlich noch auf etwas zu warten. Zumindest sprach dafür die lange Holzkiste im Schwanz des Flugzeugs. Man hatte mit Mißfallen zugesehen, wie er diese Kiste inspiziert hatte, hatte ihn aber nicht davon abgehalten.
Eine Kiste in einer Kiste!
Und in der zweiten Kiste nichts als Dreck.
Ganz normaler Dreck ! Hatte er es mit Irren zu tun?
Auf alle Fälle war die Situation absurd. Die Passagiere benahmen sich seltsam. Ein alter Priester
hatte sie zum Flugzeug begleitet, er hatte sich dann aber verabschiedet. Vor der Frau hatte er sich verbeugt wie vor einer Königin. Und die anderen zwei...
Der alte Mann, der Professor, machte den Eindruck, als sei er froh, noch am Leben zu sein. Und der Junge sah aus, als habe er Fürchterliches mitgemacht. Beide wirkten total erschöpft. Der Kahlkopf körperlich, der Mann im Rollstuhl geistig.
Und die Frau, die Frau machte einen zufriedenen Eindruck. Nicht, daß sie gelächelt oder es irgendwie zum Ausdruck gebracht hätte. Es lag in ihren Augen. Sie hatte sehr seltsame Augen. Das war ihm schon auf dem Hinflug aufgefallen. Aber jetzt – als ob sie etwas sehen würde oder hören, was die anderen nicht sehen oder hören konnten. Irgendwie war er froh, daß er nicht wußte, was es war. Das Glänzen in diesen Augen und der Ausdruck auf diesem Gesicht ...
Sehr geheimnisvoll.
Etwas, was ein normaler Mensch nicht durchmachen sollte.
Der große Eisenthron stand in der Mitte der Höhle aus ewigem Eis. Auf dem Thron saß Ka-Zadok. Aus seinen Augen sprach die nackte Angst. Vor ihm stand der Schwarze Meister. Nicht er allein war der Grund der Angst, die den Zauberer schier auffraß. Es war vor allem das, was der Drachensohn in der ausgestreckten Hand hielt.
Es war die Kristallkugel, in der ein gelblichweißes Feuer loderte.
»Hört mich«, sagte der Schwarze Meister. »Hört mich, ihr Uralten aus dem Ersten Land. Ich begrüße euch, wie euch auch euer Diener, der Zauberer Ka-Zadok, begrüßt.«
Die Stimme, die aus der Kristallkugel sprach, klang ruhig.
»Er hat uns im Stich gelassen.«
»Ja, er hat euch im Stich gelassen.«
»Und du, wirst du dich unserem Willen beugen? Du bist schwächer als wir, und du weißt es.«
»Das wird sich erst zeigen, wenn ich gewonnen oder verloren habe, Herren der Fäulnis.«
»Deine Macht ist groß. Wir können dir nichts antun. Aber wir kommen näher.« »Ich erwarte
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