Draculas Goldschatz - Gruselroman
übrigen Gäste.
Ktara stand rasch auf und suchte das Weite. „Ich würde gern helfen, aber das würde den Verdacht nur verstärken.“
Sanchez nickte. Die Situation gefiel ihm nicht, aber er wußte, daß er sich damit abfinden mußte. Er nahm Abwehrhaltung ein, beide Arme halb vorgestreckt, die offenen Hände in den Gelenken aufwärtsgebogen.
Die zwei gingen gleichzeitig auf ihn los, so eng beisammen, daß sie einander behinderten. Sanchez wich geschickt seitwärts aus, und bevor ihre vom Alkohol verlangsamten Reflexe kamen, brachte sein Stoß den nächsten vollends aus dem Gleichgewicht und warf ihn gegen seinen Gefährten. Beide torkelten unkontrolliert gegen einen Tisch mit drei Stühlen und fielen mit großen Getöse übereinander.
Die große Faust, die nun von der Seite auf Sanchez zuschoß, war leicht am Handgelenk zu nehmen und in Angriffsrichtung abwärts zu ziehen. Diese Bewegung wurde jäh unterbrochen, als das Gesicht des Angreifers mit Sanchez' hochschnellendem Knie kollidierte; dann schlug der Mann wie ein Sack auf die Dielenbretter.
Sanchez brauchte nicht gewarnt zu werden, um sich auf den nächsten Angriff vorzubereiten. Diesmal kamen drei aus verschiedenen Richtungen auf ihn zu. Drei kräftige Männer, und nicht so betrunken wie die anderen.
Er hatte nett sein wollen, aber es sah so aus, als würden sie ihn nicht lassen.
Mit einem heiseren Kampfschrei sprang er hoch und ließ eine Stiefelsohle gegen die Stirn eines Angreifers knallen, der die Arme hochwarf und hintenüberkippte, als ob er gegen eine Wand gelaufen wäre. Im nächsten Moment traf ein Handkantenschlag die Halsseite des schwerfälligen Naturburschen, der Sanchez mit einer rechten Geraden beikommen wollte. Die Faust streifte Sanchez' linkes Ohr, dann taumelte der Mann zur Seite und brach zu sammen.
Sanchez wirbelte herum, um den dritten anzunehmen. Dieser hatte sich zurückgezogen, aber nur für einen Moment. Glas zerplatzte und klirrte, und der Mann war wieder da.
Mit einer zerbrochenen Flasche in seiner Hand.
Auf einmal war es im Gastzimmer totenstill.
„Ich bring dich um!“ knirschte der Mann auf Rumänisch. Sanchez benötigte nicht Ktaras Dolmetscherhilfe, um die Botschaft zu verstehen. Die Miene des Mannes und die Art und Weise, wie er die Flasche am Hals umklammert hielt, genügten vollauf.
Sanchez wich einen Schritt zurück, dann noch einen. Der Mann kam vorsichtig näher - einen Schritt, noch einen.
„Nein!“
Der Rufer war mindestens so groß wie Sanchez und hatte breitere Schultern. Sein offenes Gesicht mit dem eckigen Kinn und den wachen, intelligenten Augen ließen ihn etwa vierzig Jahre alt erscheinen. Ungekämmtes, dichtes schwarzes Haar hing in seine Stirn und fast bis auf seine Schultern. Er hatte etwas vom Helden eines Seeräuberfilms.
„Nein“, wiederholte er, näherkommend.
„Wir wollen keine Kämpfe, bei denen der eine bewaffnet ist und der andere nicht. Tu die Flasche weg.“
Der Mann mit der Flasche machte eine ruckartige, höhnische Kopfbewegung. „Halt du dich da raus, Orgo. Es geht dich nichts an. Du hast mit Dorfangelegenheiten nichts zu schaffen. Du steigst nicht jeden Tag mit uns auf den Berg, und du arbeitest nicht auf den Feldern. Du hast nichts getan, diesen Amerikaner daran zu hindern, vier von unseren Freunden zu verletzen - auch hast du nichts unternommen, den Mord an Stefan zu verhüten. Du sitzt zu Hause und spielst mit deinen Meißeln und Steinbildern. Geh jetzt und laß uns in Ruhe. Dieser Mann hat den Tod verdient.“
Der Riese, der Orgo genannt wurde, lächelte. „Vielleicht wird er sterben“, sagte er. „Vielleicht sogar heute nacht. Aber er wird nicht sterben, weil du ihn mit einer zerbrochenen Flasche verwundet hast. Leg sie aus der Hand.“
Der hünenhafte Mann hatte den anderen erreicht, und seine Hand packte den Arm, der die Flasche hielt. „Ich warne dich - nur dieses eine Mal -, daß ich dir den Arm auskugeln werde, wenn du die Flasche nicht sofort fallen läßt. Hast du mich verstanden?“
Der Mann mit der Flasche war kein Schwächling, aber bei Orgos Drohung verlor er den Mut. Orgo hatte seine Stimme nicht erhoben, aber in seinem Ton lag eine eiserne Entschlossenheit, die jedem im Raum klarmachte, daß er nicht scherzte.
Die Flasche zersplitterte am Boden.
Orgo ließ den Arm los. „Nun geh und trink ein Bier. Ich werde mich um den Amerikaner kümmern und mit ihm reden. Dann werden wir weitersehen.“
Der andere gehorchte. Orgo blickte Sanchez amüsiert
Weitere Kostenlose Bücher