Draculas Goldschatz - Gruselroman
Zimmer hier im Wirtshaus ist leer, sagt Ktara.“
„Dann müssen wir annehmen, daß die beiden sind, wo wir sie haben wollen. Ich werde unseren Freund...“
„Nein - noch nicht. Da oben ist noch jemand, ein armer unschuldiger Kerl.“ Er erläuterte Harmon mit wenigen Worten die Situation.
Nach einer Pause sagte Harmon: „Ich glaube - ich glaube, daß Alex und der Wachtmeister und ich gleich auf ein Glas Bier ins Wirtshaus kommen. Ktara hat recht, Cam. Wenn Sie plötzlich weglaufen, könnte die Stimmung wieder umschlagen. Sollte es dazu kommen, möchte ich wenigstens überstürzte Aktionen verhindern.“
„Und der Graf - wollen Sie ihn einstweilen lassen, wo er ist?“
„Bis ich ihn freilasse, kann er nirgendwohin, Cam. Aber ich darf nicht mehr allzu lange warten. Sie haben das Gefühl, Sie müssen heute nacht da hinauf?“
„Ja, das glaube ich.“
Sanchez kehrte ins Gastzimmer zurück und ging zur Theke. Ktaras Augen leuchteten hell.
- Sie überraschen mich manchmal mit Ihrer Ethik, Mr. Sanchez. Dieser Mihail wollte Sie aus dem Weg schaffen, weil er Sie als Rivalen ansah. Nun geht er zu der Frau, und niemand hindert ihn. Warum sollten Sie ihn nicht haben lassen, was er will?
Sanchez erwiderte Ktaras undurchdringlichen Blick mit einem Stirnrunzeln, dann hob er sein Bierglas. „Richtig, mein Freund!“ sagte Orgo und schlug ihm auf die Schulter. „Trinken wir miteinander. Und Sie, meine Dame, darf ich etwas für Sie bestellen?“
Ktara schüttelte abwesend den Kopf. Sanchez blickte wieder zu ihr und sah etwas in ihren Augen, das ihm neu war. Nicht Tränen, aber es war da eine Nässe, die vorher nicht dagewesen war. Und als er anfing, sich darüber Gedanken zu machen, traf ihn die telepathische Botschaft wie ein Schlag.
- Sie werden zu spät kommen, verdammt. Und ich bin froh darüber!
9.
Ein Schauer überlief Mihail, als er den Wolf heulen hörte. Das Geräusch war viel zu nahe bei den Ruinen, zwischen denen er stand. Aber er konnte den Wolf nirgendwo sehen, obwohl er sich einen Aussichtspunkt gesucht hatte und einen weiteren Ausblick über die in Mondlicht gebadete Landschaft hatte. Die Nacht war ganz still. Bis auf sein eigenes angestrengtes Atmen und die gelegentlichen Rufe der Wölfe war kein Geräusch zu hören.
Komisch, dachte er. Was in aller Welt tat er hier? War dies nicht der Berg Draculas? Kannte er nicht die Legenden, die sich um diesen Ort rankten? War er verrückt? Hier heraufkommen und für gutes Geld einen Preßluftbohrer bedienen, das war eine Sache. Aber nachts auf den Berg zu steigen, in einer Zeit, wo niemand sonst hier oben war...
Ilona und dieser Stelian, sie hatten es gewagt. Auch Mercea und Nicolae. Und alle waren jetzt tot. Die Leute, die behaupten, daß Nicolae für die Morde verantwortlich gewesen sei, irrten sich, mußten sich irren. Aber wer konnte es gewesen sein? War der Mörder derselbe Mann, der Stefan umgebracht hatte? Es hieß, daß Stefans Wirbelsäule gebrochen war. Der Mörder mußte ein ungewöhnlich kräftiger Mann gewesen sein.
Orgo? Orgo, der Starke, der Sonderling...
Orgo, der Mörder?
Diese Hände, diese bärenstarken Arme. Orgo hätte Stefan mit Leichtigkeit den Rücken brechen können. Aber warum sollte er? Er kümmerte sich um nichts anderes als um seine Steinmetzarbeit. So schien es jedenfalls. Vielleicht würde sich die Polizei für diese Theorie interessieren. Wenn Orgo für die Zeit der Mordtaten kein Alibi vorweisen konnte...
Wo steckte Dava?
Mihail begann zu frösteln. Er rieb seine Oberarme und stampfte mit den Füßen. Wieder heulte ein Wolf, irgendwo auf der anderen Seite der Trümmerstätte. Und dann sah er Dava - wenigstens war es die Gestalt einer Frau, die aus den Felstrümmern und Mauerresten zu seiner Rechten kam. Aber die Frau trug nur ein leichtes, weißes Gewand, eine Art Nachthemd. In dieser Kälte...
Fühlte sie die Kälte nicht? War sie am Ende etwas anderes als ein normaler Mensch? Mein Gott! War es möglich...?
Diesmal heulte der Wolf so nahe, daß Mihail zusammenschreckte. Und dort, hinter den Trümmern - da war etwas anderes, etwas Weißes, ähnlich dem Kleid der Frau. Aber es verschwand so schnell wie es er schienen war. Er richtete seine Aufmerksamkeit auf die Frau. Mit gemessenen Schritten ging sie auf ihn zu, in aufrechter Haltung, mit einem kleinen Lächeln im Gesicht. Ihre Haut sah im Mondlicht grauweiß aus, ihre schmale Gestalt schien über den Schnee und die Steine dahinzuschweben. Mihail sah, daß sie
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