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Dracyr – Das Herz der Schatten

Dracyr – Das Herz der Schatten

Titel: Dracyr – Das Herz der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom , Susanne
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Niemand konnte sagen, was in den nächsten Tagen geschehen würde, und die Wahrscheinlichkeit, dass sie den Herbst nicht mehr erleben würde, war groß genug, um sie vor Angst erstarren zu lassen. » Danke « , sagte sie noch einmal. Bertha nickte nur und ließ sie stehen.

Kapitel 28
    Anscheinend war gerade der Markt abgebaut worden, denn der Platz vor dem » Löwe und Zimmermann « war mit Abfällen und Unrat übersät und zwei stämmige Männer waren damit beschäftigt, ihn mit Besen und Eimern voller Wasser zu säubern.
    Kay umging einige fischig riechende Pfützen und betrat den Schankraum voller Menschen. Auch hier roch es nach Fisch– allerdings nach bratendem– und überdies nach Schweiß, Bier und Tabakrauch, der mit den Kochschwaden zusammen den Raum vernebelte. Sie hielt sich den Ärmel vor die Nase und durchsuchte den überfüllten Raum mit ihren Blicken. So weit sie es auf die Schnelle erkennen konnte, war ihr Bruder noch nicht da. Sie sah sich ein zweites und drittes Mal gründlicher um, dann entließ sie den angehaltenen Atem und ging wieder vor die Tür. Dort holte sie tief Luft und lehnte sich gegen die Hauswand. Bradan würde kommen, er würde sie nicht im Stich lassen, ganz gleich, was Bertha ihm erzählt hatte.
    Sie schloss für einige Momente die Augen. Gormydas regte sich in ihr und sie berührte ihn sanft. Nein, sie wollte sich nicht von ihm trennen, selbst wenn es nur für kurze Zeit war. Nicht, dass sie Damians Warnung nicht ernst genommen hätte, aber sie konnte es nicht. Wie leer und unvollständig würde sie sich fühlen ohne ihren Dracer. Ohne… sie hielt den Atem an und tastete tiefer… ohne alle Dracyr der Formation. Sie alle waren dort, in den Tiefen ihres Geistes verborgen. Dandalon, der Strahlende und die besonnene Valedanys, Beldowar, ebenso kapriziös wie seine Reiterin, Glysaferia, düster und stark, Palemyon, die Ausgeglichene und Migaryas, die Hitzköpfige, Rystadin, der Freundliche und Noctyria, die von allen als Anführerin akzeptiert wurde. Sie alle waren in ihrem Inneren, kleine, wärmende Leuchtfeuer und Quellen von Macht und Stärke. Kay berührte jeden einzelnen, dachte ein liebendes Wort, ein freundliches Gefühl, ließ sich von ihrer Gemeinschaft umfangen wie von den Armen eines Geliebten. Ihres Geliebten.
    Sie schrak aus tiefster Versenkung auf, als jemand sie berührte, und blickte in die besorgten Augen ihres Bruders.
    Â» Kay, ist alles in Ordnung? «
    Sie nickte, einen Moment lang wahrhaft sprachlos. Dann fiel ihr wieder ein, wie man redete, und sagte hastig: » Ja, ja. Ich war in Gedanken. «
    Er nickte, aber seine Brauen zogen sich zusammen. » Ich hätte dich ganz einfach töten können « , sagte er. » Du warst unaufmerksam und hast mich nicht bemerkt. Das ist gefährlich, Kay. «
    Sie nickte und schob ihre Hand unter seinen Arm. » Geh mit mir irgendwohin, wo uns niemand stört « , bat sie. » Ich bekomme da drinnen keine Luft und ich muss mit dir reden. «
    Der reservierte, vorsichtige Ausdruck, mit der er sie ansah, verletzte sie. Bradan musterte sie eine Weile prüfend, dann nickte er. » Gut. Ich kann nicht behaupten, dass ich dir vollkommen vertraue, aber ich glaube auch nicht wie Bertha, dass du mir wirklich Böses willst. « Er wandte den Kopf, sah sich um. » Bist du allein hergekommen? «
    Â» Ja « , sagte Kay mit zusammengebissenen Zähnen. » Bis auf die Wachen, die dich festnehmen sollen. «
    Bradan versteifte sich, dann ließ er die Schultern wieder sinken und schüttelte den Kopf. » Das habe ich wohl verdient « , murmelte er.
    Kay antwortete nicht darauf. » Gehen wir zum Fluss « , schlug sie vor.
    Am Ufer blieben sie eine Weile stehen und blickten auf das ruhig dahinfließende Wasser. Bradan holte tief Luft und legte dann behutsam seinen Arm um ihre Schulter. » Ich muss mich wohl bei dir entschuldigen « , sagte er. » Unser letztes Treffen. Ich war unfreundlich zu dir. Leon hat mir deswegen schon den Kopf gewaschen. «
    Kay riss die Augen auf und sah ihn verblüfft an. » Leon? Dir? «
    Bradan grinste schief. » Ich war auch überrascht. Der Duke hat einen Narren an dir gefressen, wie es scheint. « Seine Miene verdüsterte sich. » Obwohl er glaubt, dass du und der junge Lord… nun ja… « Er räusperte sich und blickte aufs

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