Dracyr – Das Herz der Schatten
Du hast es versuchtâ und lebst noch? «
Kay wich seinem Blick nicht aus. » Er hat mich verschont « , sagte sie. » Genau genommen hat sein Sohn⦠«
Etwas drückte sich hart in ihre Seite. Ohne, dass sie es bemerkt hatte, war jemand dicht hinter sie getreten und packte sie nun mit unnachgiebigem Griff so im Nacken, dass sie den Kopf nicht bewegen konnte.
» Bleib still sitzen « , sagte Leon leise. » Das ist ein Messer an deinen Rippen. Wenn uns deine Geschichte nicht gefällt, wirst du sterben. Es tut mir leid, Kay. «
Kays Puls dröhnte in ihren Ohren. Es musste der Mann vom Nebentisch sein. Wieso hatte sie nicht bemerkt, dass er sich näherte? Alle ihre Sinne hätten Alarm schlagen müssen!
» Was wollt ihr? « , fragte sie heiser. » Ich habe versucht, den Teufel zu töten. Meine Waffe taugte nicht, aber ich glaube, selbst wenn ich mit einem Degen auf ihn losgegangen wäre, hätte er mich überwältigen können. Er ist stärker als jeder Mensch. Er ist ein Hexer. «
» Warum hat er dich am Leben gelassen? Und warum genieÃt du nun das Privileg, zu den Zöglingen zu gehören? « , fragte Bertha, deren Stimme immer noch kalt und verächtlich klang. Kay ignorierte das Hausmädchen und blickte Leon beschwörend an. » Ich weià es nicht « , sagte sie. » Er muss etwas an mir gefunden haben, was ihn bewogen hat, mich leben zu lassen. Er wollte mich einem Dracer zum Fraà vorwerfen, aber das⦠sein Sohn hat es verhindert. « Das war eine Lüge, aber alles in ihr sträubte sich dagegen, ihnen die Wahrheit zu sagen. Wahrscheinlich würden sie sie augenblicklich töten, wenn sie auch nur ahnten, dass Kay eine der Schattenreiter war.
» Die Zöglinge « , fuhr Bertha unerbittlich fort. » Was ist ihre Aufgabe? «
» Ich weià es nicht « , flüsterte Kay. » Wir werden unterrichtet. Kampftechniken, alte Sprachen, Mathematik. «
» WeiÃt du etwas über die Schattenreiter? «
Kay schluckte. » Nein « , brachte sie heraus.
Der Druck in ihrer Seite verminderte sich nicht. Sie sah den Blick, den Leon dem Mann hinter ihr zuwarf. Fragend. Zweifelnd. Sie begriff, dass der Fremde der Anführer sein musste, und an Leons zuckenden Lidern konnte sie ablesen, wie dessen Urteil über sie lautete. » Duke « , sagte sie hastig. » Leon. Du weiÃt, wer ich bin, woher auch immer. Der Dracyrlord hat meinen Vater und meinen Bruder getötet. Ich bin hier, um sie zu rächen, und ich weiÃ, dass ich diesen Versuch, möge er nun gelingen oder nicht, mit dem Leben bezahlen werde. Glaubst du wirklich, ich könnte einfach so die Seiten wechseln? Warum sollte ich das tun? «
Sie hörte die Verzweiflung in ihrer eigenen Stimme und verfluchte sich dafür. Wenn sie sterben musste, dann mit hoch erhobenem Kopf, nicht winselnd und um Gnade bettelnd. Sie straffte die Schultern. » Wenn ihr mich tötet, dann kommt mein Blut über euch « , sagte sie fest. » Denn dann seid ihr nicht besser als der Teufel selbst. «
Der Druck an ihrer Seite verschwand. Kay wagte dennoch nicht, sich zu entspannen. Der Mann stand immer noch hinter ihr.
Leon rieb sich über die Augen. » Wir sind nahe dran « , sagte er gedämpft. » Dafür haben wir monatelang gearbeitet. Es wird Opfer kosten, es werden Menschen sterben, die nichts Böseres getan haben, als dem Dracyrlord zu dienen. Aber diese Opfer müssen wir in Kauf nehmen. « Er beugte sich vor, legte die Hände flach auf den Tisch, fixierte Kay eindringlich. » Aber jetzt gibt es einen leichteren Weg. Du könntest uns helfen, Karolyn. Du könntest die Schattenreiter für uns finden und sie und die beiden Teufel hiermit aus der Welt räumen. « Er lieà ein Fläschchen aus seinem Ãrmel gleiten wie ein Zauberkünstler und schob es ihr in die Hand. » Vergiss Degen und Messer « , flüsterte er. » Das hier können sie weder riechen noch schmecken. Ein Tropfen in einen Becher Tee, ein Glas Wein, zwei Dutzend in eine Suppenterrine. Verstehst du? «
Kay schloss schaudernd die Hand um das Fläschchen. » Ich verstehe « , sagte sie tonlos.
» Bist du eine Verräterin, Karolyn Devrillan? « , fragte der Duke eindringlich.
Kay rieb sich über die Lippen. » Nein « , sagte sie. » Ich will meinen Bruder rächen. Sein Tod soll nicht umsonst gewesen sein.
Weitere Kostenlose Bücher