Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dracyr – Das Herz der Schatten

Dracyr – Das Herz der Schatten

Titel: Dracyr – Das Herz der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom , Susanne
Vom Netzwerk:
nichts sehnlicher als ruhigen, tiefen Schlaf.
    Endlich lag sie auf ihrem Bett, lang ausgestreckt, zu matt, um sich zusammenzurollen, die Decke über sich zu ziehen, das Sonnenlicht auszuschließen und zu schlafen. Ihre Augen brannten vor Müdigkeit, aber in ihrem Körper zitterte und bebte der Nachhall des Fluges, der Anstrengung, des Kampfes um ihren Geist und ihren Willen, ihr Zorn auf Damian.
    Sie legte den Arm über die Augen und atmete tief und ruhig, versuchte, den Schlaf herbeizuzwingen.
    Jemand klopfte an ihre Tür. Kay stöhnte leise, zog die Decke über den Kopf, um das Geräusch auszuschließen. Das Klopfen hielt an, hartnäckig, geduldig, bis Kay aufgab und ein unwirsches » Ja? « hören ließ.
    Die Tür öffnete sich, und Bertha trat ein, ein beladenes Tablett in den Händen, das sie auf dem Tisch am Fenster abstellte. Ihr Blick glitt über Kays Gesicht, ihre Miene war ausdruckslos. Sie blieb neben dem Tisch stehen, verschränkte die Hände über ihrer Schürze und sagte: » Seine Lordschaft gab den Befehl, dir etwas zu essen aufs Zimmer zu bringen. «
    Kay hörte die unausgesprochene Frage, den deutlichen Vorwurf in ihren Worten. Sie seufzte und setzte sich auf, schwach wie ein Neugeborenes. » Danke, Bertha « , sagte sie in der vagen Hoffnung, das Mädchen würde nicken und sie allein lassen.
    Berta tat nichts dergleichen. Sie verschränkte die Hände so fest ineinander, dass ihre Finger weiß wurden. » Du willst mir also immer noch weismachen, dass du keine Verräterin bist? «
    Kay schwang die Beine aus dem Bett und blieb auf der Kante sitzen. Sie erwiderte Berthas vorwurfsvollen Blick, ohne die Augen niederzuschlagen. » Ich bin keine Verräterin « , sagte sie. » Ich hasse Lord Harrynkar, und wenn ich es mit meinen unzulänglichen Kräften ermöglichen kann, werde ich dafür sorgen, dass er stirbt. «
    Bertha presste die Lippen aufeinander. » Ja, sicher « , sagte sie mit unüberhörbarem Spott. » Und bis dahin lässt du dich von seinem Sohn betatschen und genießt den Luxus, sein Liebchen zu sein. «
    Kay schnappte nach Luft. » Bertha « , sagte sie schockiert. » Ich dachte, wir wären Freundinnen. «
    Das Hausmädchen verzog die Lippen, als hätte es am liebsten ausgespuckt. » Freundinnen? « , sagte es, und es klang angewidert. » Es mag sein, dass der Duke nicht sehen will, welches Spiel du treibst, weil er immer blind und taub ist, wenn ein hübsches Lärvchen seinen kleinen Freund in Hitze bringt. Und Bradan ist dein Bruder, es würde ihn umbringen, dich für ein Flittchen und eine Verräterin halten zu müssen. Aber ich bin weder ein Mann noch deine Schwester. Ich sehe, was ich sehe. Und ich weiß, was ich weiß. Der junge Teufel hat sich heute früh aus deinem Zimmer geschlichen wie ein Stallknecht aus der Kammer der Magd. Was gibt es da groß hineinzudeuten? «
    Kay biss sich auf die Lippe. Natürlich hatte irgendeiner der Bediensteten Damian gesehen, als er heute früh in seine Gemächer zurückging. Diese Burg hatte mehr Augen und Ohren als ein belebter Marktplatz.
    Â» Es ist nicht so, wie du denkst « , sagte sie schließlich und fand selbst, dass das kläglich und nach einer dünnen Ausrede klang. » Er hat nur bei mir übernachtet. Wir haben nicht… wir sind kein Liebespaar, Bertha. «
    Das Hausmädchen lachte bitter auf. » Liebespaar? Das hätte ich auch nie vermutet. Du sprichst von Damian Harrynkar. Woher sollte er wissen, was Liebe ist? «
    Kay hob die Schultern. » Ich bin keine Verräterin « , wiederholte sie fest. » Der Dracyrlord hat großes Leid über meine Familie gebracht, ich… «
    Bertha fuhr auf sie los, als hätte Kay sie angespuckt. » Du wagst es, von großem Leid zu faseln? « , fauchte sie. » Denkst du, nur du allein hast jemanden verloren, den du liebst? Mein ganzes Dorf wurde niedergebrannt, sie haben alles gemetzelt, was lebte und atmete– Erwachsene, Alte, Junge, Säuglinge, Kühe, Schweine, Hühner, Hunde und Katzen. Mein Bruder wurde genau wie deiner inhaftiert, aber ihn haben sie hingerichtet und ich habe dabei zusehen müssen. Er wurde an die Dracyr verfüttert, Kay Donne! Und du erzählst mir etwas von deinem großem Leid, du Verräterin? «
    Kay zitterte und schlang die Arme um sich. » Das wusste ich nicht,

Weitere Kostenlose Bücher