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Dragon 01: Der Schrein des schlafenden Gottes

Dragon 01: Der Schrein des schlafenden Gottes

Titel: Dragon 01: Der Schrein des schlafenden Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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Hell – dunkel – hell – dunkel. Im Rhythmus seines Herzens.
    Je heller die Scheibe auf seiner Brust leuchtete, desto mehr Augen hefteten sich auf ihn. Er schien vor aller Augen zu wachsen. Obad begann zu ahnen, daß ein furchtbarer Gegner erwacht war. Er zwang die Hufe seines Pferdes auf den Boden zurück und zog das Schwert.
    Wieder rief Ada: »Amee! Hilf mir!«
    Dann geschah es.
    Die Schatten aller Dinge verloren ihre scharfen Umrisse und wurden zugleich weich und dunkelgrau. Die Luft wirkte, als ob ein rußiger Nebel sie erfüllte. Weit im Westen, hinter den Hügeln, wuchs eine schwarze Wand am Firmament hoch. Die Natur schien den Atem anzuhalten. Das Licht der Sonne verdunkelte sich mehr und mehr und verlor mit jedem Augenblick an Kraft.
     
    Ein Windstoß, den niemand fühlte, drückte die Gräser und die schlaffen Kornhalme nieder. Als sich die Gewächse wieder aufrichteten, wirkte die Ebene für einen Augenblick wie ein bewegtes Meer. Die Schatten wurden länger und krochen über die sonnenbestrahlten Flächen. Von Westen her schien ein eisiger Wind zu kommen.
    »Seht die Sonne! Sie wird vom Dämon verschlungen!« schrie Obad.
    Alle Pferde begannen wie auf ein unhörbares Signal hin zu scheuen. Die mehr als hundert Tiere versetzten in wenigen Augenblicken die Menge in Panik. Sie gebärdeten sich wie rasend und warfen die Männer aus den Sätteln. Ihre wirbelnden Hufe trafen die Umstehenden und zerschmetterten Knochen.
    Nur Obad saß, als sei er mit dem Pferd verwachsen.
    »Singt!« schrie er zwischen den Versuchen, den Hengst zu bändigen. »Singt!«
    Der Hengst schien Sporen und Peitsche nicht zu spüren. Das Tier wieherte und kämpfte gegen die Zügel. Es drehte sich auf den Hinterhufen. Erst als das Tier sich hinten in die Höhe warf, gelang es Obad abzuspringen. Der Hengst galoppierte wie rasend davon.
    »Singt!« kreischte er. »Preiset den Gott!«
    Niemand schlug die Trommeln. Niemand blies in die Luren und Fanfaren. Kein Mann wagte zu singen.
    Das Sonnenlicht schwand dahin. Die Dunkelheit war wie die Abenddämmerung, doch auf rätselhafte Weise anders – bedrohlich.
    Dragons Amulett flammte in der wachsenden Dunkelheit. Ein Stöhnen ging durch die Menschenmenge. Viele warfen sich zu Boden. Einige Dunkle Wächter versuchten den Gesang wiederaufzunehmen. Aber als die Menschen Steine auf sie schleuderten, verstummten sie wieder.
    Obad griff in den unter den scheuenden Pferden schwankenden Wagen und zerrte Ada heraus. Er warf sie zu Boden. Dann stieß er sie ein Stück vor sich her auf Dragon und Amee zu.
    »Seht!« schrie er. »Seht die Sonne! Der Gott der vielen Namen ist dabei, sie ganz zu verschlingen! Er verzehrt alles Licht des Tages!«
    Wehgeheul aus der Menge und die beschwörenden Stimmen der Wächter antworteten ihm. Dragon warf einen Blick auf Amee. Das Mädchen hielt den Bogen gespannt und zielte auf das Herz Obads. Wenn sie ihn jetzt tötete, mochte es geschehen, daß die aufgewühlte Menge sie überrannte und niedertrampelte.
    Er rief mit weithin schallender Stimme: »Mein Name ist Dragon. Ihr nennt mich den schlafenden Gott. Ich bin erwacht, um euch beizustehen in dieser dunklen Stunde, und ich sage euch, daß die Sonne in kurzer Zeit wieder in ihrer alten Pracht am Himmel stehen wird! Auch ohne ein Opfer für den blutgierigen Götzen, den der Priester und seine Schergen anbeten!«
    Dann lag die Dunkelheit über allen. Die Scheibe des Mondes hatte sich vollkommen vor die Sonne geschoben. Die Menschen verharrten mit Panik und Hoffnung im Herzen. Sie hatten den schlafenden Gott verstanden. Und selbst in ihrer Furcht waren sie bereit, ihm zu glauben.
    Obad stieß mit einem wütenden Aufschrei Ada von sich. Das Mädchen stolperte und fiel schwer zu Boden, die gefesselten Hände vorgestreckt. Sie kroch ganz langsam auf Amee und Dragon zu. Drohend hing das Schwert Obads über ihr.
    »Singt, meine Brüder!« schrie der Oberpriester und schwenkte seine Klinge. »Schlagt die Trommeln! Blast die Fanfaren! Es ist alles Lüge! Nur das Opfer wird uns retten!«
    Der Chor der Dunklen Wächter stimmte mißklingend an. Die Trommeln suchten den Takt. Die Menge duckte sich vor Obads Zorn, aber der Bann war gebrochen. Für viele war das Sonnenfeuer auf Dragons Brust der Beweis für seine Worte, denn es leuchtete wie ein Fanal in der Finsternis. Und für sie stand dort einer, der dem verhaßten Oberpriester die Stirn bot. So standen sie stumm und starr in der Dunkelheit und warteten.
    Obad schüttelte

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