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Dragon 01: Der Schrein des schlafenden Gottes

Dragon 01: Der Schrein des schlafenden Gottes

Titel: Dragon 01: Der Schrein des schlafenden Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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tauchten als Schatten aus der Dunkelheit auf und schoben sich hinter die schweißtriefenden Tänzer. Wieder heulte die Musik auf. Die Frauen machten eine halbe Drehung und stellten sich vor die Männer.
    Dann setzte die Musik in langsamem Rhythmus wieder ein.
    Ganz langsam, behutsam und nach einem jahrhundertealten Maß wurde der Takt schneller und heftiger. Die mehr als hundert Paare gingen auf das Feuer zu, wichen vor den Flammen zurück, näherten sich erneut … Die Tänzer und Tänzerinnen hatten die Augen geschlossen und atmeten schwer. Ihre Gesichter glänzten vor Schweiß und Anstrengung.
    Zainu schaukelte auf seinem Kamelsattel hin und her und klatschte in die Hände. »Schneller!« schrie er.
    Niemand hörte ihn. Die Trommeln schickten ihren trockenen Schall über die Hochebene. Die gesamte Natur schien erregt zu sein. Seltsame Geräusche kamen von weit her. Die Frauen schwenkten ihre Hüften und rissen die Arme hoch. Haar löste sich und flog um die Köpfe. Ein Paar stolperte und landete halb im Feuer – sie standen auf und tanzten weiter, als sei nichts geschehen.
    Es war unmöglich, sich aus dem Bann der Musik und der wirbelnden Körper zu lösen.
    Der Tanz dauerte länger als eine Stunde. Viele Paare wirbelten aus dem Tanzkreis heraus und verschwanden erschöpft in der Nacht. Der Mond erhob sich irgendwo hinter dem Ah’rath. Selbstvergessen dachte Zainu an seine eigenen jungen Jahre und merkte nicht, daß eine junge Frau mit geschlossenen Augen einladend vor ihm tanzte.
    Sie war jung und schön, nicht halb so fett wie Zanah.
    Schließlich berührte ihn Ubali an der Schulter.
    »Sie tanzt für dich, Herr!« sagte er leise und beugte sich vor.
    »Soso!« sagte Zainu, blickte auf und sah die junge Frau.
    Mehr als zwanzig Sommer konnte sie nicht zählen. Ihre Stiefel schlugen den Boden, und ihr gesamter Körper vibrierte im Rhythmus ihres Atems und der Tanzbewegungen. Ihre Hüften waren breit, der Körper biegsam und herausfordernd. Sicher war sie keine »Erste Tochter«.
    Zainu zuckte die Schultern und lehnte sich zurück, nahm einen gewaltigen Schluck von dem höllisch gewürzten Wein. Dann holte sein Arm aus, seine Hand griff nach dem Unterarm der jungen Frau.
    »Komm her«, sagte er. »Du tanzt für mich?«
    Sie nickte mit geschlossenen Augen. Zainu stand auf und legte seinen Arm um ihre Hüfte.
    Er zog sie aus dem Lichtkreis und sagte leise zu Ubali: »Du sorgst dafür, daß Zanah in ihrem Zelt bleibt und sich um die Kinder kümmert. Besonders um Zetto, verstanden!«
    Er machte eine herrische Geste. Der Schwarze schlich durch die Dunkelheit davon. An den Feuern verebbte langsam der Tanz. Die Tänzer waren erschöpft und stürzten sich auf den Braten und den restlichen Wein.
    Langsam ging Zainu auf sein Zelt zu.
    »Du kannst in meinem Zelt weitertanzen, Mädchen!« sagte er. »Und ich werde den Takt dazu schlagen!«
    Er kümmerte sich um nichts mehr. Sein Begehren war erwacht. Der Tanz löste sich auf, die Flammen brannten herunter. Der erste Tag der sieben Feste war worüber – vielmehr die Nacht. Die junge Frau summte selbstvergessen, eingesponnen in ihren halben Traum, die Melodie der vieltönigen Flöten, immer und immer wieder.
    Zainus dicke Finger strichen über den jungen Körper.
    Er dachte an die vielen Jahre, in denen er sich für das Wohl des Stammes aufgeopfert hatte. Und jetzt, da er der Häuptling war, galt es als Ehre, in seinem Zelt geschlafen zu haben. Er grinste und stieß auf. Ihm fiel ein, daß er noch genug Wein im Zelt hatte.
    Das lange schwarze Haar seiner Begleiterin kitzelte seinen Hals. Er lachte auf und fingerte an den Knoten herum, die das Mieder hielten. Er entdeckte sein Zelt, schlug den Vorhang zurück und schob das Mädchen hinein.
    Dann entzündete er die kleine Öllampe, trat die Stiefel von seinen Füßen und lehnte sich gegen eines der vielen Lederkissen.
    Er sah schweigend zu, wie das Mädchen langsam seine Kleidung ablegte. Dann streckte er die Hand aus, packte das lange Haar und zog die junge Frau zu sich heran.
    Dann blies er die Öllampe aus.
     
    Mitternacht.
    Die Ruhe, die über den Zelten lag, war unheimlich. Nur ein einziges Tier schien sich zu bewegen.
    Aus Zainus Zelt waren Atemzüge zu hören, die dann und wann in das Sägen eines Schnarchens wechselten. Immer dann begann ein Hund zu heulen. Im Schlaf bewegte sich der Häuptling und drehte sich auf die Seite. Seine Hand tastete über den Körper des Mädchens, das neben ihm unter den Fellen lag und

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