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Dragon 01: Der Schrein des schlafenden Gottes

Dragon 01: Der Schrein des schlafenden Gottes

Titel: Dragon 01: Der Schrein des schlafenden Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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schlief.
    Die Schlange verharrte, als sie das Heulen des Hundes hörte.
    Sie war doppelt so groß und viel dicker als jene Schlange, die sich in Zainus Zelt umgesehen hatte. Dieses Reptil hier konnte mühelos ein Pferd erwürgen. Es hob den dreieckigen Kopf mit den weißen Augennecken und züngelte nach allen Seiten. Der Hund schlich mit eingezogenem Kopf vorbei. Als er an einigen angepflockten Pferden vorbeikam, heulte er auf.
    Ein Hengst erschrak, keilte aus und schleuderte den Hund fünf Doppelschritte durch die Luft. Der Hund landete in der Asche eines erkaltenden Feuers, verbrannte sich in der Glut das Fell und raste jaulend und heulend quer durch das Lager. Seine Laute verloren sich in der Weite der Hochebene.
    Die Schlange wand sich weiter. Sie kam zu Zainus Zelt und hielt mitten in der Bewegung inne. Der Mann war erwacht.
    Die Schlange wartete geduldig.
    Zainu richtete sich auf, strich sich über die schweißnasse Stirn, dann ging er geduckt über die Felle und Filze zum Eingang und schlug den Vorhang zur Seite. Kühle, Irische Nachtluft strich herein.
    Zainus verquollene Augen erkannten den hellen Körper der jungen Frau. Der Häuptling ließ seine Augen über die glatte Haut wandern. Wieder regte sich seine Leidenschaft. Er lachte lautlos.
    Dann griffen seine Hände zu. Sie strichen fordernd über den Körper neben ihm. Die junge Frau seufzte und bewegte sich im Schlaf. Sie erwachte halb und fand die Berührung angenehm. Zainu beugte sich über sie und küßte sie. Immer mehr kam sie zu sich.
    Die Schlange krümmte sich zusammen und bildete eine Spirale. Sie verharrte einige Augenblicke unbeweglich, dann löste sich ein Teil ihrer Schwanzspitze, nahm Gestalt an und schlüpfte davon.
    Als das neuentstandene Tier einen glitzernden Lichtstrahl des Mondes passierte, da war es ein kleiner schwarzer Skorpion.
    Der Schwanz mit dem feinen, gekrümmten Giftstachel war hochgereckt und federte bei jedem Schritt der vielen haarigen Beine. Der Skorpion lief schnell ins Zelt, hielt sich an den Fellen fest und erreichte die Schräge zwischen den Zeltstangen.
    Es gab ein winziges, schnappendes Geräusch, als er sich fallen ließ. Er landete genau zwischen den Schulterblättern des Mannes, zwischen den Muskeln und der Schicht Fett unter der Haut.
    Der Mann stöhnte auf, als sich der Dorn des Tieres in die Haut bohrte, dicht neben der Wirbelsäule.
    »Was hast du …?« murmelte die junge Frau.
    Der Mann stöhnte, zuckte zusammen und fiel zur Seite. Das kleine Tier lief während dieser Bewegung schnell über die Hüften des Mannes, berührte den Körper der Mädchens und lief aufwärts. Abermals stieß der Stachel zu und bohrte sich in die Schulter. Beide Körper waren jetzt gelähmt. Unbeweglich lagen sie nebeneinander auf den Fellen.
    Der Skorpion lief aus dem Zelt, kletterte über die zusammengerollte Schlange und vereinigte sich mit dem schwarzen, gedrungenen Körper.
    Die Schlange setzte sich in Bewegung und erreichte den Zelteingang. Wieder hob sich der dreieckige Kopf, die Augen spähten in die Runde. Das Hochplateau lag wie ausgestorben da.
    Ein schleifendes Geräusch ertönte, als die schwarze Schlange ins Zelt kroch. Dann spreizte sie ihre Kiefer weit auseinander, und sie packte die Schulter des Mannes. Sie wälzte Zainu herum, schlang sich dreimal um seinen mächtigen Oberkörper und bewegte sich dann rückwärts.
    Langsam schleifte sie den Körper aus dem Zelt, über das zertrampelte, von Schafen abgefressene Gras bis zu einem großen, kantigen Felsblock, der die Sicht nahm.
    Dann hörte man nichts mehr.
    Nach einer Weile erhob sich ein schwarzer Geier hinter dem Felsen. Seine Schwingen schlugen scharrend gegen den Boden. Luft strömte pfeifend und rauschend durch die Schwungfedern, die weiß waren. Die Krallen der kräftigen, kurzen Füße lagen um einen Oberarm und einen Oberschenkel des Körpers.
    Der Geier hatte Mühe, mit seiner Last in die Luft zu kommen.
    Die Kamele wurden unruhig. Die Pferde wieherten und zerrten an den Stricken.
    Eine Schafherde blökte und lief in äußerster Verwirrung dem Leithammel nach. Die Tiere erreichten den Rand der Hochebene und stürzten hinunter. Sie wurden allesamt zerschmettert und eine Beute der Nachtvögel und der Luchse. Der Geier aber entfaltete die mächtigen Schwingen, ließ sich fallen und bekam endlich genügend Luft unter sich und seine Beute.
     
    Sie ritten, sobald Sondart das Packpferd aus dem Wasser gezerrt hatte, in leichtem Galopp weiter. Ihr Ziel war der

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