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Dragon 01: Der Schrein des schlafenden Gottes

Dragon 01: Der Schrein des schlafenden Gottes

Titel: Dragon 01: Der Schrein des schlafenden Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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Partho?«
    »Nein«, sagte der Hauptmann. »Der weiteste Punkt, den ich kenne, war der Hain des Hexers. Bruder Damos würde diesen Weg gekannt haben: Ich entsinne mich. Er sagte allerlei über die Gefahren. Du hast den Brief?«
    Dragon schlug mit der flachen Hand auf den breiten Gürtel. »Hier.«
    Sie ritten schweigend weiter. Noch immer war es angenehm kühl, aber die Sonne berührte hier und da den Grund der Schlucht und erhellte sie. Nabib kam nach vorn und rief leise Dragon und Partho zu:
    »Noch zwei Stunden. Dann sind wir durch.«
    Der Schall seiner Worte schien einen Stein gelockert zu haben. Er kollerte vom oberen Rand herunter, schlug prasselnd gegen die Felsen, krachte schließlich durch einen Baum und fiel neben Partho zu Boden. Der Hengst scheute und machte einen Satz in die entgegengesetzte Richtung.
    »Mir ist, als ob ich durch Nebel reite oder gehe«, sagte Dragon. »Hin und wieder reißt der Nebel auf, und dann erkenne ich einige Dinge mit äußerster Klarheit. Eben war es so. Ich wußte plötzlich, daß das Wasser verdorben sein konnte, weil es vielleicht durch giftige Erde gesickert ist oder zuviel von dem Staub dort draußen aufgenommen hat. Ich wußte es ganz genau, deswegen überholte ich dich und nahm die Wasserprobe.«
    Partho nickte.
    »Erlaubst du mir eine Frage, Partho? Sie betrifft Amee.«
    »Du willst wissen, wie ich zu ihr stehe. Ich bin froh, daß du die Frage stellst, Dragon. Ich dachte schon, du wärst blind …«
    »Blind?« fragte Dragon verständnislos.
    »Ich will dir sagen, wie ich zu ihr stehe. Ich schwor ihrem Vater, meinem König, auf dem Sterbelager, daß ich seine Töchter beschützen und für sie sterben würde.«
    »Nein, ich …«, unterbrach ihn Dragon, doch Partho ließ ihn nicht aussprechen.
    »Ich liebe Prinzessin Amee seit langem … vergeblich.« Seine Stimme wurde ein wenig traurig dabei. »Sie hat immer nur dich im Kopf gehabt … Seit ihrer Kindheit hat sie kein größeres Vergnügen gekannt, als vor deinem Schrein zu kauern und in dein Gesicht zu starren. Du warst der Mann ihrer Träume, obwohl sie in meinem Sattel saß und von mir alles lernte, was ich kann.«
    Dragon nickte langsam. »Ich sah in ihre Augen, als ich erwachte.«
    »Und seit diesem Augenblick liebt sie dich!« murmelte Partho.
    »Träume«, sagte Dragon, »Träume und die Wirklichkeit. Manchmal ist eines so fremd wie das andere. Ich erinnere mich, daß manchmal das Gesicht eines Mädchens in meinen Träumen war. Vielleicht habe ich sie einst gekannt. Aber der Traum war so alt und so leer, daß ich kein Gefühl mehr empfand, wenn ich es ansah …«
    »Laß die Vergangenheit schlafen!« riet der immer praktische Partho. »Sieh in Amees Gesicht! Sie ist kein alter Traum. Sie ist frisch vor dir. Und sag mir, daß du nichts empfindest und daß ich wieder hoffen darf.«
    Dragon schüttelte langsam den Kopf. Er hatte die Augen geschlossen und Amees Gesicht vor sich.
    »Ich zittere, wenn sie mich berührt, mir stocken die Worte, wenn ich darüber nachdenke, was ich ihr sagen möchte, und mein Herz setzt ein paar Schläge aus, wenn sie lächelt …«
    »So hoffnungslos ist meine Lage also«, sagte Partho mit gespielter Resignation. Dann lachte er und hieb Dragon auf die Schulter. »Ich sage dir etwas, mein Freund. Heute nacht werden wir, wenn Nabib nicht gelogen hat, an einer idyllischen Quelle lagern. Warum setzt du dich nicht mit ihr an ein lauschiges Plätzchen und erzählst ihr von all den verrückten Dingen, die sie mit dir anstellt?«
    Eine Weile ritten sie schweigend, dann sagte Dragon düster: »Weil ich noch immer mehr in meinen Träumen als in der Wirklichkeit bin, Partho. Weil ich auch zittere, wenn sie über mich kommen. Weil mir die Worte auch stocken, wenn ich die Dinge erzählen will, die ich manchmal sehe. Und weil mein Herz auch ein paar Schläge aussetzt … vor Entsetzen. Sind das die richtigen Gefühle, Partho?«
     
    Neben ihnen ragte der Tafelberg auf. Sein Hang war an einigen Stellen sehr steil, an anderen nur schräg. Er bestand nicht nur aus Fels, zumindest mußte er sehr viele Spalten enthalten. Nabib, der diese Gegend recht gut kannte, hatte nicht übertrieben. Sie betraten einen runden Kessel, von niedrigen Bäumen mit auffallend breit ausladenden Kronen umstanden, mit fettem Gras und dickem Gebüsch bedeckt. Es war ein idealer Rastplatz.
    Der Wasserfall war drei-, viermal so hoch wie ein Mann. Er rauschte ununterbrochen, und für die Gruppe war dieses Geräusch eine besonders

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