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Dragon 01: Der Schrein des schlafenden Gottes

Dragon 01: Der Schrein des schlafenden Gottes

Titel: Dragon 01: Der Schrein des schlafenden Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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würde, nicht wahr?«
    Sie nickte langsam und sah hinüber zu Dragon und Amee. Dragon wirkte, im Gegensatz zu den vergangenen Tagen, schneller und entschlossener. Seine Bewegungen waren geübt und sicher. Stück für Stück eroberte er sich eine neue Welt.
    »Ich erhoffte diese Wirkung«, gab sie zurück. »Meine Mixtur bescherte dem Hexer Erlösung von den Schmerzen und einen letzten Traum von großer Schönheit. Den Kreaturen in ihrer blinden Gier brachte sie Raserei und Tod.«
    Der Hauptmann nickte nur.
    Iwa deutete zum Himmel hinauf. Er war fahlblau. Die Sonne hatte den Hain noch nicht erreicht. Die Geier kreisten. Sobald die Karawane den Hain verließ, würden die Totenvögel aus dem Himmel herabfallen und die Kadaver der Vampire zerreißen.
    »Er und ich, wir waren verwandte Naturen. Mein Wissensschatz ist die Macht der Kräuter, seine Gabe war der Blick auf die Wege. Ich wollte nicht, daß er so unwürdig starb. Und ich verabscheue Blutsauger und Schmarotzer!«
    Partho kannte jetzt drei Gesichter ihres Wesens. Sie war schlampig und ließ ihr loses Mundwerk Spazierengehen, wann immer sie konnte. Sie war von überströmender Herzensgüte, wenn sie versuchte, Leidenden zu helfen. Aber sie war auch von einer kalten Mitleidlosigkeit, wie diese Nacht bewiesen hatte.
    »Noch zwei oder drei Tagesritte. Dann können wir ein wenig aufatmen«, sagte er.
    »Ich werde ebenso wachsam sein wie du!« versicherte sie.
    Er ging weiter und sattelte sein Pferd. Er entfernte einige Zecken aus dem Fell, strich Kletten aus der Mähne und dem Schweif und schob dann dem Tier die Eisen ins Maul, band den Zügel am Sattelhorn fest.
    »Vergiß nichts, mein zärtlicher Geliebter!« sagte Agrion zu ihm. Sie gab ihm den Mantel, zu einer Rolle zusammengelegt.
    »Danke«, sagte er und band den Mantel hinter dem Sattel fest. »Fühlst du dich gut?«
    Sie nickte und sah ihn mit strahlenden Augen an. Er hatte die Schale ihrer Traurigkeit durchbrochen, für die nächste Zeit hatte sie jemanden, an den sie glauben konnte. Und er? An wen konnte er sich halten, wem konnte er vertrauen? Er entschied sich, weiterhin zurückhaltend und mißtrauisch zu bleiben und seine Vorsicht nur in ihren Armen zu vergessen.
    Partho lachte sie an und meinte: »Wir essen und reiten zusammen?«
    »Ja!« sagte sie ebenfalls lachend und faßte kurz nach seinem Handgelenk. Sie war unzweifelhaft verändert.
    Sie gingen zurück zum Feuer, tranken einen Becher heißen Tee, den Iwa bereitet hatte. Sie aßen einige Früchte, etwas von dem trockenen Schinken, eine Scheibe gewürzten Braten und ein dünnes Fladenbrot mit Honigkruste und eingebackenen Speckwürfeln, das allerdings nicht mehr das frischeste war.
    Dann stand Partho auf und sagte: »Wir haben einen beschwerlichen, felsigen Weg vor uns. Ich wünschte, der Hexer hätte uns noch ein wenig darüber sagen können.«
    »Aber am Abend werden wir bereits die Hänge des Ah’rath sehen«, fügte Nabib enthusiastisch hinzu und zwinkerte Iwa zu. »Ich reite neben dir, liebste Freundin.«
    »Dann kann ich mich wenigstens über dein Geschwätz ärgern und nicht über den lahmen Bock, auf dem ich sitze.«
    Nabib grinste breit und gab spöttisch zurück: »Wie man sich in den Sattel setzt, so reitet man.«
    »Sondart und Afkral! Ihr reitet am Schluß!« befahl der Hauptmann.
    »So werden wir es halten.«
    »Ausgezeichnet!« sagte Partho, hob die Lanze und schwang sich in den Sattel. »Vorwärts!«
    Einige Augenblicke später hatten sie den Hain verlassen. Die Pferde fielen von selbst in einen schnellen Galopp, als sie das Hochtal hinter sich gelassen hatten und einen langen, sanft abfallenden Hang hinunterritten. Parthos weißer Hengst führte, dicht daneben sprengte Agrion auf ihrer braunen Stute hügelabwärts. Den Schluß bildeten die beiden Männer aus der Palastwache mit den Packpferden.
    Unterhalb des grünen Osthanges sahen die neun Wanderer bereits eine gewaltige Wüstenfläche, eine endlose Ebene aus Sand und mächtigen Felsen, die lange, scharfe Schatten warfen. Es war ein Muster von Gelb, Grau und Schwarz bis zum Horizont.
    Als sie das Ende des langen Hanges passierten, hatten die Geier ihre Plätze im Blau des Firmaments verlassen, fielen nach unten, breiteten dicht über dem Erdboden wieder die Schwingen aus und stürzten sich auf die grauen Kadaver der Vampire.
    Im Norden wanderte eine Wolke über den Himmel. Schräg fiel aus ihr der Regen auf die durstige Landschaft.
     
    Jetzt, einige Zeit später, ritt Nabib neben

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