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Dragon 01: Der Schrein des schlafenden Gottes

Dragon 01: Der Schrein des schlafenden Gottes

Titel: Dragon 01: Der Schrein des schlafenden Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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oder Agrion, Iwa und Amee, Ada und Dragon.
    Noch war es sinnlos anzugreifen.
    Er und sein dunkles Volk mußten warten, bis die Nacht weiter fortgeschritten war und das Fest seinen Höhepunkt überschritten hatte. Dann würden Dragon und seine Freunde schlafen. Cnossos sah hoch über sich die Spirale der schwarzen Wolke – der Wolke aus Vampiren …
     
    Die Stimmung, in der sich Nabib, der Händler aus Thinayda, jetzt befand, konnte kaum mehr eine Steigerung erfahren. Es hatte sich deutlich gezeigt, daß unter allen Zechern dieses Feuers er der widerstandsfähigste war. Das kam auch daher, daß er nicht mehr trank, als er vertrug. Er saß auf einer zusammengefalteten Decke und lehnte sich an einen Kamelsattel. In einer Hand hielt er ein Messer, auf dem ein Stück saftiger Braten gespießt war. In der anderen Hand hielt Nabib einen zu einem Drittel gefüllten Weinbecher.
    »Es ist ein ausgesucht schönes, langes und lautes Fest!« sagte Nabib und sah der jungen Frau, die neben ihm auf der Decke saß, tief in die Augen. Sie hieß Zaida; sie war jung, feurig und vollschlank.
    »Es ist das Fest, das Zainu gibt, weil er errettet worden ist!« flüsterte Zaida und lehnte sich an Nabibs Schulter. »Es wurde euch zu Ehren veranstaltet!«
    »Lehnst du dich auch uns zu Ehren so nachdrücklich an meine Schulter?«
    »Dir zu Ehren, reisender Händler!«
    Bedächtig spülte Nabib das Fleisch mit dem Wein hinunter. Um ihn herum wogte das Fest – Männer tanzten und lachten. Mädchen kicherten. Der Himmel über ihnen war klar bis auf eine dunkle Wolke im Westen. Ausnahmsweise tyrannisierte heute Zainu, der Häuptling, seinen Stamm nicht. Er lag in dem Zelt, das Zanah bewohnte, spielte mit seinem jüngsten Sohn Zetto und ließ sich die Wunden kühlen, die ihm die Schlange beigebracht hatte, als sie ihn über das Gelände schleifte.
    »Wie schön«, sagte Nabib. »Das läßt mich hoffen, schönste Zaida! Obschon ich ein weitgereister Mann bin, der viele Länder, viele Stämme und viele Frauen kennt, muß ich sagen: Du bist der schönste Teil des Festes. Wir werden nachher zweifellos weiterfeiern.«
    Sie kitzelte ihn im Nacken. Ihr heißer Atem blies ihm ins Gesicht, als das Mädchen sich zu ihm hinüberbeugte und ihm den Becher aus den Fingern nahm.
    »Auch einen Schluck!« sagte Zaida. »Ich bin ganz schwach vom Tanzen!«
    Nabib hatte versucht, mit den wilden Tänzen der Söhne und Töchter Nuaks mitzuhalten, hatte aber schließlich aufgegeben und es vorgezogen, zuzusehen und dem Braten nebst Wein zuzusprechen.
    Er steckte sein Messer zweimal in die Erde und säuberte es dann am Stoff seiner Hose. Er schob es zurück in die Scheide und merkte, daß Zaida eine Strähne ihres Haares zwischen die Finger genommen hatte und ihn am Ohr kitzelte.
    »Ich habe«, flüsterte sie und strich über seinen Oberarm, »ein Zelt ganz für mich allein. Heute sind mein Bruder und mein Vater bei den Kamelen!«
    Nabib beugte sich zu ihr und küßte sie feurig. »Worauf warten wir noch?« fragte er und stand auf. Er fühlte sich angenehm satt und unternehmungslustig. »Machen wir einen Spaziergang, und wenn dann die Wolken ganz nahe sind, liegen wir im Zelt und lauschen dem Regen.«
    Sie wisperte: »Du bist ein aufregender Mann, Nabib. Und so wortgewaltig!«
    »Man sagt es allerorten!« bemerkte er und legte den Arm um die Hüften Zaidas. Eng aneinandergepreßt gingen sie leise vom Feuer weg und überhörten geflissentlich die Scherzworte, die man ihnen nachrief.
     
    In der gleichen Weise, wie das Licht der vielen Feuer abnahm, endete auch dieses gewaltige Fest. Stundenlang war alles voller ungehemmter Fröhlichkeit gewesen, jetzt änderte sich langsam die Szene. Hunde schlichen mit vollgeschlagenen Bäuchen umher und verkrochen sich hinter Holzstapel und Zeltwände.
    Betrunkene torkelten allein oder in Gruppen durch die Nacht und schliefen ein, wo sie hinfielen. Die Wachen, die eigentlich in einem weiten Kreis um das Lager stehen und es nach allen Seiten sichern sollten, waren ebenso müde wie betrunken und satt.
    Die Kamele lagen mit mahlenden Kiefern ruhig da. Nur ihre langen Hälse bewegten sich ab und zu. Die Pferde standen in den Koppeln und senkten die Köpfe, irgendwo heulte kurz ein Hund. Ein Wolf antwortete aus einer anderen Richtung. Ganz langsam senkte sich die Stille der Nacht über das große Lager. Dragon schlug den Vorhang seines Zeltes zurück. Kühle Nachtluft drang herein und fachte die Glut des Kohlebeckens wieder an.
    »Bist

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