Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dragon 01: Der Schrein des schlafenden Gottes

Dragon 01: Der Schrein des schlafenden Gottes

Titel: Dragon 01: Der Schrein des schlafenden Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
Vom Netzwerk:
Schwert aus. Im selben Augenblick, da die Finger den Griff der Waffe berührten, bewegte sich Dragon. Ein blendendes Licht, auf- und abschwellend, erhellte diesen abgetrennten Raum. Das Amulett pulsierte und leuchtete in stechender, sonnenähnlicher Helligkeit. Cnossos fluchte unterdrückt und riß das Schwertgehänge vom Zeltmast. Er zog die Klinge und zögerte.
    Ein Geräusch ließ ihn herumfahren. Aus einem in der Nähe stehenden Zelt kroch ein breitschultriger Mann mit dunkler Haut. Er starrte Cnossos an, nickte beruhigt und brach zusammen, als er die Dämpfe des Traumpulvers in die Nase bekam.
    »Nein!« sagte Dragon plötzlich keuchend. Wieder zögerte Cnossos. Dragon warf den Kopf hin und her wie im Fieber. Sein Gesicht war verzerrt vor Anstrengung. Etwas oder jemand versuchte, ihn aus dem tiefen Schlaf zurückzuholen, in den ihn die Träume des Pulvers gelockt hatten. Er öffnete die Augen, blinzelte und richtete sich halb auf. Cnossos holte aus und schlug zu.
    Dragon reagierte blitzschnell. Es schien, als habe ihm ein Unsichtbarer seine Kräfte geliehen. Er warf sich zur Seite, sprang halb über das schlafende Mädchen hinweg, und das Schwert fuhr durch Pelze, Decken und Teppiche zwei Handbreit tief in den Boden. Mit einem wilden Ruck riß Cnossos das Schwert aus der Erde. Gleichzeitig bückte sich Dragon, seine Augen irrten suchend umher. Er riß den Tisch hoch, spannte die Muskeln und warf ihn nach Cnossos. Die schwere Platte traf das Schwert, den Arm und die Brust des Gegners.
    Eine fremde Kraft, wie er sie nie zuvor gekannt hatte, ließ Dragon handeln. Es war, als kämpfe jemand in ihm, mit ihm zusammen. Er faßte an den Zeltmast und stieß sich ab. Er riß die Beine hoch und trat zu. Beide Fersen trafen den Brustkorb des Gegners. Der Fremde wurde nach hinten durch den Zelteingang geschleudert, wobei er sich überschlug. Im Licht des flackernden Amuletts erkannte Dragon jetzt seinen Gegner.
    Er erstarrte, denn er blickte auf sein Ebenbild. »Wer bist du?« entfuhr es ihm.
    »Einer, der dich jetzt in deinen ewigen Schlaf zurückschicken wird«, sagte der Mann grimmig, der das Aussehen und das Gesicht Dragons angenommen hatte. Er sprang katzengleich auf die Füße. Dragon bückte sich und hob Amees Schild auf. Er drang, den Schild in beiden Händen vor sich haltend, auf Cnossos ein.
    Ubali erwachte, kroch benommen über den Boden und packte Cnossos am Fuß. Er erhielt einen hastigen Tritt mit dem Stiefel gegen die Schläfe, der ihn ins Traumland zurücksandte. Diese kurze Ablenkung genügte Dragon, um seinen linken Unterarm durch die Schildgriffe zu schieben und den Bratenspieß aufzuheben, der in der erlöschenden Glut eines Feuers lag. Er schlug damit nach dem Schwert des Gegners, der eben zum tödlichen Hieb gegen Ubali ausholte.
    Er fand keine Zeit mehr für Fragen oder Verwunderung darüber, daß er gegen sein Spiegelbild zu kämpfen schien. Cnossos drang mit einer Serie rascher Schwerthiebe auf ihn ein. Metall klirrte weithin hörbar gegen Metall, beleuchtet von der pulsierenden Helligkeit, mit der das Amulett den Zelteingang erfüllte. Schon nach den ersten Hieben hatte Cnossos gemerkt, daß er einen Gegner hatte, der schwer zu besiegen war.
    Dragon benutzte den Spieß gleichzeitig wie einen Speer und wie ein Schwert. Ein wuchtiger Hieb traf Cnossos quer über die Brust und schleuderte ihn ein halbes Dutzend Schritte zurück. Als Dragon hinterhersprang und mit der Waffe zustieß, drehte sich der Fremde zur Seite. Die Spitze des Spießes riß eine lange Furche in den Gürtel. Mit aller Wucht drang Dragon vor und rammte den Schildbuckel gegen die rechte Schulter des Fremden.
    »Ahhh!«
    Die Klinge entglitt gefühllos gewordenen Fingern und fiel klirrend zu Boden.
    Dragon bückte sich rasch danach im Schutz seines Schildes. Als er sich triumphierend damit aufrichtete, spürte er, wie die fremde Kraft in ihm schwand. Er taumelte. Hinter sich hörte er Schritte. Zwei Reiter sprengten heran. Noch waren sie nicht zu sehen. Die Kraft, die Dragon im Augenblick der Todesgefahr aus seinen Paradiesträumen gerissen hatte, floß aus seinem Kopf und seinen Gliedern. Selbst das Amulett erlosch. Schwäche ließ ihn taumeln. Cnossos nutzte den Moment und versetzte Dragon einen furchtbaren Fausthieb an die Schläfe. Dann schnellte er an ihm vorbei ins Zelt.
    Dragon stolperte ein paar Schritte hinter ihm her in die Dunkelheit; alles verschwamm vor seinen Augen.
    Er sah, als er langsam zu Boden sackte, wie sein

Weitere Kostenlose Bücher