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Dragon 01: Der Schrein des schlafenden Gottes

Dragon 01: Der Schrein des schlafenden Gottes

Titel: Dragon 01: Der Schrein des schlafenden Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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hörte nur den Wind, der die nassen Wolken mit sich führte, die Geräusche der schlafenden Tiere, an die sie so gewöhnt war, daß sie aus dem Schlaf auffuhr, wenn sie nicht zu hören waren. Im Lager herrschte Ruhe; nur ganz fern, irgendwo in der Nähe des Gästezeltes, war Bewegung entstanden. Etwas später hämmerten die rasenden Hufschläge zweier Pferde durch die Stille. Dann wieherte ein Pferd, durchdringend und voll panischer Furcht. Zaida setzte sich auf, als sie ein ganz anderes, unerwartetes Geräusch vernahm – das Schwirren großer, dünner Flügel.
    Fledermäuse?
    Es mußten riesige Fledermäuse sein … Vampire!
    Sie stand auf, zog sich schnell an und ergriff Feuerstein und Schwamm. Kurze Zeit später brannte das Öllämpchen wieder; der Ton war noch heiß, da es erst vor kurzer Zeit ausgeblasen worden war. Zaida griff nach dem Speer ihres Bruders und schlug den Zeltvorhang zurück. Sie schrie voller Angst auf, als sie sah …
    Riesige schwarze Schatten, vielleicht hundert, schwebten nacheinander zwischen den Zelten hindurch. Einer der dunklen Riesen stürzte sich auf einen Hund, der aus dem Schlaf auffuhr, jaulte und dann in den Krallen des Vampirs zuckte, bis die Zähne seine Kehle trafen. Die anderen Nachtwesen flatterten weiter; einige ließen sich auf einem betrunkenen Schläfer nieder. Ihre Hügel falteten sich zusammen.
    Zaida öffnete den Mund und schrie gellend: »Wacht auf! Vampire greifen an! Wacht auf!«
    Zwei der Blutsauger, die sie bisher nur im Flug in großer Höhe gesehen hatte, stürzten sich auf sie. Sie hielt den Speer vor sich; das eine Wesen spießte sich selbst auf, riß ihr den Speerschaft aus der Hand und fiel mit klatschenden Flügeln zu Boden. Zaida schleuderte das Öllämpchen auf den zweiten Angreifer.
    Das herausspritzende heiße Öl traf die Schwinge und den Kopf des Vampirs, entzündete sich.
    Mit furchtbarem Kreischen torkelte der Vampir durch die Nacht davon, fiel gegen ein Zelt und zündete die Felle und das Leder an. Flammen loderten hoch, Zaidas Geschrei weckte Männer und Frauen.
    Die Vampire warfen sich über die Menschen, als sie aus den Zelten torkelten.
    Einige besonnene Männer holten ihre Waffen und wehrten sich.
    Zaida riß den Speer aus dem zuckenden Körper und sah sich um. Dann rannte sie los und duckte sich, wenn ein Vampir auf sie herunterschwebte, die Krallen ausgestreckt, mit gierigem Gesicht, funkelnden Zähnen und riesigen Augen.
    Überall wurden jetzt die Feuer entzündet. Fackeln hoben sich über die Köpfe der herumhastenden Menschen. Schreie und Zirpen, das Geräusch von Waffen, Kreischen und bellende Hunde, blökende Kamele, wiehernde Pferde – alles vermischte sich zu einem Chaos.
    Ein einzelner, riesiger Vampir schwebte zwischen den Zelten nach oben, gesättigt und wieder aus dem Blutrausch erwacht. Er suchte nach einer Beute, die er tragen konnte …
     
    Zanah, die Frau des Häuptlings, wurde wach, als ihr ältester Sohn mit dem Schwert in der Hand aus dem Zelt rannte, um sich an dem Kampf zu beteiligen. Er war Hirte, und ihm oblag es, auf die vielen Schafe achtzugeben.
    Die Frau stand auf, zündete die Öllampe an und sah, daß die anderen Kinder teils erwacht waren und schläfrig blinzelten, als sie die Lampe hob, teils noch schliefen. Zetto, das letztgeborene Kind, der Sohn und Stolz des Vaters, hatte den Daumen im Mund und schlief.
    »Ihr verlaßt das Zelt nicht, verstanden!« sagte Zanah und hob den Zeigefinger.
    Sie ging hinaus, und es währte einen Atemzug, bis sie das Chaos vor ihren Augen begriff. Die Schafe blökten. Kaum ein anderer Laut war zu vernehmen. Zwei große Vampire flatterten vom Boden auf. Sie trugen Schafe in ihren Klauen. Jemand warf einen scharfkantigen Stein – er durchschlug die Schwinge des einen, aber der Blutsauger flog weiter und sackte nur ein wenig ab.
    Ein Reiter jagte auf einem ungesattelten Pferd vorbei und schoß mit dem Bogen auf die Kreaturen. In der Dunkelheit war genaues Zielen unmöglich.
    Zanah unterdrückte ihre Panik und lief zum erkaltenden Feuer, das zwischen dem Zelt und dem Schafpferch lag. Sie suchte Holz zusammen, brach die Späne und goß Öl aus der Lampe darüber. Kleine Flammen züngelten, krochen über die trockenen Rindenstücke und erreichten die Äste.
    Das Feuer loderte auf.
    Als sich Zanah umdrehte, sah sie Zetto, der aus dem Zelt kam und unbeholfen auf einige Schafe zulief, die sich schutzsuchend aneinanderdrängten. Das Kind erreichte die Schafe, schlang seine Ärmchen um den

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