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Dragon 01: Der Schrein des schlafenden Gottes

Dragon 01: Der Schrein des schlafenden Gottes

Titel: Dragon 01: Der Schrein des schlafenden Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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abzukühlen, und zog einen Becher aus der Gürteltasche. Sie goß ein wenig in den Becher und beugte sich über Dragon. Sie hob seinen Kopf an, lehnte ihn gegen das Knie und hielt dem Mann die Nase zu. Dann, als er nach Luft schnappte, schüttete Zanah den Inhalt des Bechers zwischen seine Zähne. Dragon schluckte und hustete, dann sank sein Kopf zurück, und er begann am ganzen Körper zu zucken. Zanah kümmerte sich nicht mehr um ihn, sondern versorgte Hauptmann Partho als nächsten.
    Zainu wartete. Während er dies tat, wanderte sein Blick über das Lager. Überall waren Männer und Frauen dabei, Spuren und Schäden des nächtlichen Kampfes zu beseitigen. Die Verletzten wurden versorgt. Zehn Gräber wurden an der alten Totenstelle ausgehoben, wo schon viele der Ihren begraben lagen. Reiter galoppierten auf Pferden, die von den Vampiren nicht gebissen worden waren, über die Ebene und trieben jedes Stück Vieh zusammen, das geflüchtet war.
    Der Stamm hatte schnell begriffen, worum es ging. Ein wanderndes Volk wußte sich in fast jeder Lage zu helfen. An den Feuern drehten sich bereits die Spieße, kalter Braten, Brotfladen und Früchte wurden herangeschafft und verteilt.
    »Zehn Tote!« flüsterte Zainu. »Und mein Sohn ist von den Bestien entführt worden. Ich werde fürchterliche Rache nehmen!«
    Er betrachtete die Kratzwunden an seinen Armen und sah, daß Dragon aufwachte, verständnislos um sich starrte und sich aufrichtete.
    »Ich hatte einen furchtbaren Traum …«, krächzte er. »Und jetzt fühle ich mich teuflisch schlecht.«
    Zainu sagte: »Kein Wunder. Zanah hat euch allen einen Trank eingegeben, der die Folgen von Trunkenheit und Völlerei beseitigt. Man fühlt sich einige Stunden schlecht, dann aber ist alles vorbei.«
    Dragon stand schwankend auf. Er atmete tief ein und aus. Dann wurde sein Blick klarer. Er sah an sich hinunter und vermißte das Amulett. Er schüttelte den Kopf und ging ins Zelt zurück. Er fand das erloschene Sonnenzeichen und streifte es sich über den Kopf.
    »Wo ist Amee?« fragte er Zainu.
    Der Häuptling hob die Schultern und ließ sie wieder sinken. »Wir glauben, daß die Vampire sie fortgeschleppt haben …«
    »Wer?«
    Dragon starrte Zainu an und erinnerte sich an Bilder seines Alptraumes, Bilder von geflügelten Gestalten, gegen die er gekämpft hatte.
    Während die Gefährten erwachten, berichtete Zainu in grimmigen Worten, was in der Nacht geschehen war, von seinem Sohn und den anderen Kindern, die fortgeschleppt wurden, und daß er annahm, der Prinzessin sei ein ähnliches Schicksal widerfahren.
    Dragon fragte, eiskalte Furcht im Herzen: »Was wißt ihr über die Vampire? Wohin bringen sie ihre Beute? Können wir sie zurückholen?«
    Zainu zwirbelte die Enden seines Bartes und erwiderte unsicher: »Wir wissen nicht viel. Es heißt, daß sie vom Verbotenen Berg kommen, zwei Tagesritte im Norden. Sie waren nie eine Gefahr für uns. Nicht mehr als Wölfe oder Bären. Daß sie Menschen angriffen und verschleppten, hörten wir nur von anderen. Aber niemand erzählt Geschichten von einem, der vom Verbotenen Berg zurückkam oder den jemand zurückgeholt hätte …«
    »Dann werden wir die ersten sein, über die sie es berichten können!« verkündete Dragon grimmig.
    »Ah, du bist ein Mann nach meinem Geschmack!« Zainus Augen leuchteten auf. »Mit Feuer und Schwert werden wir sie zurückholen!«
    Neue Zuversicht erfüllte ihn. Wenn wir Glück haben, dachte er, lassen sie ihre Beute am Leben, solange sie satt sind.
    Zarkhas kam und berichtete, daß hundertsechzig tote Vampire aus dem Lager geschafft worden waren.
    Zainu beauftragte ihn damit, hundertzwanzig Männer für einen Gegenschlag zu rüsten. »Die besten Reiter! Die wagemutigsten Kletterer! Die besten Kämpfer – du natürlich auch, Kamelbulle!«
    Zarkhas spannte seine Muskeln und nickte grinsend. »Wir reiten noch heute auf den schnellsten Kamelen und den ausdauerndsten Pferden los. Wir räuchern ihr Nest aus. Laß Holz, Öl und Fackeln auf Packtiere laden!«
    Zarkhas nickte enthusiastisch. Es gehörte ins Buch der Stammesgeschichte, daß die heiligen neunundvierzig Tage durch einen solchen Kampf unterbrochen wurden. Andererseits war auch der Überfall der Blutsauger ein einmaliges Ereignis. Und Dragon, der braunhaarige Riese mit den blitzenden Augen, würde mit ihnen kämpfen!
    Wirklich: Große Dinge geschahen in diesem Jahr des Drachen.
     
    Während die Vorbereitungen für den Aufbruch getroffen wurden, vertrieb

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