Dragon Dream (epub)
gesagt und wäre für immer bei ihm geblieben. Das war nicht schwierig, denn sie liebte ihn. Aber wichtiger war: Es wäre ihre Wahl gewesen. Das war alles, was sie zur Zeit wollte: die Wahl haben. Doch er hatte sie ihr nicht gelassen.
Sie bemühte sich verzweifelt, nicht zu weinen, und beobachtete, wie sich die Soldaten auf die Ankunft von Lord Hamish und seiner Armee in ein paar Wochen vorbereiteten.
Talaith starrte vor sich hin und wog ab, was sie tun sollte. Und in diesem Moment kamen sie um die Ecke. Éibhear in Kettenhemd und Hose und Iseabail in der Lederhose und dem weichen, übergroßen Baumwollhemd, das sie schon am Abend zuvor getragen hatte.
Iseabail redete wie immer pausenlos und folgte Éibhear wie ein Hündchen. Sie erreichten die Treppen zum Eingang des Rittersaals, und da blieb Éibhear stehen, drehte sich um, schnappte Izzy am Hemd und zog sie hoch, bis sie auf den Zehenspitzen stand.
»Bitte. Bei allem, was heilig ist – hör auf zu reden !«
»Tja, du musst mich nicht anschreien. Ich sagte nur …«
Éibhear, der jetzt knurrte wie ein riesiger Bär in den Wäldern, ließ ihre Tochter los und stapfte die Treppe hinauf. Izzy immer noch hinter sich. Und sie redete immer noch.
Als Éibhear an ihr vorbeikam und »Guten Tag, Talaith« murmelte, sah sie rot.
Gründlich gebrandmarkt, gründlich durchgevögelt und gründlich genervt, ließ Talaith die ganze Palette ihrer Wut heraus … und sie ließ sie an Éibhear aus.
Sie schnappte ihn vorn an seinem Kettenhemd, schwang ihn unter Aufbietung aller Kräfte ihrer Vorfahren herum und knallte ihn an die Wand.
Mit einer Hand an seiner Kehle hielt sie ihn fest, während sie mit der anderen nach ihrem Dolch griff und die Spitze an seine Halsschlagader hielt.
»Was hast du getan?« , schrie sie ihm ins Gesicht.
»Was? Wovon redest du?«
»Von Izzy. Was hast du Izzy angetan?«
»Nichts.« Éibhear starrte sie an, in seinen silbernen Augen stand die Verzweiflung. »Ich schwöre es!«
»Mutter, lass ihn los!« Sie hörte kaum, wie ihre Tochter sie anflehte. Das Rauschen in ihren Ohren erstickte fast alle anderen Geräusche.
Das … das war der letzte Tropfen. Wenn diese Drachen glaubten, sie würden ihre Tochter auch noch bekommen – nur über ihre Leiche!
»Sag mir, was du getan hast!«
»Er hat mich letzte Nacht nur auf einen Rundflug mitgenommen«, schrie Izzy buchstäblich.
Talaith starrte Éibhear wütend an. »Hast du ihr erzählt, dass sich das so nennt?« , brüllte sie ihm ins Gesicht.
»Nein!«
Morfyd stand an ihrer anderen Seite: »Frau, nimm die Hände von meinem Bruder.«
»Nicht, solange er mir nicht gesagt hat, was er mit ihr gemacht hat. Damit ich weiß, ob ich ihm nur die Eier oder sein ganzes verdammtes Ding abschneiden muss!«
Éibhears Blick ging zu seiner Schwester. »Morfyd …«
Sie seufzte. »Éibhear, erzähl uns, was passiert ist.«
Éibhear konzentrierte sich weiter auf seine Schwester und sprudelte eilig alles heraus: »Ich bin herumgeflogen gestern Abend, als ich die da allein gesehen habe, weit weg von der Burg. Ich wollte sie hierher zurückbringen, aber dann habe ich den Mond gesehen, und er sah irgendwie komisch aus, und er schwebte über der Burg, als hätte ihn da jemand aufgehängt. Ich hatte Angst, sie hierher zurückzubringen, also bin ich mit ihr geflogen. Ich habe ihr die Dunklen Ebenen gezeigt, bis ich müde wurde. Wir waren in der Nähe der Finsteren Schlucht, also habe ich sie in Fearghus’ Höhle mitgenommen, weil ich wusste, dass sie dort sicher ist. Wir blieben über Nacht dort, aber ich schwöre, ich habe sie nicht angerührt!«
»Es stimmt, Mum«, flehte Iseabail. »Ich schwöre es.«
Er sprach die Wahrheit. Sie konnte es sehen und fühlen. Doch im Moment hasste sie trotzdem alle Drachen. »Dann belässt du es am besten auch dabei, Drache.«
Endlich ließ sie ihn los und senkte ihren Dolch.
Als Talaith sich umdrehte und ein paar Schritte wegging, hörte sie die beiden flüsternd streiten.
»Siehst du, was du mir eingebrockt hast? Ich helfe dir nie wieder, du Ziege!«
»Ich hätte meiner Mutter erlauben sollen, dich aufzuspießen!«
Ohne hinzusehen, herrschte sie die beiden an: »Ihr zwei, hört auf damit! Sofort!«
Sie hörten auf.
Mit einer Kopfbewegung deutete sie auf die Treppe. »Iseabail, geh rauf in dein Zimmer und nimm ein Bad. Ich komme in ein paar Minuten, dann reden wir darüber, warum du mitten in der Nacht die Sicherheit dieser Burg verlassen hast.«
»Aber ich
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