Dragon Dream (epub)
…«
»Geh!«
Mit einem letzten finsteren Blick auf Éibhear stürmte ihre Tochter davon, vorbei an Annwyl, die die Treppen praktisch im Schneckentempo heruntergekrochen kam.
Irgendwie hatte es die Kriegerkönigin geschafft, sich das anzuziehen, was Talaith als ihre Alltagskleidung kannte, im Gegensatz zu ihrer Kriegskleidung: ein ärmelloses Kettenhemd, eine Lederhose und Lederstiefel.
»Morfyd«, jammerte sie.
»Schon gut, Annwyl.« Morfyds Stimme klang angespannt und zornig, aber sie hatte offenbar beschlossen, es nicht auf eine Konfrontation ankommen zu lassen. Guter Plan. Talaith war zwar kein Drache, aber im Augenblick hätte sie alles töten können, was sterblich war.
Während Annwyl sich langsam zum Tisch vorarbeitete, mischte Morfyd rasch einen weiteren Becher ihres Gebräus und benutzte den Finger, um die Zutaten zu verrühren. Ein Diener kam an ihr vorbei, als sie fertig war, und sie reichte ihm den Becher und deutete auf Annwyl.
Annwyl nahm ihn an, sagte aber, bevor sie trank: »Ich muss sagen, Finger in meinem Wein mag ich besonders gern.«
»Trink es, du quengelige Zicke.«
»Hier hat aber jemand schlechte Laune.« Annwyl stürzte den Wein auf einmal hinunter und wischte sich mit dem Handrücken den Mund ab. Sie ließ den Becher auf den Tisch fallen. »Wie lange dauert es, bis es wirkt?«
»Ein paar Minuten.«
»Gut.« Mit beiden Händen stützte sich Annwly auf die Tafel.
Aber es schien, als meinte es das Schicksal an diesem schönen Morgen nicht gut mit Annwyl, denn einer ihrer Soldaten betrat den Rittersaal. »Annwyl, wir brauchen dich.«
Annwyl seufzte, und obwohl der Trank wohl noch nicht wirkte, zwang sie sich, sich aufzurichten und auf den Soldaten zuzugehen. Talaith nahm an, es sei nicht angemessen für die Königin, indisponiert zu sein, weil ihr Gefährte sie in der Nacht zuvor fast um den Verstand gevögelt hatte.
Talaith musste aber zugeben, dass diese Frau wirklich stark war. Wo Talaith weinte wie ein Baby, tat Annwyl einfach so, als wäre nichts. Eine bessere Frau als ich .
Annwyl ging zwischen Morfyd und Talaith hindurch, die sich den Rücken zugewandt hatten.
Doch als sie an ihnen vorbeiging, wussten sie es beide. Verblüfft drehten sie sich um und sahen sich an, ihr Zorn war schnell vergessen. Sie beobachteten Annwyl, die zum Torbogen ging. Dort angekommen, hielt sie sich plötzlich an dessen Holzrahmen fest und krümmte sich zusammen.
Morfyd und Talaith rannten zu ihr, doch sie war schon dabei, alles, was sie getrunken hatte, zu erbrechen. Es war keine Überraschung. Talaith sah, welche Art von Kräutern Morfyd in den Trank gemischt hatte. Unter anderem solche, die dafür sorgten, dass eine Frau nicht schwanger wurde.
Dafür ist es wohl zu spät.
Morfyd hielt einen Arm, während Talaith nach dem anderen griff. Morfyd gab dem Soldaten ein Zeichen. »Such Brastias oder Danelin. Sie müssen dir helfen. Die Königin ist krank.«
Der junge Soldat nickte und rannte davon, während die beiden Frauen Annwyl zurück in die Burg schleppten.
Sei setzten sie an den Tisch, und Morfyd kauerte sich vor sie. »Annwyl? Hörst du mich?«
Annwyl sah die Hexe stirnrunzelnd an. »Natürlich höre ich dich. Götter, Morfyd, mir ist nur übel von den Eskapaden von letzter Nacht. Und du kannst deinem vor Männlichkeit strotzenden Bruder die Schuld dafür geben. Also hör auf dreinzuschauen, als stünde ich an der Schwelle des Todes. Es geht mir schon besser.«
Morfyd rieb sich die Augen mit zwei Fingern. »Die ganze Nacht, Annwyl? Warst du die ganze Nacht mit ihm zusammen?«
Annwyl runzelte noch mehr die Stirn. »Natürlich war ich das. Wo hätte ich sonst sein sollen? Abgesehen davon«, murmelte sie leise, »hätte er mich auch gar nicht gehen lassen.«
Ihr Blick wanderte zwischen den beiden Frauen hin und her. »Also gut, Hexen. Gebt es zu. Was ist los? Warum seht ihr beide so drein?«
Morfyd nahm Annwyls Hände in die ihren. Es sah wie eine fürsorgliche Geste aus, aber Talaith nahm an, Morfyd tat es, weil sie kontrollieren wollte, was diese Hände taten, wenn Annwyl die Wahrheit erfuhr.
»Schwester …«
»Spuck’s aus, Morfyd. Ich werde von Sekunde zu Sekunde gereizter.«
»Also gut. Es gibt da etwas, was du wissen solltest.«
»Und das wäre?«
»Annwyl … dass du ein Kind erwartest.«
Annwyl schnaubte. »Natürlich. In zwei Tagen lege ich Eier.« Sie kicherte über ihren eigenen Witz, bis ihr aufging, dass die beiden Hexen nicht lachten. Sie sah von einer zur
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