Dragon Dream (epub)
– vor allem, wenn Drachen in der Nähe waren, da unsichere Pferde dann oft scheuten –, hatte er sie unter den Armen gefasst und herumgeschwungen. Dann hatte er sie seinem Bruder zugeworfen, und Gwenvael hatte sie in die Luft geschleudert. Sie hatte gelacht und geschrien, bis ihre Mutter kam und dem armen Gwenvael fast den Kopf abriss. Noch lustiger war es gewesen, als Briec geflunkert hatte, er habe Gwenvael eben gesagt, er solle sie absetzen.
Dort war sie sicher. Dorthin würde sie zurückkehren. Daran zweifelte sie nicht. Sie würde es glauben, bis die Alten von Alsandair sie nach Hause riefen. Solange sie es glaubte, konnte Arzhela ihr nichts anhaben.
»Sie kommt, um dich zu holen. Und du kannst nichts dagegen tun«, freute sich Arzhela.
Das wusste Izzy bereits. Sie wusste es, wie sie die Tiefe und Länge der Narbe an ihrem Bein kannte, die sie sich zugezogen hatte, als sie sich mit zehn Jahren fast an einem Zaun aufgespießt hatte.
Ihre Mutter würde kommen, um sie zu holen. Und wenn sie das tat, würde sich Izzy verstecken, bis der Kampf vorüber war und ihre Mutter sie nach Hause brachte.
»Du verblutest.«
Langsam rollte sich Talaith auf den Rücken. »Ich weiß.«
»Warum schneidest du dich selbst?«
»Ich musste deine Aufmerksamkeit wecken.«
Eine schwarze Kralle schwebte über ihren Körper hinweg. Eine schwarze Kralle, die so groß war wie sie. Normalerweise wäre sie zurückgezuckt, aber im Augenblick machte ihr gar nichts Angst. Nichts außer dem Gedanken daran, ihre Tochter zu verlieren.
»Du kannst jetzt aufstehen.«
Talaith setzte sich auf. Die Schwäche, die sie verspürt hatte, als sie die Vene in ihrem Arm aufgeschlitzt hatte, war fort. Sie fühlte sich stark. Mächtig. Sie stand auf und hob den Blick zu dem unbeschreiblichen Wesen vor ihr.
»Mylord«, grüßte sie und neigte respektvoll den Kopf.
Er schnaubte. »Es würde sich nicht einmal echt anhören, wenn du dir Mühe geben würdest.«
Verdammt. Das Schlimme war … sie hatte sich Mühe gegeben.
»Bitte. Meine Tochter …«
»Ich weiß, Talaith. Ich weiß. Ich weiß immer, wo meine Izzy ist.«
Sie verlor ihre Fähigkeit, zerknirscht und furchtsam vor einem Gott zu stehen. Abrupt hob sie den Blick hinauf zu Rhydderch Hael, und sie gab sich keine Mühe mehr, ihren Ärger zu verbergen.
»Warum zum Teufel hast du sie dann gehen lassen? Warum hast du zugelassen, dass Arzhela sie mitnimmt?«
Rhydderch Hael entblößte Reihen um Reihen um Reihen von Reißzähnen. Ein Lächeln, wie sie jetzt wusste. »Wo ist meine verängstigte kleine gottesfürchtige Maus hin?«
»Sie vertraut dir.«
»Dir vertraut sie mehr.« Sie fragte sich, ob ihn das ärgerte, aber er sah nicht verärgert aus.
»Was willst du von mir?«
Rhydderch Hael setzte sich auf die Hinterbeine seines schwarzen Drachenkörpers. Und sie hatte geglaubt, Briec und seine Brüder seien riesig. Nicht annähernd. Sie konnte nicht einmal sehen, wo sein Körper endete. Sie hatte einen Blick auf seine Schwanzspitze erhascht, die an ein gezacktes Breitschwert erinnerte, das für einen Riesen gefertigt war. Sie hatte außerdem bemerkt, dass er nicht zwei Hörner hatte, wie die Drachen, die sie kannte, sondern zwölf. Sein größtenteils schwarzes Haar war von allen Farbtönen durchzogen, die sie je gesehen hatte. Aber seine Augen … seine Augen waren unendlich nachdenklich und weise. Außerdem waren sie leuchtend veilchenblau. Genau wie die von ihrem Briec.
»Du hast dir immer eine bestimmte Frage gestellt, seit Izzy zurück in dein Leben kam. Stell sie mir jetzt.«
Sie bezwang den Drang, dem Monster zu sagen, es solle aufhören, sie zu nerven und ihr helfen, ihre Tochter zurückzuholen. Sie hatte lange genug mir Arzhela zu tun gehabt, um zu wissen, wann man einen Gott drängen konnte und wann nicht.
Tief Luft holend, fragte sie ehrlich: »Warum hast du mich nicht einfach getötet, als du wusstest, was Arzhela vorhatte? Warum hast du Izzy beschützt, wenn du mich hättest töten können und das Ganze beenden? Und Izzy gleich dazu.«
»Weil das das Ganze nicht beendet hätte. Solange sie dich hatte, gab sie sich nicht mit anderen Strategien ab. Wenn ich dich getötet hätte, wäre es immer weitergegangen, bis sie Annwyl getötet hätte. Und als Annwyl und Fearghus sich fanden, wusste ich … da wusste ich, dass sie die Richtigen sind.«
»Die Richtigen, um deine …« Sie zuckte die Achseln. »Was genau werden sie bekommen?«
»Nichts, was sie nicht gebären
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