Dragon Dream (epub)
war in die Höhle seines älteren Bruders gekommen, um auf das Ende des Sturms zu warten, und hatte seinen massigen Körper in einem der vielen Goldhaufen vergraben, die Gwenvael überall herumliegen hatte.
Er war immer gut im Abtauchen gewesen. Vor allem für einen Drachen.
Trotzdem hatte er nicht erwartet, etwas so Interessantes bei Gwenvaels Schätzen zu finden.
Eine Frau. Menschlich. Sehr hübsch. Und sie roch nach seinem großen Bruder. Briec und eine Menschenfrau? Das würde der Königin gar nicht gefallen. Sie hatte sich gerade einigermaßen an Fearghus’ Gefährtin gewöhnt.
Langsam, um sie nicht zu erschrecken, kroch er zu ihr hinüber, bis seine Schnauze neben ihrem Bein ruhte. Sie bemerkte ihn nicht sofort und zuckte jedes Mal zusammen, wenn die Höhlenwände zitterten – Briec und Gwenvael hatten wahrscheinlich wieder eine ihrer »Diskussionen« – oder Steine von der Decke fielen und nur knapp ihren Kopf verfehlten. Aber er erkannte den Moment, als sie sich seiner Gegenwart bewusst wurde.
Sie spannte ihren ganzen Körper an, schloss die Augen und stöhnte verzweifelt auf. »Was muss ich denn noch alles ertragen?«, fragte sie laut. Éibhear sagte nichts; er dachte sich, dass sie ihn zu gegebener Zeit schon ansehen würde. Und das tat sie auch.
»Hallo.«
Sie seufzte. »Blau. Du bist blau.«
»Ich bin Éibhear der Blaue.« Auch nach siebzehn Jahren wurde er nicht müde, das zu sagen.
»Natürlich.« Sie rieb sich mit den Fäusten die Augen. »Wie viele Drachen genau sind noch hier?«
Éibhear wusste nicht recht, was sie meinte oder ob sie überhaupt mit ihm sprach, also beschloss er zu fragen: »Hier, M’lady, oder auf der ganzen Welt?«
Ohne ihre Hände von den Augen zu nehmen, herrschte sie ihn an: »Warum sollte die ganze Welt mich auch nur einen Zentaurenmist interessieren?«
Es war eine bekannte Tatsache unter Drachen, dass Éibhear der Toleranteste seiner ganzen Art war. Er mochte Menschen im Allgemeinen und nannte viele von ihnen seine Freunde. Das hieß aber nicht, dass er sich ohne guten Grund anschreien ließ.
Langsam entfernte er sich von ihr. Aber sie bemerkte es nicht, bis er seinen Schwanz unter ihr hervorzog und ihr Hintern hart auf den Haufen Gold prallte, der den Schwanz bedeckt hatte.
»Au!« Wundervolle dunkelbraune Augen sahen ihn an. »Warum hast du das gemacht?«
Er zuckte die Achseln. »Ich dachte, du möchtest vielleicht allein sein.«
Ein weiteres Krachen kaum aus der Tiefe der Höhle, und die Wände bebten. Sie zog die Beine enger an den Körper und schlang die Arme um sie. »Nein«, antwortete sie mit einem Blick an die Decke, eindeutig in der Angst, sie könnte jeden Augenblick auf sie fallen. »Ich möchte nicht allein sein. Es wäre nett, mit jemand gemeinsam lebendig begraben zu werden. Wir könnten uns im Jenseits Gesellschaft leisten.«
Tief Luft holend, gab sie zu: »Ich bin einfach nur müde. Es tut mir leid, wenn ich dich beleidigt habe.«
»Ach, das hast du nicht.« Éibhear wollte, dass sie sich besser fühlte, deshalb legte er seine Schnauzenspitze auf ihre aufgestellten Knie. »Ich verstehe dich vollkommen.«
Talaith starrte auf die blaue Drachenschnauze hinab, die sich gefährlich nah an ihrem Gesicht befand. Ach ja, das ergibt einen Sinn . Und obwohl sie zumindest vorsichtig gegenüber diesem Drachen sein sollte, wenn nicht gar Angst vor ihm haben, war es nicht so. Etwas an ihm hatte eine beruhigende Wirkung auf sie. Sie konnte es nicht erklären, und im Augenblick wollte sie das auch gar nicht.
»Meine Brüder werden jeden Moment aufhören«, sagte er beruhigend. »Normalerweise, wenn einer von ihnen anfängt zu bluten.«
»Machst du dir keine Sorgen?«
»Worüber?«
»Ob die Höhle das aushält.«
»Ach, diese Höhle gab es schon lange, bevor irgendeiner von uns geboren war, und sie wird auch noch lange, nachdem wir zu unseren Vorfahren heimgegegangen sind, weiterbestehen.«
Ein weiterer lauter Knall ließ die Wände beben, und Talaith legte ihre Hand auf den Kopf des Drachen. Aus unerfindlichen Gründen fand sie das tröstlich.
Als Reaktion schmiegte sich der Blaue dichter an sie und seufzte zufrieden, als sie mit der Hand durch seine Haare strich. Sie konnte nicht anders – sie waren blau!
»Wie heißt du, M’lady?«
Selbst der Drache, der sie jetzt schon seit fast zwei Tagen gefangen hielt, hatte sie das nie gefragt – als sei es ihm egal. »Talaith. Ich bin Talaith.«
»Sehr hübscher Name, M’lady.«
Immer noch
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