Dragon Fever: Roman (Dragon-Reihe, Band 6) (German Edition)
hörte auf. Der Himmel wurde wieder strahlend blau.
Elisa senkte die Hände, taumelte rückwärts, und ihre Nolwenn-Schwestern fingen sie auf. Zwar war Izzys Urgroßmutter von all dem geschwächt, aber sie und die Nolwenns hatten tun können, was sonst keiner geschafft hatte: Rhi stoppen, bevor sie alle vernichtete, die sie liebte.
»Mir geht es gut«, sagte Elisa schwach. »Oder es wird mir wieder gut gehen. Ich brauche Essen. Wein.«
Izzy streckte die Arme aus. »Gebt sie mir.«
Sie hob ihre Urgroßmutter aus den Armen der Hexen und stemmte sie mit Leichtigkeit auf ihren Sattel. »Halt dich fest.«
Dann brachte Izzy Elisa direkt nach Garbhán.
Als das Beben endete, stand Talaith auf, rannte die Treppe hinunter, durch den Bankettsaal und hinaus auf die Treppe. Doch bevor sie hinuntergehen konnte, sah sie schon ihre Tochter auf den Hof reiten. Eine Frau in einem Hexengewand saß vor ihr.
»Izzy?« Zu wissen, dass ihre Tochter gesund und wohlauf war, konnte man nicht damit vergleichen, zu sehen , dass sie gesund und wohlauf war. »Den Göttern sei Dank, Izzy.«
»Mir geht es gut, Mum. Rhi auch, glaube ich. Daddy holt sie gerade.«
»Gut. Gut.« Talaith ging ein paar Stufen hinab, blieb aber mit aufgerissenen Augen stehen. »Elisa?«
Erschöpft vom Entfesseln einer immensen Nolwenn-Macht, wie Talaith jetzt klar wurde, nickte ihre Großmutter ihr zu. »Talaith. Du siehst sehr … südländisch aus.«
»Was tust du …« Talaith machte einen Schritt rückwärts. »Ist Haldane bei dir?«
»Glaubst du wirklich, sie würde mich allein herkommen lassen, um dich zu treffen?«
Damit hatte ihre Großmutter nicht unrecht.
Als sie auf dem Boden stand, schob Elisa Izzys Hände weg. »Ich kann allein gehen, Kind.« Sie stieg die Treppe hinauf. »Finde ich dort Essen?«
»Aye. Und Wein.«
»Gut.« Und ohne ein weiteres Wort betrat sie den Bankettsaal.
»Izzy … was zur Schlachtenscheiße …?«
»Ich erkläre dir alles. Später. Sei einfach … vorbereitet.«
»Vorbereitet worauf?«
»Na ja, soweit ich das beurteilen kann, hat deine Mutter sich nicht verändert.«
»Liebes Kind, das hätte ich dir auch sagen können.«
Weitere Reiter kamen auf den Hof. Talaith sah ein paar der Schwestern, mit denen sie aufgewachsen war, hatte aber keine Lust, mit ihnen zu sprechen.
»Ich gehe hinein«, sagte sie zu ihrer Tochter. »Darum kümmere ich mich später.«
»Mum … warte.«
»Izzy, bitte. Ich will einfach nichts mit meiner Mutter …«
»Vergiss sie«, unterbrach Izzy sie. »Es geht nicht um sie.«
»Worum dann?«
Izzy machte einen Schritt zurück, und Talaith beobachtete die Leibwache, die mit den Nolwenns geritten war. Das war zu erwarten gewesen. Eine der Pflichten der Imperialen Wache von Sefu war, den Nolwenns Schutz zur Verfügung zu stellen, wenn es nötig war.
Mehrere Wachen stiegen ab und schritten auf die Treppe zu. Helme wurden abgenommen und Köpfe hoben sich, um Talaith direkt anzuschauen. Sie blinzelte, neigte den Kopf. Etwas schien …
»Talaith?«
Talaith holte Luft und schaute an den jüngeren Wachen vorbei zu dem mächtigen alten Mann hinter ihnen. Ein Gefühl, das sie seit mehr als drei Dekaden nicht mehr gekannt hatte, traf sie in der Brust; sie hob die Hände an den Mund.
»Zachariah?«, fragte sie, als sie ihre Stimme wiederfand.
Der Schmied kam die Treppe herauf und betrachtete sie mit diesen hellbraunen Augen, die denen seines Sohnes so ähnlich waren. »Immer noch eine Schönheit, wie ich sehe.«
Talaith konnte es nicht erwarten, bis er bei ihr war. Sie rannte die Treppe hinunter und direkt in die starken Arme des Schmieds.
»Zachariah«, flüsterte sie, bevor sie zu weinen begann. Sie umarmte ihn fest, erinnerte sich daran, wie nett der Mann immer zu ihr gewesen war. Und ihr wurde klar, wie nett er zu Izzy gewesen sein musste. Andernfalls hätte Izzy weder ihn noch sonst jemanden von Sethos’ Sippe hierher gebracht.
»Talaith, ich danke dir so sehr«, flüsterte Zachariah zurück, »dass du so viel für mein Enkelkind geopfert hast. Für diese großartige Kriegerin, die du aufgezogen hast. Du hast mir meinen Sohn zurückgegeben. Danke. Danke.«
Und als sie sich nun an den alten Mann klammerte, erlaubte sich Talaith endlich, die erste Liebe zu betrauern, die sie je gekannt hatte, den Mann, der ihr eines der zwei größten Geschenke gemacht hatte, die zu empfangen ihr die Götter erlaubt hatten.
44 Das Unterhaltsamste war für Éibhear, dabei zuzusehen, wie Rhianwen ihre
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