Dragon Fever: Roman (Dragon-Reihe, Band 6) (German Edition)
Großmutter und ihre Urgroßmutter immer und immer wieder umarmte, obwohl sie es offensichtlich hassten, umarmt zu werden und es für eine ganz und gar unangemessene Zurschaustellung von Gefühlen für eine Nolwenn-Hexe hielten. Oder für irgendeine Hexe, die vorhatte, bei ihnen zu studieren.
Sie saßen am Tisch im Bankettsaal. Talaith, Briec und Izzy auf einer Seite, Elisa und Haldane auf der anderen. Éibhear saß ganz am Ende, und die süße Rhi kreiste ständig um den Tisch. Was wahrscheinlich der schlimmste Tag in ihrem Leben hätte werden können, wurde wegen Elisa und Haldane zum besten. Sie war bereit, darüber hinwegzusehen, was sie »die unglücklichen Fehler der Vergangenheit im Hinblick auf meine Mutter« nannte.
Izzy und Talaith dagegen hielten nicht so viel von Vergebung.
»Also«, begann Talaith, »ich habe von dem Willkommen gehört, das du deiner älteren Enkelin bereitet hast.«
»Ich habe versucht, mich zu schützen. Ich hatte angenommen, du hättest jemanden geschickt, um mich zu töten«, schleuderte Haldane zurück.
»Natürlich habe ich niemanden geschickt, um dich zu töten. Denn ich hatte vor, selbst zu kommen und dich persönlich umzubringen. Zumindest war das mein Traum.«
»Mum«, sagte Rhi. »Bitte.«
»Schon gut, Rhianwen. Deine Mutter war immer eine lächerliche Heulsuse.«
»Lächerlich ist«, schoss Talaith zurück, »wie fett du deinen Arsch werden lässt.«
»Mum!«
»Schnell, Rhi«, drängte Izzy ihre Schwester fröhlich. »Umarme Großmutter, bevor sie zu wütend wird! Deine Umarmungen besänftigen sie so.«
»Nein, nein, Rhianwen, ich …« Haldane warf Izzy quer über den Tisch zähneknirschend einen finsteren Blick zu, während ihre jüngere Enkelin die Arme um ihren Hals schlang.
»Ich freue mich so, dass wir alle zusammen sind!«, jubelte Rhi und küsste Haldane auf den Hals.
»Ich auch!« Izzy klatschte strahlend in die Hände.
Als Izzy sah, dass Éibhear sie beobachtete, blinzelte sie ihm zu. Da wusste er, er musste sie allein erwischen. Nur kurz. Tagelang waren sie mit einer ganzen Entourage von Menschen und Drachen gereist, da war keine Zeit zum Reden gewesen oder für sonst etwas Schönes, bei dem sie hätten nackt sein können.
Éibhear dachte über eine gute Ausrede nach, um Izzy vom Tisch wegzulocken, aber er bekam keine Möglichkeit dazu, denn gerade betraten Gaius, der Rebellenkönig, und seine Zwillingsschwester Agrippina den Saal; Onkel Bram folgte ihnen. Man hatte entschieden, dass er die Eisendrachen über ihre Cousine informieren sollte, denn er war in der Familie als Friedensstifter bekannt.
»Du hast sie gehen lassen?«, wollte Agrippina wissen, als sie schließlich vor Izzy am Tisch stand.
»Aye. Und es tut mir leid, aber ich hatte keine Wahl.«
»Was meinst du damit? Man hat mir gesagt, ihr hattet sie schon in eurer Gewalt.«
»Hatten wir auch.«
»Und?«
»Und wir konnten sie nicht dort töten. Ich versichere dir, es war weder meine noch Éibhears Entscheidung. Rhydderch Hael hat ziemlich deutlich gemacht, was er wollte, und es gibt Momente, wo es einfach zu viel Ärger bedeutet, sich gegen ihn zu stellen.«
»Warum hast du sie dann nicht einfach lebend hierher zurückgebracht?«
»Ich war mir ziemlich sicher, dass sie die Reise nicht überlebt hätte«, gab Éibhear zu, und Izzys Grinsen sagte ihm, dass er recht hatte. »Und nach dem, was Vateria in den Wüstenländern passiert ist, hätte es nicht gut ausgesehen, wenn sie durch die Hand von Südländern gestorben wäre. Es tut mir leid. Ich weiß, das willst du nicht hören, aber …«
»Hat sie dir das angetan, Izzy?«, fragte Gaius. Er schaute mit sorgenvoll zusammengezogenen Brauen auf die Wunde links unten an ihrer Wange.
»Das ist nur ein Kratzer.«
Agrippina schloss die Augen und atmete tief aus.
»Izzy, Éibhear … es tut mir leid«, sagte sie schließlich. »Ich hätte euch nicht die Schuld dafür geben sollen.«
»Mach dir keine Vorwürfe«, sagte Izzy. »Ich verstehe, dass man jemanden, der ein Familienmitglied so grausam behandelt hat, so hasst, dass man davon träumt, ihn mit bloßen Händen zu töten.« Izzy blickte Haldane direkt an. »Dass man jeden verdammten Tag davon träumt.« Sie wandte sich wieder Agrippina zu. »Und wenn es hilft: Ich habe die Schlampe außer Gefecht gesetzt.«
Gaius grinste. »Du meinst, wie du es mit Vaterias Vater getan hast?«
»Na ja … sie hat ihn ja so sehr geliebt. Und Rhydderch Hael hat nur gesagt, dass sie am Leben bleiben
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