Dragon Fever: Roman (Dragon-Reihe, Band 6) (German Edition)
Nordländer und das einzige Zeichen von Schwäche, das ein männliches Wesen aus den Nordländern – egal, welcher Spezies – bereit war zu zeigen. Wenn es auch nicht ihre Art war, die Schwächeren ihrer Horde zu töten, waren sie sich nicht zu fein, mit dem schwächeren Hordenmitglied einen Verwandten zu »besuchen« und es dann dortzulassen.
»Armer Frederik«, seufzte Rhi. »Ich würde mich schrecklich fühlen, wenn meine Verwandten mich einfach verlassen würden.«
»Das ist wirklich nicht sehr nett, Rhi, aber glaub mir, wenn ich dir sage: Es war zu Frederiks Bestem. Mein eigener Vater hat das mit mir gemacht, als ich kaum zehn Winter alt war. Er hat mich bei Meinhards Vater gelassen und behauptet, es sei nur für ein paar Tage … Ich habe ihn erst wiedergesehen, als ich fast neunzig war. Und weißt du was? Das war das Beste, was mir je passiert ist. Und ich schätze, wenn Frederik hierbleibt, ist das auch das Beste, was ihm je passiert ist.«
»Vielleicht, aber Tante Dagmar war nicht glücklich.« Ihre Stimme sank zu einem Flüstern, auch wenn er nicht wusste, warum sie sich bei dem ganzen Geschrei da unten die Mühe machte. »Sie hat etwas über den ›kleinen Analphabeten‹ geschrien, und Frederik stand direkt daneben!«
»Oooh. Das ist nicht gut.«
»Ich glaube nicht, dass sie es so gemeint hat, wie es klang, aber man konnte sehen, dass es ihm wahrscheinlich etwas ausgemacht hat.«
»Wahrscheinlich.«
»Aber bevor sich irgendjemand bei ihm entschuldigen konnte, sprach Keita davon, Izzy zu verschachern, und von da an ging es bergab.«
Ragnar nickte und blickte in die Ferne.
»Du kannst ruhig lachen, das ist in Ordnung«, sagte Rhi. Also tat er es.
»Ich liebe diese Frau!«
Rhi stimmte in sein Lachen ein. »Ich weiß.«
»Was ist nur in sie gefahren?«
»Sie schien zu finden, dass es nicht so schlimm sei wie das, was Tante Dagmar gesagt hat. Mum war anderer Meinung. Und seitdem streiten sie. Izzy hat versucht, sie zu beruhigen … Es funktioniert nicht.«
»Soll ich hingehen und ihr helfen?«
»Ich würde es nicht tun.« Sie nahm ein kleines Tablett vom Boden auf. »Einer der Diener hat mir Käse und Brot gebracht. Hier, bedien dich. Ich finde, es macht das Zuschauen noch besser.«
»Ich stimme dir zu.« Er wählte eine Scheibe Käse aus und eine Scheibe Brot, um den Käse daraufzulegen. »Abgesehen von diesem ganzen Drama – wie geht es dir?«
Rhi seufzte, wandte ihm den Kopf zu und legte ihre Wange an die Holzstange. »Nicht so gut, wie es mir lieb wäre, Onkel Ragnar. Ich glaube … es ist Zeit.«
»Ich glaube, du hast recht.«
»Sie werden nie einverstanden sein.«
»Aber jetzt ist deine Schwester hier. Vielleicht kann sie helfen.«
»Vielleicht.« Rhi senkte den Blick aus veilchenblauen Augen. »Aber ich habe Angst.«
»Ich weiß, Rhi.«
»Ich fürchte sehr, dass ich irgendwann … am Ende noch jemanden töten werde.«
Ja , dachte Ragnar. Das wirst du wahrscheinlich.
Während Izzy sich bemühte, ihre Mutter und Keita zu beruhigen, drehte sich Éibhear um und begleitete Frederik nach draußen zur Treppe. Er kauerte sich vor dem Jungen hin.
»Du musst mir einen Gefallen tun.«
»Schon gut«, sagte der Junge. »Ich wusste, dass sie das vorhatten. Zumindest habe ich es geahnt. Mir tut nur Tante Dagmar leid.«
»Das muss sie nicht. Sie hat eine Menge um die Ohren. Ich bezweifle, dass überhaupt etwas davon mit dir zu tun hat. Aber du musst etwas für mich überprüfen. Ich habe meine drei Freunde seit gestern Abend nicht mehr gesehen. Kannst du in die Stadt gehen und sie suchen?«
Er nickte, und Éibhear gab ihm einen Lederbeutel mit ein paar Goldmünzen.
»Wofür ist das?«
»Nur für den Fall. Vertrau mir. Frag nach Aidan. Er spricht normalerweise für sie alle.«
»Ich kümmere mich darum.«
»Danke.«
Éibhear schaute dem Jungen nach. Nichts war schlimmer als herauszufinden, dass die eigene Sippe einen nicht wollte. Er machte Dagmar viel weniger einen Vorwurf als ihren lächerlichen Brüdern und Neffen.
Éibhear richtete sich wieder auf und machte sich auf den Rückweg in den Bankettsaal. An der Tür traf er Izzy.
»Hältst du es nicht mehr aus?«, fragte er.
»Sie lassen mich nicht zu Wort kommen. Ich sehe mal, ob ich Brannie finde.«
»Und dann gehst du Kleider kaufen? Damit du Keitas Freund umwerben kannst?«
Sie verzog den Mund und ihre Augen wurden schmal. Er war froh, diesen angewiderten Blick zu sehen. Der Gedanke, sie könnte auch nur erwägen, dabei
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