Dragon Fever: Roman (Dragon-Reihe, Band 6) (German Edition)
nie einen Eisländer gevögelt habe. Und ich werde auch jetzt nicht damit anfangen!«
Der Eindringling schloss die Augen und seufzte lang und tief. »Ich bin’s … Éibhear .«
»Éibhear wer?«
Er warf sein Schwert hin. »Dein Bruder!«
Langsam ließ Keita die Arme sinken und starrte den Drachen vor sich mit offenem Mund an. Dann brach sie in ein Gelächter aus, das die Höhlenwände zittern ließ.
»Wie kannst du deinen eigenen Bruder vergessen?«
»Gib nicht mir die Schuld!«, wehrte sich Keita unter hysterischem und, um ehrlich zu sein, ziemlich nervigem Gelächter. »Wie hätte ich dich erkennen sollen, wenn du aussiehst wie der niedrigste Barbar seit Drachen- und Göttergedenken?«
»Ich war zehn Jahre lang in den Eisländern, du versnobte Kuh! Ich musste mich anpassen!«
»Tja … das ist dir gelungen.«
Angewidert wandte sich Éibhear zum Gehen. Es tat ihm leid, dass er überhaupt hergekommen war. Doch bevor er mehr als einen Schritt machen konnte, schnappte Keita ihn am Arm und hielt ihn auf.
»Es tut mir leid.« Auch wenn sie immer noch lachte. »Es tut mir leid.« Sie kam um ihn herum und schlang die Arme um seinen Oberkörper. »Ich freue mich so, dich zu sehen!«
»Ehrlich? Das war nicht besonders gut zu erkennen.«
»Du bist ziemlich gewachsen, kleiner Bruder.« Sie neigte den Kopf zurück, damit sie zu ihm aufschauen konnte. »Meine Arme reichen nicht einmal um dich herum! Du bist gigantisch!«
»So groß dann auch wieder nicht.«
»Hoffentlich hast du endlich aufgehört zu wachsen, sonst könntest du irgendwann die ganze Welt bedecken, mein schöner, majestätischer Bruder.«
»Du kannst mich mit deinen Zentaurenmist-Plattitüden nicht täuschen«, brummelte er, während er trotzdem die Arme um sie legte und sie fest umarmte. »Egal, wie lieb du tun magst. Ich kenne die Wahrheit über Keita die Schlange.«
»Natürlich. Du bist ein Prinz der mächtigsten Drachen der Erde. Nichts Geringeres würde ich von dir erwarten.« Sie lehnte den Kopf an seine Schulter und seufzte. »Also … was führt dich her?«
»Bin hergekommen, um so einen Kannibalendrachen aus den Nordländern zu töten, da dachte ich, ich kehre ein bisschen nach Hause zurück. Dort war ich nämlich eine ganze Weile nicht.«
Er fühlte, wie sich seine Schwester anspannte. »Du gehst nach Hause? Jetzt?«
»Aye.«
»Hm.« Sie löste sich von ihm und ging um ihn herum. »Weiß Mutter das? Oder Fearghus und die anderen?«
»Nein. Warum?«
»Ach … na ja, ich glaube, es gibt da einen sehr wichtigen Auftrag, für den sie dich brauchen.«
»Was für ein Auftrag?«
»Ich kenne nicht alle Einzelheiten, aber ich bin sicher, ich kann es herausfinden. Ich glaube, darum musst du dich erst kümmern, bevor du nach Hause zurückkehrst.«
»Wirklich?« Éibhear drehte sich langsam um seine eigene Achse, damit er seine Schwester im Blick behalten konnte.
»Aye. Es tut mir leid, Schatz. Ich weiß, wie gern du nach Hause und alle wiedersehen willst. Ich bin mir sicher, dieser Auftrag ist ganz schnell erledigt.«
»Was glaubst du, wie lange?«
»Zwei … drei Wochen höchstens. Dann kannst du nach Hause und wir alle können Zeit zusammen verbringen.«
»Du lügst, Keita.«
Keita schnappte nach Luft und wirbelte zu ihm herum. »Éibhear! Wie kannst du so etwas zu mir sagen! Zu mir !«
»Weil ich weiß, wann du lügst. Und du lügst. Es gibt keinen Auftrag. Wenn es so wäre, hätte mir mein Kommandeur davon erzählt. Also ist meine Frage: Warum willst du nicht, dass ich nach Hause gehe? Nach zehn verdammten Jahren?«
»Natürlich will ich, dass du nach Hause gehst. Geh doch! Ignoriere deine Pflichten. Ich bin sicher, alle werden sehr glücklich sein, dich zu sehen, kleiner Bruder.«
Éibhear verschränkte die Arme vor der Brust und tippte mit einer Kralle seiner Hinterklaue auf den Boden. »Sag mir, Keita« – und er wusste selbst, dass er sie praktisch anflehte, so verdammt verärgert, wie er war – »sag mir, dass das nichts mit Izzy zu tun hat.«
»Was? Natürlich nicht! Allein die Frage ist schon lächerlich! Was sollte Izzy damit zu tun haben?«
Wieder wusste er, dass seine Schwester log. Das hatte alles mit Izzy zu tun.
Die kleine Izzy die Gefährliche. Jedenfalls hatte er das über sie gedacht, als er ihr zum ersten Mal begegnet war. Sie war damals gerade sechzehn gewesen. Hübsch, aber linkisch. Hatte nur aus langen Beinen und schlaksigen Armen bestanden. Sie war ein Kind gewesen. Noch schlimmer – seine Nichte.
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