Dragon Fever: Roman (Dragon-Reihe, Band 6) (German Edition)
übergehen konnten. Doch eine weibliche Stimme hinter ihm hielt Meinhard zurück.
»Éibhear?«
Ragnar warf einen Blick nach hinten zu Rhona der Furchtlosen, Vigholfs Frau, die durch die Menge der Soldaten kam und dabei den Helm abnahm, den sie, die Hauptschmiedin, sich selbst gemacht hatte. Die meisten Schmiede nahmen nicht an den Schlachten teil, doch Rhona war so eine verdammt gute Soldatin, dass Ragnar sich nicht beschwerte. Vigholf sicher auch nicht – er würde sich hüten.
»Éibhear ist hier?«, fragte Vigholf. »Wo?«
Sie deutete auf den Eisländer. »Na, da.«
Erschüttert bis ins Mark sah Ragnar erst seinen Bruder an, dann seinen Cousin … und dann den Jungen. Den nutzlosen, lächerlichen, liebeskranken Jungen, den sie zuerst nicht ernst genommen, dann kurzzeitig respektiert und danach nicht mehr hatten ertragen können, bis der Vater des blauen Drachens ihn zu irgendeiner anderen Einheit innerhalb der Armee der Drachenkönigin abkommandiert hatte.
Mit offenem Mund schüttelte Vigholf den Kopf, und Meinhard murmelte: »Das kann nicht sein!«
»Éibhear?«, fragte Ragnar wieder.
»Ja. Meine Schwester?«, drängte der.
»Was?«
»Keita? Erinnerst du dich an sie? Ihr Götter, wie lange ist es her, dass sie dich verlassen hat?«, schnauzte er, was Ragnar schon wieder ärgerte. Dieser unhöfliche Welpe!
»Sie hat mich nicht verlassen, du nichtsnutziger kleiner Sch…«
»Wo ist sie dann?«
Vigholf, dem immer noch der Mund offen stand, deutete in Richtung der Berge, wo sie Keita mit einem Bataillon Soldaten zu ihrem Schutz zurückgelassen hatten.
»Gut.« Éibhear sah sich um. »Mì-runachs – folgt mir.« Er ging in die Menge der Nordlandsoldaten und klopfte Rhona im Vorbeigehen auf die Schulter. Ragnar sah ihm lange nach, bis ein weiterer nach Art der Eisländer gekleideter Feuerspucker vor ihm stand. Dieser hielt ihm einen blutverschmierten weißen Drachenkopf hin. »Willst du den?«
Ohne nachzudenken, nahm Ragnar den Kopf des einstigen Anführers der Stachler und fragte sich, wann der junge Anführer umgekommen sein mochte, denn vor weniger als einer Minute war er noch ziemlich lebendig gewesen.
»Weißt du, was das Erschreckendste an alledem ist?«, fragte Vigholf, als er zur Seite trat, um den drei anderen Mì-runachs Platz zu machen, damit sie Éibhear folgen konnten.
»Was?«
»Seit wir ihn das letzte Mal gesehen haben, ist dieser blaue Mistkerl tatsächlich noch größer geworden!«
Keita lag auf dem Boden ausgestreckt, ein Buch über Gifte vor sich. Sie ging jedes einzelne durch, auf der Suche nach dem besten, um die Wasserversorgung der Stachler zu vergiften. Sie sehnte sich nach einem kleinen Urlaub in der Wärme ihrer Heimat in den Südländern, aber diese ständigen Kämpfe mit diesen lächerlichen Eisländern machten das unmöglich. Diese Typen aus dem Norden! Alles, was sie taten, war kämpfen! Ständig! Es war wie die ganze Zeit mit ihrer Cadwaladr-Sippe zusammenzuleben!
Sie blätterte noch eine Seite um. »Oooh«, seufzte sie, als sie eine Wurzel sah, die vielleicht perfekt für ihre Zwecke war. Doch bevor sie weiterlesen konnte, hörte sie einen der Soldaten, der ihre Höhle bewachte, einen Warnruf abgeben, dann Kampfgeräusche.
Keita kam eilig auf die Klauen und hob ein bisschen Rinde vom Boden auf. Wenn nötig, konnte sie sie einem Drachen ins Maul stopfen und ihn rasch erledigen.
Ein Eislanddrache kam durch den Höhleneingang spaziert.
»Keita«, sagte er mit unbeschreiblich tiefer Stimme. Sie war schockiert, dass er ihren Namen kannte.
Der Drache kam auf sie zu, doch sie hob rasch ihre leere Klaue, um ihn zu stoppen. »Du wirst mich niemals lebend kriegen!« Dann dachte sie kurz über diese Erklärung nach und fügte hinzu: »Na gut. Du kannst mich natürlich lebend mitnehmen. Aber versuch bitte, mein Gesicht nicht zu beschädigen, das ist das Wichtigste.« Sie senkte den Kopf ein wenig und schaute ihn durch gesenkte Wimpern an. »Oder diese hübschen Reißzähne.« Dann lächelte sie.
Der Drache drehte sich mit einem Ausdruck des Ekels auf dem Gesicht von ihr weg. Zumindest sah es wie Ekel aus. Schwer zu sagen bei all den blauen Haaren in seinem Gesicht. Moment mal … Sollten diese Haare nicht weißer sein? Oder silbern? Oder etwas, das leicht mit der schneebedeckten Landschaft der Eisländer verschmolz?
»Ich bin’s, du kleine Idiotin«, sagte der Eindringling.
Sie verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich kann mit aller Ehrlichkeit sagen, dass ich noch
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