Dragon Fever: Roman (Dragon-Reihe, Band 6) (German Edition)
Jungen wahrscheinlich nicht viel besser war, vermutlich nur mit ein bisschen weniger offenem Hass.
»Wir machen nur ein Picknick mit den Zwillingen, Rhi, Dagmar, Talaith und Fearghus’ Onkel Bram. Wir reden über Bücher. Na ja … ein paar von uns reden über Bücher. Talwyn zieht ein finsteres Gesicht und schweigt.«
Der Junge schaute auf seine Füße. »Ich lese nicht viel. Es fällt mir schwer.«
Dagmar murmelte etwas davon, dass der Junge nicht allzu helle sei, aber nicht jeder war ein Leser. Talwyn war sicherlich keine Leserin, aber Annwyl hätte ihre hinterhältige, intrigante Tochter wohl kaum als dumm bezeichnet. Dagmar konnte ein kleiner Snob sein, wenn es um Intelligenz ging. Die Barbarin war sich nicht zu schade, jeden auszunutzen, unabhängig von seinem Intelligenzgrad, aber in ihrem inneren Kreis akzeptierte sie nur diejenigen, die sie für »schlau genug« hielt.
Frederik dagegen war nur ein Junge. Ein Junge, der seinem Aussehen nach nicht überall hineinpasste, und das verstand Annwyl vollkommen. Ihr Götter, sie hatte sich erst mit einer komplett anderen Spezies einlassen müssen, bevor sie jene kennenlernte, die sie erträglich fanden.
»Ich bin hier! Ich bin hier!« Rhi hüpfte in einem hübschen mitternachtsblauen Kleid und mit einem Fellumhang um die schmalen Schultern drapiert die Treppe herunter. Die Ledertasche, die ihr Vater vor fast zehn Jahren für sie hatte anfertigen lassen, hing von ihrer Schulter und war höchstwahrscheinlich mit Pergament zum Zeichnen, Zeichenfedern und Tinte gefüllt. Sie nahm wenig mehr mit, wenn sie sich von der Burg entfernte.
»Es ist so ein schöner Tag draußen!«, zwitscherte sie fröhlich. »Und das direkt vor dem Winter! Ich hoffe, wir haben Käse dabei!«
Annwyl hatte Mühe, nicht zu lachen. »Aye. Wir haben Käse. Ich weiß, wie sehr du Käse liebst.«
»Kommt Daddy auch mit?«
»Dein Vater, Fearghus und Gwenveal sind alle bei deinem Großvater in Devenallt Mountain.«
»Aah, wichtige Besprechung unter Männern.«
»Das bezweifle ich.«
»Und Tantchen Keita? Onkel Ragnar?«
»Sie verbringen den Tag in Keitas Höhle.«
Rhi lächelte Frederik zu. »Kommst du auch mit, Lord Reinholdt?« Nur Rhi konnte einen vierzehnjährigen Jungen Lord Irgendwas nennen.
Der Junge runzelte verwirrt die Stirn, antwortete aber nicht. Rhi kratzte sich im Nacken. »Also dann … hmhm.«
Annwyl wollte den Jungen gerade fragen, was er vorhatte, als eine Stimme direkt hinter ihr »Mum!« blaffte und sie fast zu Tode erschreckte.
»Talan!«, schnauzte sie ihren Sohn an. »Schleich dich nicht immer an mich an!«
»Das habe ich nicht!« Er ließ sich auf einen Stuhl fallen, schnappte sich einen der Körbe und begann, darin zu wühlen. Der Junge war ein hungriges Fass ohne Boden. Egal, wie viel er aß, er schien nie satt zu werden.
Annwyl riss ihm den Korb aus den Händen. »Wo ist deine Schwester?«
»Sie kommt nicht mit.«
»Was meinst du damit?«
Er hob die Hände und zuckte die Achseln. »Sie kommt nicht mit.«
Verärgert wollte Annwyl wissen: »Warum nicht?«
»Ich weiß nicht.« Er griff in einen anderen Korb und zog einen Laib Brot heraus. »Sie war draußen auf dem Übungsgelände. Ich sagte: ›He, los, wir gehen!‹«
»Und was hat sie erwidert?«
»Nichts. Eine von diesen Kyvich hat gesagt«, – Annwyls Sohn senkte seine bereits tiefe Stimme noch mehr – »›Mylady wird nicht teilnehmen.‹«
Annwyl spürte den Zorn in sich hochsteigen und fragte: »Und welche Kyvich hat das gesagt?«
Talan zuckte die Achseln. »Keine Ahnung. Eine von den burschikosen.«
»Sie sind alle ein bisschen burschikos«, flüsterte Rhi und fühlte sich wahrscheinlich furchtbar, weil sie nur diese Andeutung machte.
»Das macht mir nichts aus«, fuhr Talan fort. »Nur der ganze Mist, den sie im Gesicht haben, gibt mir zu denken.«
»Dieser Mist«, fuhr Rhi sie an, »ist Teil eines heiligen Rituals, das …«
»Bla bla bla, mir egal. Können wir endlich gehen, Mum?«
»Nicht ohne deine Schwester.«
»Mum, lass es gut sein. Wenn sie mit den burschikosen Hexen Schwertkämpferin spielen will, dann lass sie. Zum Gespräch trägt sie sowieso nicht viel bei.«
»Darum geht es nicht!«, brüllte Annwyl. »Ich bin die Königin!«
Talan lehnte seufzend den Kopf an die Stuhllehne. »Und wir sind …«
»Ich bin hier die Königin, und ich regiere. Ich regiere hier! Nicht die götterverdammten Kyvich. Nicht deine Schwester. Ich!«
»Mum!«
»Nein! Ich sagte, sie geht mit zu
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