Dragon Fever: Roman (Dragon-Reihe, Band 6) (German Edition)
zuließ, ohne einen Finger zu rühren. Rhis kombinierte Panik und Wut bedeuteten nichts Gutes. Und diese Erkenntnis versetzte sie nur noch mehr in Panik.
Annwyl ging auf die anderen zu; ihr Körper sah entspannt aus, auch wenn Rhi wusste, dass er es nicht war. Sie konnte die Wut und Angst förmlich in Wellen von ihrer Tante ausstrahlen sehen.
»Können wir dir helfen, M’lady?«, fragte eine der Hexen. Ihr Name war Odda. Sie lächelte viel, aber Rhi mied sie, denn dieses Lächeln war nicht echt. Sie versuchte, es zu verbergen, aber sie war böse und nicht gerne hier. Vor allem mochte sie Tante Annwyl nicht.
»Nein«, sagte Annwyl. Sie machte Talwyn ein Zeichen. »Gehen wir!«
Odda schenkte ihr dieses spezielle Lächeln. »Es tut mir leid, M’lady, aber Kommandantin Ásta hat uns gebeten, heute mit Talwyn zu arbeiten. Also wird sie euer kleines Picknick leider verpassen.«
»Hast du den Eindruck, dass ich euch um Erlaubnis bitte? Wegen irgendetwas? Auf meinem Hoheitsgebiet?« Sie gab Talwyn noch ein Zeichen. »Na los!«
Talwyn machte einen Schritt nach vorn, aber Odda hob einen Finger, und zu Rhis Entsetzen blieb ihre Cousine stehen. Augenblicklich, widerspruchslos. Seit wann tat sie das? Befehle befolgen? Von irgendwem? Sie befolgte nie Befehle. Nicht einmal vernünftige, logische. Niemals!
»Vielleicht ein andermal, Mylady. Aber heute … habe ich meine Befehle.«
Es geschah so schnell, dass Rhi nichts sah, bis Blut die Vorderseite ihres hübschen Kleides befleckte. Da entdeckte sie den blutverschmierten Dolch in Annwyls Hand und den brutalen Schnitt über Oddas linke Gesichtshälfte. Er zog sich von direkt neben ihrem Auge über die Wange bis zum Mundwinkel. Blut floss ihre Wange herab auf ihre Schulter und Brust.
Die blauen Augen der Hexe wurden dunkler, und sie ballte die Fäuste, während Annwyl dicht an sie herantrat und sagte: »Ich weiß, ihr könnt das behandeln, sodass es in ein oder zwei Tagen nichts weiter als eine schwache Erinnerung sein wird. Aber wenn du dich noch einmal zwischen mich und die Meinen stellst – dann wird der nächste Schnitt nicht zu reparieren sein. Verstanden?«
Die beiden starrten sich unverwandt in die Augen, aber Rhi bemerkte, dass plötzlich weitere Kyvich erschienen. Sie wussten es, wenn ihre Hexenschwestern verletzt oder in Gefahr waren, und sie beschützten einander, wie Annwyl die Ihren beschützte. Rhi begann zu zittern, als sie die Kyvich von den Ställen, vom Schmied und aus ihren Quartieren kommen sah.
Ein Arm legte sich um sie, und Rhi schaute zu Talan auf.
»Aye, Mylady«, antwortete Odda. »Ich verstehe.«
Dann versetzte die Hexe Annwyl einen Rückhandschlag, der sie quer über das Gelände und durch den Holzzaun hindurchfliegen ließ.
Sie waren in flottem Tempo auf der Straße in Richtung Garbhán unterwegs, als Izzy ihre Mutter nicht weit vor sich entdeckte.
»Mum!«
Talaith drehte sich um und winkte. »Hallo!«
Izzy ritt neben ihre Mutter. »Hallo, Mum.«
Ihre Mutter trat näher und legte die Hand auf ihren Stiefel. »Fühlst du dich jetzt besser?«, fragte sie leise.
»Äh …«
Sie wusste, was ihre Mutter meinte, und um ehrlich zu sein, hatte sie nicht mehr weiter daran gedacht, nachdem das Vögelfestival mit Éibhear begonnen hatte. Aber das würde sie ihrer Mutter bestimmt nicht sagen. Nicht jetzt. Niemals.
»Wir sollten uns noch einmal unterhalten«, sagte sie stattdessen. »Ich habe immer noch viele Bedenken.«
»Ich weiß, ich weiß. Ich auch. Trifft sich aber gut. Ich wollte gerade zurück zur Burg. Wir veranstalten ein Picknick.« Talaith warf einen Blick hinter sich. »Oh. Du hast Gesellschaft mitgebracht.«
»Aye. Gaius Domitus.«
»Der Rebellenkönig? Er ist hier?«
»Mitsamt seiner Schwester. Er ist hier, um Onkel Bram zu treffen. Er will eine Audienz bei Annwyl und Rhiannon.«
»Ihr Götter. Das kann nichts Gutes bedeuten.« Talaith hielt ihrer Tochter die Hand hin. »Ich reite mit dir. Ich bin mir sicher, Annwyl ist …«
Talaith unterbrach sich abrupt, und ihr Blick ging zur anderen Seite von Izzys Pferd. Izzy schaute hinüber zum Wald, sah aber nichts.
»Mum?«
Talaith blinzelte, dann packte sie Izzys Arm. »Deine Schwester«, war alles, was sie sagte. Alles, was sie sagen musste.
Izzy zog ihre Mutter auf ihr Pferd und schaute sich über die Schulter zu Gaius um. »Wartet hier. Ich schicke euch jemanden.«
»In Ordnung.«
»Macsen. Bleib. Pass auf!«
»Izzy«, fragte Éibhear über ihr; seine kräftigen
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