Dragon Fire
die Frauen sie immer noch alle anstarrten, fragte Keita: »Was?«
Rhona, die eindeutig
ein Grinsen unterdrückte, warf all ihren Cousinen und Tanten einen Blick zu,
beugte sich dann vor und fragte: »Du hast ihr Augenklappen geschickt?«
»Ich wollte nett sein!«
22 Nachdem er nach seinem
Vetter gesehen hatte – der schlief – und nach seinem Bruder – der grübelte –,
blieb Ragnar eine Weile in seinem eigenen Zimmer und las ein paar Briefe, die
er aus den Nordländern mitgebracht hatte, aber noch nicht hatte durchsehen
können. Hauptsächlich von den Kommandanten der verschiedenen Truppen und
Einheiten. Und obwohl die Briefe und Sendschreiben kurz waren, erfüllte ihn
jedes einzelne mit wachsendem Unbehagen, bis er sich sicher war, dass Königin
Rhiannon recht gehabt hatte. Was auch immer in den Südländern vor sich ging –
es betraf auch die Nordländer.
Er wusste, dass er in
nächster Zeit nicht würde schlafen können. Deshalb beschloss er, spazieren zu
gehen, um einen klaren Kopf zu bekommen, aber zuerst kehrte er zu seinem Bruder
zurück – der immer noch brütete – und gab ihm die Briefe.
»Lies das.«
»Okay.«
»Und morgen fängst du
an, mit den Leuten zu reden.«
»Worüber?«
»Alles. Gerüchte über
Feinde, Kriege. Ist mir egal.« Sein Bruder konnte gut mit Einheimischen und
Dienern umgehen und fand so alles Mögliche heraus. Und Ragnar brauchte ein
Gefühl für das, was unter den Südland-Menschen vor sich ging. So sehr Drachen
oft versuchten, so zu tun, als seien Menschen nichts weiter als eine zusätzliche
Nahrungsquelle, wusste Ragnar, dass das, was in ihrer Welt passierte, oft
direkten Einfluss darauf hatte, was unter den Drachen geschah. »Informier mich
später.«
Nachdem er das
erledigt hatte, ging Ragnar die zwei Treppenfluchten hinunter und durch den
Rittersaal. Es gab auf dem ganzen Gebiet Seen und Flüsse, und er würde sich
einen hübschen, ruhigen von ihnen aussuchen, an dem er gut über alles
nachdenken und überlegen konnte, was er als Nächstes tun sollte.
Doch bevor er auch nur
die Treppe hinunter war, stürzte neben ihm etwas vom Himmel. Was auch immer es
war: Es knallte mitten auf die Treppe, und Ragnar ging näher heran, um es
besser sehen zu können.
»Keita!« Er kauerte
sich neben sie. Sie war noch menschlich und trug nur ein Leintuch. Sie hätte
tot sein können, bei einem Sturz aus dieser Höhe.
Vorsichtig drehte
Ragnar sie um. Ihre Nase blutete, und sie trug etwas, das nach einer
selbstgemachten Augenklappe aussah. Zwei, um genau zu sein. Eine über jedem
Auge. Aber sie atmete und ihr Herz schlug noch.
»Keita? Hörst du
mich?«
Ragnar zog das
Leintuch weg und bemühte sich verzweifelt, die Schönheit des menschlichen
Körpers zu ignorieren, der darunter zum Vorschein kam, und sich auf mögliche
Verletzungen zu konzentrieren. Er strich ihr mit den Händen über Rippen und Hüften.
Soweit er feststellen konnte, war nichts gebrochen, aber sie hatte eine böse
Beule an der Stirn und dann … die Augenklappen.
Er griff danach und
wollte sie eben abnehmen, als Keita hustete. Ragnar wich zurück. »Ihr Götter
des Donners, wie viel hast du getrunken?«
Keita hielt vier
Finger hoch und lallte: »Zwei Ales.«
»Alles klar bei dir,
Cousine?«, rief eine Drachin – ebenfalls lallend – von oben.
Aus Keitas vier
Fingern wurde ein in Richtung Himmel erhobener Daumen.
»Gut. Und heute Abend
beim Essen solltest du uns deinen gutaussehenden Freund vorstellen.«
»Such dir deinen
eigenen Blitzdrachen«, schrie Keita zurück. »Es gibt noch zwei, und die sind
gar nicht übel.«
»Egoistische Ziege!«
»Herzlose Schlangen!«
Das Gelächter
verklang, als die Drachinnen davonflogen, und Ragnar blieb mit einer
betrunkenen, nackten Prinzessin allein zurück.
Er beugte sich über
sie. »Keita …«
Seine weiteren Worte
wurden ihm abgeschnitten, als Keitas Hände ihm ins Gesicht knallten. »Ich bin
blind!«, schrie sie, während ihre Hände nach seinem Gesicht tasteten. »Ich kann
nichts sehen! Warum haben mich die Götter so verflucht?«
»Ruhig! Du weckst noch
alle auf.« Er drückte ihre Arme weg und riss ihr die Augenklappen ab.
»Oh.« Mehrmals
blinzelnd sah sie schließlich Ragnar an. »Hallo Éibhear.«
Jetzt war er
beleidigt. »Ich bin Ragnar, du Dussel.«
»Was tust du mit
meiner Schwester?«, fragte der blaue Prinz hinter ihm.
Er wusste, nach was es
aussehen musste, aber es war ihm ziemlich egal, deshalb antwortete er: »Ich
wollte gerade schauen,
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