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Dragon Fire

Dragon Fire

Titel: Dragon Fire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G. A. Aiken
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einen vor der ganzen Familie eine Hure, was bedeutete,
dass man den Gefallen zurückgeben musste, indem man in den Raum stellte, man
sei Hure genug, um den Gefährten der Schwester zu vögeln. Anscheinend
unterschieden sich die Regeln der Etikette bei den Südland-Drachen wenig vom
Nordland-Drachenkodex, wenn es um Geschwisterstreits ging.
    Dennoch wäre Ragnar
nie darauf vorbereitet gewesen, dass eine weibliche Bekannte aus den
Nordländern so plötzlich über den Tisch sprang, wie Keita es gerade tat, nur um
auf halbem Weg ihre brüllende Schwester zu treffen und mit ihr
zusammenzuprallen. Ihre Körper wirbelten herum, als sie sich trafen, beide
schnappten nach den Haaren der anderen und zerrten daran, während sie einander
Obszönitäten ins Gesicht schrien wie betrunkene Nordland-Matrosen auf Urlaub.
Nein. Ragnar wäre niemals darauf vorbereitet gewesen – er war es auch jetzt
nicht.
    Und was tat ihre
Familie? Nichts. Die meisten schauten gelangweilt drein, während der Blaue
immer wieder sagte: »Wir müssen etwas tun!« Aber er tat nicht wirklich »etwas«.
Selbst die Menschenkönigin hatte sich wieder ihrem Buch zugewandt. Nur Dagmar
schien entsetzt, die Hand vor den offenen Mund geschlagen, die Augen hinter
ihren Augengläsern weit aufgerissen.
    Als ihm klar wurde,
dass keiner von Keitas Familie etwas zu tun gedachte, um dem Ganzen Einhalt zu
gebieten, stand Ragnar auf und kletterte auf den Tisch.
    »Ich rate dir, dich da
nicht hineinzuwagen«, warnte ihn Fearghus, der älteste und anscheinend nichtsnutzigste
Sohn der Königin. Er hatte sich eilig seine umherstreifenden Kinder geschnappt
und hielt sie sicher auf seinem Schoß – zu mehr schien er nicht in der Stimmung
zu sein.
    Ragnar wollte sich gar nicht hineinwagen, aber die
Feuerspucker ließen ihm ja keine Wahl.
    Er hatte gerade seine
Arme um Keitas Taille gelegt, als ein Mann durch eine andere Tür hereingeeilt
kam. »Verdammt«, murmelte er, bevor er seinen Schild und die Axt fallen ließ
und sich zu Ragnar auf den Tisch gesellte. Er hielt Prinzessin Morfyd fest, und
mit vereinten Kräften trennten sie die beiden Königstöchter. Zu dumm, dass die
zwei Frauen einander immer noch an den Haaren gepackt hielten.
    »Lass sie los, Keita!«
    Keitas Antwort war ein
Schrei. Sie schrie keine Worte, sie schrie einfach. Es war ein bisschen
beunruhigend.
    »Morfyd! Bitte!«,
flehte der Menschliche praktisch. Aber sie war nicht viel besser als ihre
Schwester.
    Verzweifelt löste
Ragnar einen Arm von Keitas Taille und berührte ihre Hand. Er entfesselte einen
ganz leichten Blitz, doch das genügte. Der Blitz schoss durch ihre Finger und
in die Haare ihrer Schwester, direkt bis zur Kopfhaut. Sie kreischten beide und
ließen einander los, sodass die beiden Männer sie auseinanderziehen konnten.
    »Hure!«, schrie
Prinzessin Morfyd.
    »Frigide Kuh!«,
kreischte Keita. Dann schlug eine die andere und die andere schlug zurück, und
Ragnar hatte genug! Er stieg vom Tisch und trug Keita aus dem Rittersaal hinaus
in die kühle Nacht.
     
    Brastias brachte
Morfyd in ihr Zimmer und schloss die Tür. Er legte sie aufs Bett, kehrte zur
Tür zurück und schloss sie ab. Dann ging er wieder zum Bett und setzte sich
neben sie. Sie hatte die Ellbogen auf die Knie gestützt und das Gesicht in den
Händen vergraben.
    »Die Tür ist
abgeschlossen«, sagte er.
    »Sicher?«
    »Sicher.«
    Dann brach Morfyd in
Tränen aus, und Brastias zog sie in seine Arme und ließ sie sich ausweinen.
     
    Ragnar setzte Keita
ab, und sie wollte direkt wieder zurück in die Burg stürmen. »Undankbare,
gehässige …«
    Er schnappte ihren Arm
und zog sie zurück. »Lass es gut sein.«
    »Lass es gut sein? Ich
lasse überhaupt nichts gut sein, schon gar nicht meine gerechtfertigte
Verachtung!«
    Und Ragnar konnte ganz
ehrlich nicht anders, als zu lachen.
    »Es tut mir leid«, log
er und hielt die Prinzessin zurück, die schon wieder davonstolzieren wollte.
»Es tut mir so leid.«
    »Dir tut gar nichts
leid! Du bist auf ihrer Seite, da bin ich mir sicher! Lass uns der Hure einen
Dämpfer verpassen.«
    »Zieh mich nicht in
deinen Streit mit deiner Schwester hinein. Das ist eine Sache zwischen euch
beiden. Ich bin nur ein unschuldiger Beobachter.« Ragnar setzte sich auf eine
Bank und zog an Keita, bis sie sich neben ihn fallen ließ.
    »Jämmerliche alte
Kuh«, murmelte sie.
    »Na, na. Sei nicht so
hart zu dir selbst.«
    Ihre kleine Faust traf
seinen Arm.
    »Das macht sie immer,
weißt du?«, beschwerte

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