Dragon Fire
gefolgt und mit ihr gekommen war.
Wie die Wölfe, die sich am Vorabend an ihren Schwanz geschmiegt hatten, wurden
die Männer an diesem Ort von ihr angezogen. Sie unterbrachen, was auch immer
sie gerade taten, und strichen mit ausgestreckten Händen und offenen Mündern um
sie herum.
Sie wies jedes
männliche Wesen – und ein paar weibliche – jedoch mit Leichtigkeit ab. Mit
einem Lächeln und einem Abwinken oder Kopfschütteln oder indem sie einen
gutaussehenden Nackten vor sich zog, um diejenigen abzulenken, die ihre
Aufmerksamkeit auf sich ziehen wollten.
Sie schickte einen
weiteren lüsternen Mann weg und sah sich in dem Ballsaal im ersten Stock um, in
dem sie nun angekommen waren. Falls sie all den Sex um sie herum sah, zeigte
sie es eindeutig nicht. Stattdessen runzelte sie die Stirn.
In diesem Moment
erkannte Ragnar etwas in Keitas Blick, das er nur bei wenigen anderen gesehen
hatte. Bei seiner Mutter, bei Dagmar und bei ein paar seiner Cousinen.
Und dieses Etwas war
kühle, schonungslose Berechnung.
»Was hoffst du zu
finden?«, fragte er.
»Meine Tante.«
Vielleicht, aber Keita
suchte nicht nur nach ihrer Tante – sie suchte nach Antworten. Antworten über
ihre Tante, ja, aber mehr als das. Es war ein feiner Unterschied, aber dennoch
immens in seiner Komplexität.
Ragnar sah sich um.
»Hier? Du hoffst, Esyld hier zu finden?«
Sie schnaubte und
stemmte die Hände in die Hüften. »Und was soll das nun heißen?« Obwohl Ragnar nicht vorhatte, in diese
Falle zu treten, warf Keita die Hände in die Höhe, als wäre er gerade dabei, es
doch zu tun. »O nein. Ich wette, ich kann es erraten. Nur eine Hure würde
hierherkommen, richtig? Und im Gegensatz zu mir ist meine Tante keine Hure.«
»Das habe ich nie gesagt.«
»Dann ist meine Tante also eine Hure?«
Warte . »Und das habe ich auch nie gesagt.«
»Dann bin also nur ich
eine Hure, und Esyld ist eine Heilige?«
»Das habe ich auch
nicht gesagt.«
Keita warf ihm ein
»Hm!« hin und marschierte davon. Ragnar wollte ihr folgen, doch eine junge Frau
fiel vor ihm auf die Knie.
»Ein Mönch«, schnurrte
sie und sah ihn lüstern an. »Was für ein ungezogener Leckerbissen!«
Sie griff nach seinem
Gewand, und Ragnar schnappte ihre Hände, aus Angst, er würde sie nicht mehr
bremsen können, wenn sie ihre Hände erst einmal an ihn gelegt hatte. Er war nur
ein Drache – kein Heiliger.
»Nein, nein«, sagte er
rasch. »Nicht anfassen.«
»Bist du schüchtern?«,
neckte sie ihn.
Schüchternheit war
nicht das Problem – und etwas sagte ihm, dass er diesen Raum nie verlassen
würde, falls er dieser Frau sagte, er sei ein schüchterner Mönch –, aber Keita
aus den Augen zu verlieren, wenn sie um eine Ecke bog, war definitiv ein
Problem.
»Nicht schüchtern.
Verflucht.« Auch das brachte ihre Augen zum Leuchten, deshalb fügte er rasch
hinzu: »Verflucht mit einer Krankheit. Einer ansteckenden.« Sie riss ihre Hände
weg, und Ragnar ging um sie herum und hinter Keita her.
Er sah sie am Ende des
Flurs, wo ein nackter Mann ihren Arm ergriffen hatte. Doch im Gegensatz zu
vorher, als Keita sich mühelos ihren Weg aus diesen unangenehmen Situationen
gebahnt hatte, ließ dieser Mann sie nicht los. Und was noch beunruhigender war:
Er riss sie an sich und zog sie zur Hintertür hinaus.
Den Kopf gesenkt,
folgte Ragnar und stürmte durch dieselbe Tür, blieb aber abrupt stehen – das
musste er auch, bei all den Schwertern, die auf ihn gerichtet waren.
»Und wer ist das
dann?«, wollte Lord Sinclair DeLaval wissen, als Ragnar aus der Hintertür
gestürmt kam wie ein wütender Bulle. »Noch ein Liebhaber?«
»Ein unschuldiger
Mönch«, beruhigte ihn Keita. »Nichts weiter.«
Ihr Götter, was für
ein Fehler DeLaval gewesen war. Zwölf Jahre, und der Mensch hatte ihre eine
Nacht immer noch nicht abgehakt. Sie sah ihn nicht oft, aber wenn sie es tat,
dann versuchte er, sie mit Schmeicheleien, Geschenken und Charme
zurückzuerobern. Alles, um sie wieder in sein Bett zurückzuholen. Aber eine
Nacht hatte gereicht. Er war nicht schlecht gewesen. Tatsächlich war es eine
vergnügliche Nacht gewesen – wenn sie sich recht erinnerte. Doch die, die
hinterher unbedingt klammern mussten, machten sie immer nervös.
Und das war der Grund.
Keita lächelte
Sinclair an, doch ihr Blick war auf das Tor hinter ihm konzentriert. Im Moment
konnten weder sie noch Ragnar ihre wahre Gestalt annehmen oder ihre natürlichen
Gaben nutzen. Athol sorgte dafür, denn er mochte
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