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Dragon Fire

Dragon Fire

Titel: Dragon Fire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G. A. Aiken
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stürzte. Ein Kopf rollte vorbei, und Keita wickelte sich
schnell den Umhang fester um den Körper, um ihr Kleid vor verirrten Blutspritzern
zu schützen.
    Der zweite Wächter
wurde zweigeteilt. Der dritte verlor beide Arme. Der vierte bekam Ragnars Faust
zu spüren. Nur ein Mal, aber das genügte, um sein Gesicht vollkommen zu
zerstören.
    Als alle Wachen tot,
sterbend oder bewegungsunfähig waren, konzentrierte sich Ragnar auf Athol.
    Keita rannte auf
Zehenspitzen – und um eine endlose Menge Blut herum – zu Ragnar hinüber,
stellte sich vor ihn und stemmte die Hände gegen seine Brust.
    »Lass es gut sein.«
    »Er hat dir nicht
geholfen«, sagte Ragnar.
    »Lass es gut sein.«
    Sie sah, wie der
Drachenlord, der voller Blut und menschlicher Einzelteile war, seine Wut
unterdrückte und die vollkommene Kontrolle über seine Gefühle zurückgewann. Als
er sich beruhigt hatte, nickte er, und Keita deutete zum Tor. Er ging hinaus,
und Keita ging zu Athol hinüber.
    Als sei nichts
geschehen, sagte sie: »Also, ich muss gehen.«
    »So früh?«
    Keita zügelte ihren
Drang, dem Elf das Gesicht abzubeißen. »Leider. Ich brauche meinen
Schönheitsschlaf, und wir müssen morgen früh aufbrechen.«
    »Und hast du gefunden,
wonach du gesucht hast, meine schöne Keita?«
    »Nein. Aber vielleicht
kann ich ein andermal wiederkommen und weitersuchen?«
    »Jederzeit, alte
Freundin. Das weißt du doch.«
    Freundin?
Wirklich? Doch
Keita würde auch dazu nichts sagen. Jemand wie Athol war nützlich. Außerdem war
er nicht wie die Menschen. Er wäre weder für sie noch für Ragnar einfach zu
töten gewesen – nicht auf seinem eigenen Territorium.
    Athol gab Keita einen
Handkuss und zwinkerte ihr zu. Mistkerl . Seinem Assistenten wiederum schenkte Keita ein
kleines, respektvolles Kopfnicken, denn sie konnte das ehrliche Bedauern im
Gesicht des Jungen sehen. Sie wusste, dass er ihr hatte helfen wollen, und
verstand, warum er es nicht konnte. Er trug vielleicht weder Halsband noch
Leine wie einige von Athols Gästen, aber das hieß nicht, dass er nicht genauso
zur Unterwerfung gezwungen war.
    Sie ging durch das Tor
und auf die Straße. Sofort spürte sie, wie Athols Macht von ihr abfiel, und es
schockierte sie, dass sie bisher nie bemerkt hatte, wie beklemmend diese Macht
war. Als das Tor sich hinter ihr schloss, atmete sie zitternd aus und rieb sich
die Stirn.
    »Bist du in Ordnung?«
    Und was sie jetzt
wirklich nicht brauchte, war, dass Ragnar nett zu ihr war. Sie hatte immer noch
keine Ahnung, wo ihre Tante war oder ob sie den Thron verraten hatte; und sie
mussten auch noch mindestens einen Tag lang fliegen, nur um sich dann am Ende
der Reise ihrer Mutter stellen zu müssen.
    Den Drachenlord zu
beschimpfen war eine Möglichkeit, und sie dachte kurz darüber nach, aber auch
dafür war sie einfach nicht in Stimmung.
    »Mir geht es gut«,
sagte sie.
    »Was hast du mit ihm
gemacht?«
    »Mit DeLaval?« Sie hob
den Zeigefinger, an dem sie ihn saugen lassen hatte. »Loeizkraut. Ich habe
immer ein bisschen davon in der Tasche.«
    »Um Leute zu
vergiften?«
    »Wenn sie aufdringlich
werden … ja.«
     
    Ragnar musterte die
Drachin, die vor ihm stand, und langsam dämmerte es ihm.
    Sie hatte diesem
Adligen und dem Elf gegenüber ohne das kleinste bisschen Angst oder Panik
gehandelt, auch wenn sie im Grunde in ihrer menschlichen Gestalt gefangen war.
Und sie kannte nicht nur das seltene Loeizkraut, sondern hielt auch etwas davon
versteckt und wusste, wie man es benutzte.
    Er wusste das, denn
Loeiz wurde in Essen oder Getränken vollkommen wirkungslos. Es musste direkt
mit Speichel oder den Schleimhäuten reagieren, um schnell zu töten, oder in
einen kleinen, blutenden Schnitt gegeben werden, wenn man Zeit brauchte zu
verschwinden, bevor der Tod eintrat. Und sehr wenige kannten die Verwendung des
Krautes als Gift, denn es war schwer zu finden, und man konnte es nur ganz kurz
vor dem Aufblühen pflücken. Zu früh gepflückt, konnte man es wunderbar rauchen.
Zu spät gepflückt, war es köstlich als Würze für Fleischgerichte.
    Ragnar trat näher und
sah ihr in die Augen. Sie war zu müde, um Spielchen zu spielen. Zu zornig, um
ihn zu necken oder zu quälen. Und als er hinsah, sah er nur die Wahrheit.
Vielleicht wäre er sich nicht so dumm vorgekommen, wenn er vorher schon genauer
hingesehen hätte.
    Denn sein Vetter und
sein Bruder hatten die ganze Zeit recht gehabt – Ragnar hatte Prinzessin Keita
falsch eingeschätzt. Zwar glaubte er immer

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